Die Birken spielen in den borealen Nadelwäldern Finnlands eine zentrale Rolle. In Nordeuropa wird traditionell mir ihr als Wirtschaftsbaumart gearbeitet. Wertholzproduktion ist selbst unter klimatisch beschränkten Wachstumsbedingungen möglich. Sie stellt dort eine akzeptierte Alternative zum Waldbau mit Fichte und Kiefer dar.

Die Birken sind die wichtigsten Laubbaumarten in Finnland. Wirtschaftlich sind jedoch nur zwei Birkenarten von besonderer Bedeutung: Die Sandbirke (Betula pendula Roth) sowie die Moorbirke (Betula pubescens Ehrh.). Der Birkenanteil beträgt in Finnland 16 % des aufstockenden Holzvolumens. Dies entspricht 363 Mio. m3. Obwohl die Moor‑Birke häufiger vorkommt (12 %) ist die wirtschaftlich bedeutendere Baumart die Sand‑Birke (4 %).

Die finnischen Birken befinden sich zu zwei Dritteln in nadelbaumdominierten Mischbeständen. Zusätzlich wird die Birke in Finnland gepflanzt und dann auch in Reinbeständen bewirtschaftet. Der Anteil der gepflanzten Birkenbestände an den gesamten durch Pflanzung oder Saat begründeten Beständen betrug in den letzten 10 Jahren jedoch nur ca. 5 %. In der Rundholzversorgung Finnlands übernimmt Birke eine wichtige Rolle bei der chemischen (Papier, Zellulose) und mechanischen (Sägeware, Furnierherstellung) Verwendung. Moor‑Birke wird überwiegend in der Zellstoffindustrie verwendet, die Sand‑Birke dagegen mehr in der Säge- und Furnierindustrie: hier wird auf Geradschaftigkeit, geringe Ästigkeit sowie auf helles, unverfärbtes Holz geachtet. Unabhängig ob aus Misch- oder Reinbeständen, das Ziel des Waldbaus mit Birke ist die Produktion hochwertigen Schnittholzes oder Furnierware. Es gilt fehlerfreies Rundholz bereitzustellen.

Ökologische Rahmenbedingungen

Auch in Finnland zeigen die Birken ihren Charakter als Licht liebende, Schatten meidende Pionierbaumarten, die leicht Offenlandflächen nach Waldbrand oder Kahlschlägen besiedeln. Birken zeigen dabei ihr typisches, schnelles Jugendwachstum. In Wirtschaftswäldern lässt sich ein gutes Wachstum bis zu einem Alter von 40‑50 Jahren beobachten. Die Vitalität lässt jedoch schon deutlich vor einem Alter von 100 Jahren nach, zugleich steigt die Anfälligkeit gegenüber Fäule. Auch das Risiko anderer entwertender Fehler nimmt zu. Die Birke behält ihre Vitalität und ein gutes Durchmesserwachstum nur dann, wenn mindestens herrschende Individuen ausgewählt werden und eine weitständige Erziehung erfolgt.

Unter finnischen Wachstumsverhältnissen findet sich das beste Wachstum nur auf überdurchschnittlichen Waldstandorten und auf ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die wichtigsten Standortseigenschaften sind dabei eine gute Wasser- und Luftversorgung des Bodens. Die besten Standortseinheiten in Finnland sind sandige oder schluffige Moränenböden und Feinsandböden. Reine Ton- und Schluffböden weisen zumeist eine für die Sandbirke zu starke Dichtlagerung auf. Auch Überflutung und ausgeprägte Staunässe widerspricht ihren Standortsansprüchen. Im Unterschied dazu überlebt die Moor‑Birke auch auf verdichteten, schweren Böden sowie auf nassen und moorigen Standorten.

