Die Digitale Bodenkarte stellt der landwirtschaftlichen Praxis und Beratung, der Raum- und Landschaftsplanung, dem Umweltschutz und der Forschung und Lehre wertvolle Planungs­daten zur Verfügung.

Seit 1958 werden alle landwirtschaftlich genutzten Böden Österreichs kartiert. Die Geländeaufnahme erfolgt im Maßstab 1:10.000 und wird auf den Maßstab 1:25.000 generalisiert. Im Zuge der Geländeaufnahme werden allgemeine Standortsmerkmale, wie Ausgangsmaterial für die Bodenbildung, Geländeform, Wasserhaushalt und – in den einzelnen Bodenhorizonten – Eigenschaften wie Bodenart und Boden­skelett, Humus- und Carbonatgehalt angesprochen.

Für jede Kartierungseinheit (= Bodenform) werden Bodenproben aus Profilgruben entnommen und Bodenart, pH-Wert, Carbonat- und Humusgehalt für alle Bodenhorizonte bestimmt. Dieses umfassende Datenmaterial erlaubt detaillierte boden­kundliche Auswertungen in einem sehr weiten Anwendungsspektrum - von der landwirtschaftlichen Produktion über Erosionsgefährdung bis hin zu umwelt­relevanten Aspekten, wie etwa Nitratbelastung.

Flächendeckend für Österreich

Die flächendeckende Kartierung ist nahezu abgeschlossen, alle Informationen sind in einem Geografischen Informationssystem (GIS) zusammengeführt. Die Parametrisierungen der Datenbankinhalte gewährleisten, dass die digitale Bodenkarte als umfassendes Bodeninformationssystem stets aktuell ist. Die GIS-fähigen Karten umfassen:

  • Bodenformengrenzen
  • Waldgrenzen
  • flächenhafte Gewässer
  • verbaute Gebiete
  • nicht kartierte Gebiete (z.B. Flug­häfen, Almregionen)
  • Profilstellen

Die in den Erläuterungsheften zur Bodenkarte enthaltenen Informationen sind die Datenbasis der digitalen Bodenkarte. Zu diesen Informationen gehören Bodenformenbeschreibungen und Profilbeschreibungen mit Horizontbeschreibungen und Analysenergebnissen. Sie umfassen die Standortdaten, die Daten der Tiefenstufen und die Analysenergebnisse der Profilstellen – gestaffelt nach Tiefenstufen.

Die Bodendaten sind eine wertvolle Grundlage für Forschung und Lehre, sie bilden die Basis vieler nationaler und internationaler Projekte und unterstützen das BMLFUW bei Anfragen der EU. So ist im Zuge der Ausweisung der "Benachteiligten Gebiete" auch Österreich als Mitglied der europäischen Union gefordert, die Förderungswürdigkeit dieser Gebiete anhand von vor­definierten, objektiven Kriterien, die sich unter anderem auf den Boden beziehen, nach­zuweisen.

Mit der digitalen Boden­karte verfügt Österreich über ein im Vergleich mit anderen Mitgliedstaaten hervorragendes Werkzeug, um z.B. für Gebiete, deren Böden überwiegend an Staunässe leiden oder durch hohe Steingehalte im Oberboden gekennzeichnet sind, auch in Zukunft den Erhalt von Fördermitteln sicherstellen zu können (praktische Anleitung).

WebGIS Applikation eBOD

Über die BFW-Homepage oder direkt über www.bodenkarte.at gelangt man zur Start- und Informationsseite der digitalen Bodenkarte. Von hier erfolgt der Aufruf der Web-GIS Applikation (eBOD), auf der interaktiv alle Bodeninformationen der landwirtschaftlich kartierten Fläche Österreichs kostenlos und ohne jegliche Installation mit Web-Browsern abgerufen werden können.

Dieser umfassende Dienst wurde in einer Kooperation von BMLFUW, BFW und LFRZ erstellt und bietet neben der Information über die Bodenkartierung folgende thematische Auswertungen an: Bodentyp, Bodentypengruppe, Gründigkeit, Wasserverhältnisse, Humus­form, Humusgehalt, Kalkgehalt, Bodenreaktion, Wertigkeit Ackerland und Grünland, Bodenart und Ausgangsmaterial.

Von der Bundesanstalt für Wasserwirtschaft sind die Layer Bodenerosion, nutzbare Feldkapazität und Probenamenstellen eingebunden. Die Basiskarte der eBOD zeigt die Kartierungseinheiten (Bodenformen), die durch rote Polygone begrenzt werden, sowie die Profilstellen.

