Nach der Darstellung des Vorkommens und der Verbreitung wird in einer Spezialauswertung der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) auf die Eigenschaften des Altersklassenwaldes näher eingegangen. Wie teilen sich der Vorrat, der Zuwachs und die Nutzung zwischen Alterklassenwald und übrigem Ertragswald auf?

Nach den Daten der ÖWI entsprachen in der ersten Hälfte der 1990er Jahre rund 47 % der bestockten Waldfläche den Kriterien des Altersklassenwaldes. In der Inventurperiode 2000/02 waren es 44 % und aktuell errechnet sich ein Anteil von rund 39 %. Bezogen auf die reine Ertragswaldfläche ist der Anteil des Altersklassenwaldes naturgemäß höher und beträgt momentan rund 51 %.

Für den Vergleich von Alterklassenwäldern und den übrigen ungleichaltrigen und strukturreichen Ertragswäldern mussten diese voneinander abgegrenzt werden (siehe ÖFZ 12/2011). Dazu wurden ÖWI-Parameter wie Bestandesaufbau, Bestandesform und Altersklassendominanz herangezogen. Diese Klassifikation bildet die Grundlage für die folgende vergleichende Darstellung der Inventurperiode 2007/09.

Der Altersklassenwald – nicht ganz einfach zu definieren

Altersklassenwälder sind durch eine räumliche Trennung von Beständen gleichen Alters gekennzeichnet. Sie entstehen typischerweise im Kahlschlagbetrieb des schlagweisen Hochwaldes. Auch Verjüngungsverfahren wie Schirm- und Saumschlag können annähernd gleichaltrige Bestände hervorbringen, die dem Begriff des Altersklassenwaldes entsprechen.

Im Gegensatz dazu wird im Plenterwald durch Einzelstammentnahme ein Nebeneinander von Bäumen unterschiedlicher Dimension und unterschiedlichen Alters angestrebt. Zwischen großflächigem Altersklassenwald und Plenterwald als den Eckpunkten im Spektrum möglicher Bestandesbilder bestehen nach Größe und Anordnung die verschiedensten Übergangsformen der mit gleichaltrigen Bäumen bestockten Flächen. Neben dem Verjüngungsverfahren sind die unterschiedlichen Bestandesbilder auch Folge von Schadereignissen wie Sturm oder Käferkalamitäten.

Größerer Baumartenreichtum im übrigen Ertragswald

Altersklassenwälder werden mit einschichtigen Beständen und insbesondere mit Fichte in Verbindung gebracht. Die Berechnung des Vorrates nach Baumarten bestätigt die deutliche Dominanz der Fichte im Altersklassenwald. Im übrigen ungleichaltrigen und strukturreichen Ertragswald ist der Anteil der Fichte wesentlich geringer (Tabelle 1). Weiters zeigt sich, dass die anderen Baumarten mit Ausnahme der Schwarzkiefer und des sonstigen Nadelholzes im übrigen Ertragswald höhere Vorratsanteile aufweisen als im Altersklassenwald.

Tabelle 1: Der Vorratsanteil der Fichte überwiegt im Altersklassenwald
Baumart Altersklassenwald Vorrat (1000 vfm)Altersklassenwald Prozent (%)übriger Ertragswald Vorrat (1000 vfm)übriger Ertragswald Prozent (%)
Fichte388.70170,0306.15252,8
Tanne16.1682,933.5575,8
Lärche30.7185,544.7217,7
Weißkiefer26.9864,947.5118,2
Schwarzkiefer4.7550,94.3990,8
Zirbe6290,14.1550,7
sonstiges Nadelholz6610,15000,1
Buche45.8838,362.81510,8
Eiche8.2161,519.2133,3
sonstiges Hartlaub19.8153,636.7846,3
sonstiges Weichlaub12.6742,319.7653,4
Gesamt555.204100,0579.574100,0

Stärkere Dimensionen im übrigen Ertragswald

Rund 51 % der bestockten Ertragswaldfläche entsprechen den Kriterien des Altersklassenwaldes. Hingegen befinden sich mit 555 Mio. vfm knapp 49 % des gesamten Ertragswaldvorrates (1135 Mio. vfm) im Altersklassenwald. Die Verteilung des Vorrats über die BHD-Klassen zeigt deutliche Unterschiede: Im Vergleich zum Altersklassenwald weist der übrige ungleichaltrige und strukturreiche Ertragswald in den Stärkeklassen ab 30 cm deutlich höhere Vorräte auf (Abbildung 3). Das ist hauptsächlich auf Schutzwälder mit Holznutzung (SiE) zurückzuführen, die einen deutlichen Überhang an Vorrat im stärkeren Durchmesserbereich aufweisen.