Sandbirke in Reinbeständen

Pflanzung mit genetisch identifiziertem Vermehrungsgut ist die vorherrschende Methode zur künstlichen Begründung von Birkenbeständen. Sowohl der Ertrag als auch die Schaftqualität konnten durch das finnische Birken-Nachzuchtprogramm signifikant angehoben werden. Die Produktion von genetisch identifiziertem Birkensaatgut in Folienhaus-Samenplantagen hat sich inzwischen als wirtschaftliches Verfahren etabliert. Als Pflegekonzept wird eine weitständige Begründung gefolgt von starken Durchforstungen empfohlen, um einen hohen Ertrag, gute Durchforstungserlöse mit verkaufbaren Sortimenten und letztendlich zum Zeitpunkt der Hiebsreife eine sehr gute Rundholzqualität zu erhalten.

Zur Pflanzung werden einjährige Sämlinge (30‑50 cm) aus Containeranzucht mit Verbänden um 1.600 Sandbirken pro Hektar verwendet. Diese obere Grenze entspricht der maximalen Stammzahl, die unter finnischen Verhältnissen zum Zeitpunkt der ersten verkaufbaren Rundholzsortimente auf einem Hektar stocken kann. Mit diesem Verfahren werden üblicherweise keine kostenträchtigen Jungbestandspflegemaßnahmen nach einer Pflanzung benötigt. Allerdings zeigt sich auf den besten Standorten, dass ein Eingriff zur Kontrolle der Vergrasung notwendig ist.

Für die weitere Bewirtschaftung von Sandbirken-Beständen gilt die Grundregel für ein hohes Durchmesserwachstum, dass die grüne Krone mindestens 50 % der Baumlänge betragen sollte. Starke Durchforstungen erhöhen den Durchmesserzuwachs und verbessern den Ertrag von sägefähigem Rundholz. Sie verkürzen die Produktionszeit und erhöhen zugleich den Durchforstungsertrag. Eine abgekürzte Produktionszeit reduziert zudem das Risiko von Stammfäule und Verfärbung, die typischen Rundholzfehler alter Birkenbestände.

Waldbau mit Birke in Finnland umfasst zwei Durchforstungen im Verlauf der Produktionszeit. Zur Erstdurchforstung wird bei einer Oberhöhe von 13‑15 m die Stammzahl auf 700 Sandbirken pro Hektar abgesenkt. Zu diesem Zeitpunkt ist das künftige Erdstammstück bereits vollständig frei von Grünästen (5‑7 m). Der Durchforstungsanfall wird zumeist als Papier- oder Energieholz genutzt. Die Durchführung zum richtigen Zeitpunkt in der Bestandesentwicklung sowie die Sorgfalt beim Eingriff sind von größter Bedeutung bei der Sandbirke: verspätete waldbauliche Eingriffe in die Bestandesdichte wirken sich kaum auf das Durchmesserwachstum aus, schlampige Rückearbeiten führen zu beträchtlichen Wertverlusten.

Der zweite Durchforstungseingriff wird üblicherweise ca. 15 Jahre nach der Erstdurchforstung durchgeführt. Mit der Durchforstung wird die Stammzahl auf ca. 350‑400 Birken pro Hektar abgesenkt. Bei diesem zweiten Eingriff fällt zusätzlich zum Papierholz bereits ein geringer Anteil sägefähigen Holzes an.

Die Produktionszeit solcher Birkenpflanzungen variiert zwischen 40 und 60 Jahren in Abhängigkeit vom Standort und der Qualität des aufstockenden Bestandes. Als Zieldurchmesser gelten Dimensionen von 26‑32 cm je nach Bonität. In Beständen, in denen sehr gute Schnittware produziert werden kann, sind die Produktionszeiten leicht erhöht.