Beispiele für die Verwendung der Bodenkarte: thematische Karten

Ausgehend von der Basiskarte wird nach Auswahl einer gewünschten Eigenschaft eine thematische Karte mit Legende dargestellt. So ist es zum Beispiel möglich, auf Knopfdruck stark erosionsgefährdete Böden in einem ausgewählten Gebiet zu lokalisieren, Böden mit hohen Humusgehalten als Kohlenstoffspeicher zu identifizieren oder die nutzbare Feld­kapazität als Schlüsselparameter für den Wasserhaushalt eines landwirtschaftlich genutzten Bodens anzeigen zu lassen.

Verwertung von Klärschlamm

Nach den Bodenschutzgesetzen einiger Bundesländer, wie z.B. Niederösterreich oder der Steiermark, ist gemäß der jeweiligen Klärschlammverordnung die Erstellung einer Bodenempfindlichkeitskarte Voraussetzung für die landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm. Diese Karte zeigt die Empfindlichkeitsklassen der Böden gegenüber der Aufbringung von Klärschlamm und wird aus der Digitalen Bodenkarte mit den Daten der Kartierungseinheiten abgeleitet. Wird aufgrund der Berechnung eine Kartierungseinheit als "nicht geeignet" eingestuft, erübrigen sich die Begutachtung und Probenahme im Gelände.

Bodenfunktionsbewertung

Zur Berücksichtigung des Schutzgutes Boden als nicht erneuerbare Ressource in der Raumplanung sowie in Umweltverträglichkeitsprüfungen wurde 2013 vom Fachbeirat für Bodenfruchtbarkeit im BMLFUW und vom Normungsinstitut die ÖNORM L 1076 zur Bewertung von Boden­funktionen sowie ein ent­sprechen­der Leitfaden für deren Anwendung herausgegeben. Auch hier sind die Daten der Digitalen Bodenkarte maßgebliche Eingangsparameter. Basierend auf diesen Bewertungen wurden für die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg bereits entsprechende Funktionskarten im Internet publiziert, für Wien ist derzeit eine Karte in Vorbereitung.

Maßnahmen gegen Bodenerosion

Die Bodenkarte beinhaltet entscheidende Daten, wie Korngrößenzu­sammensetzung, Struktur oder Humusgehalt, die zur Klassifizierung von Böden hinsichtlich ihrer Erosionsgefährdung durch Wasser bzw. Wind benötigt werden.

Eine Erosionsgefährdungskarte erlaubt die effiziente Umsetzung von kultur- bzw. bewirtschaftungstech­nischen Maßnahmen, um den Verlust von wertvollem, da humus- und nährstoffreichem Oberboden einzudämmen.

Auswahl von Versuchsflächen und Flächen für Dauer- bzw. Spezialkulturen

Um den Einfluss des Bodens bei Versuchsflächen (z.B. Sortenversuche) gering zu halten, werden große zusammenhängende Flächen mit möglichst einheitlichen Bodeneigenschaften, wie z.B. Textur oder pH-Wert, gesucht. Im Weinbau bieten die Daten der Kartierungs­einheiten, die sich besonders in Hang­lagen auch innerhalb einer Riede stark ändern können, eine wertvolle Entscheidungshilfe für die Unterlags- und Sortenwahl.

Maßnahmen zum Grundwasserschutz, Nährstoffmanagement

Die Bodenkarte gibt Aufschluss über Speicherkapazität und Durchlässigkeit der Kartierungseinheiten und zeigt unter anderem Korngrößenzusammensetzung, Grobanteil und Humusgehalt in den einzelnen Bodenhorizonten. Für Grundwassersanierungsgebiete kann anhand der Bodenkarte die Gefahr von Nitratausträgen abgeschätzt werden, um anschließend zielgerichtet Maßnahmen setzen zu können. Diese Basisdaten können zusätzlich zu aktuellen Bodenuntersuchungsergebnissen zur Verbesserung der Präzision von Plänen zum Nährstoffmanagement herangezogen werden.

Ausgezeichnete Datengrundlage für landwirtschaftlich genutzte Böden

Österreich verfügt über eine ausgezeichnete Datenbasis für landwirtschaftlich genutzte Böden, deren Nutzung sich großer Beliebtheit erfreut. Der Benutzerkreis ist groß, die eBOD stellt der landwirtschaftlichen Praxis und Beratung, der Raum- und Landschaftsplanung, dem Umweltschutz (z.B. für Umwelt­ver­träg­lich­­keitsprüfungen) und der Forschung und Lehre wertvolle Planungsdaten zur Verfügung. Die eBOD ist auch im European Soil Portal des Joint Research Centres der Europäischen Kommission international verankert.