Negative Rekorde
Über alle Baumarten gemittelt verdoppelte sich der Schadflächenanteil auf fast ein Drittel. Auch bei der mittleren Kronenverlichtung gibt es einen neuen, traurigen Höchstwert: Sie stieg in diesem Jahr auf mehr als 25 Prozent an, über alle Baumarten und Altersklassen hinweg gesehen. Insgesamt sank der Waldflächenanteil ohne sichtbare Schäden auf nur 15 Prozent. Den Baumarten Buche und Eiche wurde der schlechteste je beobachtete Kronenzustand attestiert. Nur noch 3 Prozent der Eichen und 5 Prozent der Buchen zeigten keine sichtbaren Schäden.
Vorschädigungen und Wetterereignisse summieren sich
Diese alarmierenden Ergebnisse sind zum einen auf die Vorschädigung vieler Waldbäume durch die vorhergehenden Trockenjahre zurückzuführen. Darüber hinaus ist der schlechte Kronenzustand in diesem Jahr auch eine Folge der Spätfröste Ende April, die aufgrund des warmen Frühjahrs sehr zeitig ausgetriebenen Blätter erheblich schädigten. Trotz der insgesamt moderaten Wasserversorgung trugen die wiederkehrenden Hitzetage (Tmax > 30°C) und regional auftretende Trockenperioden zu den Vitalitätsverlusten bei. Besonders auffällig war in diesem Jahr eine baumartenübergreifend beobachtete Kleinblättrigkeit, das heißt eine Reduktion der Blatt- bzw. Nadeloberfläche.
Waldschutzsituation
Obwohl im Jahr 2024 die Schäden durch Stürme, Waldbrände und Dürre auf einem relativ niedrigen Niveau lagen, gibt es insgesamt keinen Trend zur Verbesserung der Waldschutzsituation. Im Süden Brandenburgs führte die Massenvermehrung des Kiefernspinners in einem Befallsgebiet von insgesamt über 11.000 Hektar zu Nadelverlusten über 30 Prozent. Insgesamt 700 Hektar waren von Kahlfraß betroffen. Das Ausmaß der dadurch entstandenen Waldschäden ist insbesondere von der Witterung der nächsten Jahre, der Entwicklung rindenbrütender Käfer und dem Umfang forstlicher Maßnahmen (sogenannter Sanitärhiebe) abhängig.
Einfluss auf den Waldumbau
Die Weiterentwicklung der vorherrschenden Kiefernbestände in widerstandsfähige, gemischte Waldbestände mit standorts- und klimagerechten Baum- und Straucharten und vielfältigen Waldrändern ist von essenzieller Bedeutung, um den zunehmenden abiotischen und biotischen Risiken zu begegnen.
Zu Recht steht daher der Waldboden als „Boden des Jahres 2024“ im Rampenlicht der Rubrik „Im Fokus“ des diesjährigen Waldzustandsberichts. Denn die Fähigkeit der Waldböden, Wasser und Nährstoffe pflanzenverfügbar zu speichern und Schadstoffe zu filtern, spielt eine zentrale Rolle – insbesondere in Brandenburg mit seinen für Wälder und Waldbewirtschaftung herausfordernden klimatischen und geologischen Bedingungen.
Um aus vorhandenen Kiefernreinbeständen standortangepasste und gemischte Waldbestände zu entwickeln, bedarf es außerdem einer ausreichenden Pflanzendichte und Artenvielfalt in der nachwachsenden Waldgeneration. Für inzwischen 40 Prozent der Waldfläche Brandenburgs konnten vorliegende Daten des Verjüngungszustands- und Wildeinflussmonitorings ausgewertet werden. Das Ergebnis zeigt leider, dass in der Verjüngungsschicht weder die wünschenswerte Baumartenvielfalt noch eine ausreichende Dichte ungeschädigter Jungpflanzen vorhanden ist.
Fazit
Insgesamt sind die Ergebnisse der aktuellen Waldzustandserhebung sehr besorgniserregend. Die mit der fehlenden Blatt- bzw. Nadelbiomasse bei allen Baumartengruppen einhergehende Reduktion der Fotosyntheseleistung schränkt nicht nur die Revitalisierung der Bäume ein, sondern dürfte auch mit einem Rückgang des Zuwachses und damit der CO2-Senkenwirkung der Wälder verbunden sein. Die sichtbaren Schäden der Baumkronen sind sehr wahrscheinlich auch im Wurzelbereich der Bäume wiederzufinden, so dass sich insgesamt die Wasser- und Nährstoffaufnahme der Bäume vermindert. Die Waldzustandserhebung widerspiegelt somit eindrücklich die Folgen des Zusammenwirkens der häufigeren und intensiveren abiotischen und biotischen Schadfaktoren sowie der mit Blick auf die klimatischen Veränderungen noch unzureichenden Mischung und Struktur in den Wäldern Brandenburgs.
Landesweit sollten wir daher die Anstrengungen zu einer aktiven Waldentwicklung der bisher von Kiefern dominierten Bestände intensivieren. Wirksame Instrumente sind die Schaffung abwechslungsreicher Lichtverhältnisse am Waldboden im Zuge von Waldpflege und Holzernte, die Sicherstellung waldverträglicher Wilddichten mittels Jagd, und die Anreicherung der sich etablierenden Naturverjüngung mit weiteren standorts- und klimagerechten Baumarten.
Hier geht es zum Waldzustandsbericht 2024.