Aufschließungssituation im Altersklassenwald günstiger

Die Aufschließung ist im Altersklassenwald günstiger, allerdings sind die Unterschiede nicht besonders groß. Klassifiziert man die Vorräte nach den Hangneigungsklassen (bis 40 % und über 40 %), so zeigt sich, dass im Altersklassenwald der Anteil des schlepperbefahrbaren Geländes um 5 %-Punkte höher ist als im übrigen Ertragswald (Tabelle 2).

Tabelle 2: Vorräte nach Hangneigung
GeländeHangneigung Altersklassenwald Vorrat (1000 vfm)Altersklassenwald Prozent (%)übriger Ertragswald Vorrat (1000 vfm) übriger Ertragswald Prozent (%)
Schlepperbefahrbarbis 40 %362.20065348.11960
Seilgeländeüber 40 %193.00435231.45640
Gesamt 555.204100579.574 100

Deutlichere Unterschiede zwischen den Altersklassenwäldern und den übrigen Ertragswäldern findet man, wenn man den stehenden Vorrat nach der Distanz zur nächstgelegenen LKW-befahrbaren Straße auswertet. Im Altersklassenwald befindet sich ein um 8 Prozentpunkte höherer Anteil des Vorrats in einer Distanz bis 100 m. Im Distanzbereich von 101 – 200 m bestehen keine nennenswerten Unterschiede. Für Distanzen über 200 m ist der Vorratsanteil in Altersklassenwäldern um 8 Prozentpunkte geringer (Abbildung 4).

Zusätzliche Aufschlüsse liefert der Vergleich der absoluten Vorratswerte in den Distanzkategorien, der zum Teil auf wesentliche Unterschiede zwischen dem Altersklassenwald und dem übrigen ungleichaltrigen und strukturreichen Ertragswald hinweist. Weiters lässt sich feststellen, dass vor allem im Schutzwald mit Holznutzung (SiE) die Aufschließungssituation vergleichsweise ungünstig ist.

Hoher Zuwachs in Altersklassenwäldern

Obwohl die Vorräte im Altersklassenwald und im übrigen Ertragswald fast gleich groß sind (555 versus 580 Mio. vfm), ist ein klarer Unterschied im Zuwachs erkennbar. Rund 61 % des jährlichen Zuwachses wird im Altersklassenwald geleistet. Ein wichtiger Grund dafür: Der übrige Ertragswald liegt im Durchschnitt höher als der Altersklassenwald und die Seehöhe bestimmt die Zuwachsleistung. Vor allem in Seehöhen über 1500 m weist der übrige Ertragswald einen mehr als doppelt so großen Flächenanteil wie der Altersklassenwald auf. Die getätigten Nutzungen liegen generell unter den Zuwachswerten, wobei das Verhältnis von Zuwachs und Nutzung kaum Unterschiede zeigt (Tabelle 3).

Tabelle 3: Zuwachs und Nutzung
Kategorie Zuwachs / Jahr (1000 vfm)Nutzung / Jahr (1000 vfm) Verhältnis Nutzung : Zuwachs (%)
Altersklassenwald18.56415.66184,4
übriger Ertragswald11.80710.22886,6
Gesamt30.37125.889 85,2

Nutzungsarten entsprechen Erwartung

Schlüsselt man die genutzte Holzmenge prozentuell nach der Art des Nutzungseingriffs auf, so zeigen sich vielfältige, mehr oder weniger deutliche Unterschiede (Abbildung 5). Auffällig ist zunächst im Altersklassenwald der geringere Anteil des natürlichen Abgangs durch Zusammenbrechen abgestorbener Bäume. Das lässt auf einen besseren Pflegezustand und häufigere Entnahme von gering vitalen Bäumen im Altersklassenwald schließen, dies bestätigt auch der höhere Anteil an Durchforstungen.

