2005 hat eine Studie der Suva über das Unfallgeschehen in den Suvaversicherten Forstbetrieben ergeben, dass jährlich rund 45 Prozent der Lernende verunfallen. Um das Wissen über diese Unfälle zu vertiefen, analysierten die Forstexperten der Suva die Berufsunfälle der Lernenden der Klasse 42B (öffentliche Forstbetriebe und private Forstunternehmen) aus dem Jahr 2008 anhand eines strukturierten Fragebogens. Abgeklärt wurden 358 von insgesamt 363 Unfällen (321 telefonisch und 37 vor Ort im Betrieb).

Jeder sechste Vollbeschäftigte ist ein Lernender

Der Anteil der Lernenden in den Forstbetrieben hat sich von durchschnittlich 11,5 Prozent (Jahre 1985 bis 1990) auf rund 15,5 Prozent (Jahre 2004 bis 2008) erhöht. Im Jahr 2008 war somit jeder sechste Vollbeschäftigte ein Lernender. 20 Jahre früher war es jeder Neunte.

Diese Entwicklung weist auf kontinuierliche Veränderungen in der Branche hin. Damit sind auch die Herausforderungen für die Betreuung der Lernenden gestiegen.

Die Analyse der Daten über die Jahre 1985 bis 2008 zeigt, dass die Unfallhäufigkeit der Lernenden in den Forstbetrieben seit Jahren zwischen 350 und 500 Berufsunfällen pro 1000 Lernende schwankt, Tendenz leicht sinkend. Der Anteil der schwereren Fälle, die Taggeldzahlungen wegen Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben, sank in den vergangenen Jahren von 53 Prozent (Jahre 1985 bis 1994) auf 43 Prozent (Jahre 1995 bis 2008).

Unfallschwerpunkte: Entasten und Fällen von Bäumen

Die Auswertung der 358 Berufsunfälle der Lernenden im Jahr 2008 brachte folgende interessante Fakten an den Tag:

  • Die Forstwart-Lernenden verunfallten am häufigsten im dritten Lehrjahr.
  • Die meisten Berufsunfälle ereigneten sich bei Holzerntearbeiten (52 Prozent) und bei der Waldpflege (19 Prozent). Beachtliche 5 Prozent der Berufsunfälle ereigneten sich in der Schule bzw. beim Schulsport.
  • Die Berufsunfälle bei Holzerntearbeiten ereigneten sich zu 87 Prozent bei der Holzhauerei und zu 13 Prozent beim Holzrücken. Unfallschwerpunkte sind die Teiltätigkeiten Entasten mit 33 Prozent und Fällen von Bäumen mit 17 Prozent Anteil.
  • Spitzenreiter beim Unfallhergang sind getroffen werden mit 38 Prozent, ausgleiten, zu Fall kommen, Fehltritt mit 21 Prozent und sich schneiden, sich stechen mit 17 Prozent.
  • Rund 60 Prozent der Gegenstände, welche die Verletzung bewirkt haben, sind auf die Eigenheiten des Arbeitsplatzes Wald zurückzuführen (Baumteile 25 Prozent, Boden und Steine 16, Späne und Splitter 13, Zecken 5, Insekten 3 und giftige Pflanzen 1 Prozent). Die Grösse der Gruppe Zecken (5 Prozent), Insekten (3 Prozent) und giftige Pflanzen (1 Prozent) war bis anhin unbekannt.

Die Untersuchung der Lehrlingsunfälle fand im Rahmen des Projekts "Förderung der Arbeitssicherheit in forstlichen Ausbildungsbetrieben" statt, das 2006 von der Suva initiiert wurde und auch vom Bundesamt für Umwelt unterstützt wird. Aufgrund der neuen Untersuchung kann davon ausgegangen werden, dass die bisherige Stossrichtung dieses Projekts richtig ist.

Verbesserungspotenzial beim Übertritt vom geschützten Lernumfeld in den Arbeitsprozess

Die Untersuchung zeigt, dass die Lernenden einerseits sorgfältig in ihre Aufgaben und Tätigkeiten eingeführt werden. Andererseits weist sie darauf hin, dass es beim Übertritt vom geschützten Lernumfeld in den Arbeitsprozess Probleme gibt. Wahrscheinlich erfolgt dieser Übertritt in manchen Fällen zu früh.

In der sorgfältigen Evaluation des richtigen Zeitpunkts für diesen Übertritt liegt also ein wesentliches Verbesserungspotenzial. Deshalb entwickelte die Suva in Zusammenarbeit mit den Ausbildungsverantwortlichen der Branche ein neues Hilfsmittel, mit dem die Berufsbildner den richtige Zeitpunkt für den Übertritt der Forstwartlernenden in den Arbeitsprozess evaluieren können. Das Hilfsmittel heisst "Forst: Beurteilen des Kompetenzniveaus des Lernenden (Ausbildungsstand)" und setzt sich aus vier Formularen zusammen, die der Beurteilung folgender Tätigkeiten dienen:

Ausserdem wurde das Schulungsmittel "FALTI" (PDF) entwickelt . Es dient der systematischen Gefahrenermittlung in der Aus- und Weiterbildung und bei der Einführung neuer Mitarbeitenden. Dazu gehört auch eine Gebrauchsanweisung (PDF).