Der Nutzungsanteil aus kleinflächigen Eingriffen und Einzelstammentnahmen ist in Altersklassenwäldern deutlich geringer als im übrigen Ertragswald. Unter flächiger Entnahme versteht die ÖWI Schlaggrößen ab 500 m². Im Altersklassenwald weist die flächige Entnahme einen höheren Anteil auf als im übrigen Ertragswald. Der Unterschied ist jedoch nicht besonders groß. Aufgrund der relativ geringen Schlagflächengröße ab 500 m² werden auch kleinflächigere Nutzungen der flächigen Entnahme zugerechnet.

Eine Interpretation des Unterschieds bei den Zufallsnutzungen erscheint aufgrund der schwierigen Ansprache nicht zweckmäßig. Zufallsnutzungen sind bei der Erhebung im Wald nicht immer als solche zu erkennen, da eindeutige Hinweise wie liegende Wurzelteller auf aufgearbeiteten Schadflächen fehlen können. Der Anteil an Zufallsnutzungen, die der flächigen Entnahme zugewiesen werden, lässt sich nicht gut abschätzen. Eine eindeutige Ansprache von Zufallsnutzungen ist am besten kurz nach dem Schadereignis möglich.

Totholzvorrat im übrigen Ertragswald größer

Schon an den natürlichen Abgängen ist erkennbar, dass der stehende Totholzvorrat im übrigen ungleichaltrigen und strukturreichen Ertragswald größer ist als im Altersklassenwald. Der Anteil des stehenden Totholzes beträgt im Altersklassenwald 2,3 % des Gesamtvorrates. Im übrigen Ertragswald liegt dieser Prozentsatz bei 2,6 %. Mit Ausnahme des untersten Durchmesserbereiches ist der Totholzvorrat im übrigen Ertragswald über die BHD-Klassen durchwegs größer (Abbildung 6).

Die prozentuellen Totholzanteile sind dort hingegen in allen BHD-Klassen höher als im Alterklassenwald. Die größten Unterschiede treten dabei in den untersten und obersten BHD-Klassen auf und nehmen hin zum Durchmesserbereich von 31 bis 60 cm ab.

Resümee und Ausblick

Der Altersklassenwald unterscheidet sich in der Baumartenzusammensetzung, der Durchmesserverteilung und dem Zuwachs vom übrigen ungleichaltrigen und strukturreichen Ertragswald. Hinsichtlich Aufschließungssituation, Nutzungsart und stehendem Totholzvorrat sind die Unterschiede nicht ganz so augenfällig, gehen aber dennoch klar aus den Ergebnissen hervor.

Besonders interessant ist, dass sich Alterklassenwald und übriger Ertragswald in der Nutzungsintensität (Verhältnis von Nutzung und Zuwachs) nicht unterscheiden. Aufgrund der günstigen Aufschließungssituation sind auch die Vorräte im übrigen ungleichaltrigen und strukturreichen Ertragswald zu einem relativ großen Teil gut zugänglich. Der geringe Unterschied könnte auch mit den Sturmschadereignissen der letzten Jahre zusammenhängen, in deren Folge große Schadflächen außerhalb des Altersklassenwaldes aufgearbeitet werden mussten.

Aufgrund der Entwicklungen seit den 1990er Jahren kann mit einer weiteren Verringerung des Areals der Altersklassenwälder gerechnet werden. Damit einher geht auch ein Wandel in den waldbaulichen Anforderungen an die Waldbewirtschaftung. Aus ertragskundlicher Sicht bedeutet die Zunahme an ungleichaltrigen Wäldern, dass die Anwendbarkeit und die Gültigkeit von Ertragstafeln zunehmend eingeschränkt sind. Wegen der Vielfältigkeit von ungleichaltrigen, strukturreichen und oft gemischten Beständen erscheint eine Abbildung des Bestandeswachstums in Tafelwerken ähnlich den Ertragstafeln nicht zweckmäßig.

Computersimulationen bilden künftig eine Option für die Darstellung des Wachstumsganges für diese Bestände. Diese Simulationen sind jedoch anspruchsvoll hinsichtlich erforderlicher Datengrundlage und Rechnerleistung. Es stellen sich für die Forschung noch einige Fragen der praktischen Anwendung derartiger Simulationsprogramme.