Aufgrund des raschen Absterbens der Birkenäste ist eine Ästung zum Zeitpunkt der Erstdurchforstung für die Produktion von guter sägefähiger Ware nicht notwendig. Wenn jedoch höchste Wertholzqualität angestrebt wird, wird diese Maßnahme erforderlich. Die Wertästung wird in diesem Fall in zwei Schritten durchgeführt: der erste Ästungsschritt (600‑700 Bäume pro Hektar) erfolgt bei einer Bestandeshöhe von 6‑7 m auf eine Schafthöhe von 2,5‑3 m. Der zweite Ästungsschritt erfolgt, wenn die Bestandeshöhe mehr als 10 m beträgt. Dann wird empfohlen 400‑500 Birken auf eine Schafthöhe von 5‑6 m zu ästen. Zum Zeitpunkt der Hiebsreife befinden sich dann etwa nur noch 350 geästete Birken auf der Fläche. Zur Ästungstechnik werden schneidende Werkzeuge anstelle von Sägen bevorzugt, um Rindenquetschungen und Schaftverletzungen zu reduzieren. Das Risiko solcher Schäden ist gering, wenn der Astdurchmesser weniger als 2 cm beträgt, sowie unter der Bedingung, dass die Arbeit sorgfältig durchgeführt wird. Als Jahreszeit wird der Monat Juli oder auch die Zeit kurz vor Vegetationsbeginn empfohlen.

Düngung gehört nicht zu den üblichen Pflegemaßnahmen in Birkenbeständen. Die Ergebnisse aus den wenigen Düngungsversuchen legen nahe, dass eine solche Maßnahme nicht rentabel ist: die Wachstumsreaktion ist zu gering.

Sandbirke in Mischbeständen

In Mischbeständen mit Kiefer oder Fichte gelingt es der Birke ein vitales Wachstum über die gesamte Produktionszeit zu erhalten. Zudem kann in solchen Mischbeständen gegenüber Birken-Reinbeständen oft mit besseren Schaftqualitäten gerechnet werden.

Auf nährstoffreichen Mineralböden findet sich die Sandbirke zumeist in Mischung mit der Fichte. Die Unterschiede im Wachstumsgang sowie der Schattentoleranz reduzieren die Konkurrenz zwischen beiden Baumarten: das Wachstum der Birke beginnt dann nachzulassen, wenn der Zuwachs der Fichte noch nicht den Kulminationszeitpunkt erreicht hat. Als schattentolerante Baumart erleidet die Fichte keine ausgeprägten Nachteile durch Beschattung der Birkenbeimischung. In diesen Situationen kann die Fichte sogar auch im Unterstand ausharren.

Typische Kiefernstandorte sind zu arm für die Sandbirke. Kiefer-Birken-Mischungen finden sich deshalb auf nur den für die Kiefer besten Standorten. Da beide Baumarten den Schatten meiden, ist hier die Konkurrenz stärker als zwischen Fichte und Birke. Mit intensiven und zielgerichteten waldbaulichen Eingriffen können jedoch Birke und Kiefer zusammen in Mischbeständen erzogen werden.

Eine geringe Birken-Beimischung in Beständen mit führender Fichte vermag sogar den Gesamtertrag im Vergleich zu Fichten-Reinbeständen zu erhöhen. Geringe Birken-Beimischungen in Kiefernbeständen haben jedoch eine unwesentliche Auswirkung auf die Ertragsleistung. Allerdings führt ein hoher Birkenanteil in solchen Mischbeständen zu einer reduzierten Produktivität im Vergleich zu Nadelbaum-Reinbeständen.

Eine erfolgreiche Wachstumssteuerung in Mischbeständen erfordert jedoch einen aufwändigen Waldbau, da die unterschiedlichen Wachstumsrhythmen der beteiligten Baumarten berücksichtigt werden müssen. Idealerweise sollten im Naturverjüngungsbetrieb die Nadelbaumanteile einen zeitlichen Vorlauf von 5‑10 Jahren vor dem Auflaufen der schnell wachsenden Pionierbaumart Birke haben. In Fichten-Kulturen mit Bodenbearbeitung und nachfolgender spontaner Birken-Naturverjüngung kommt es kaum zur Unterdrückung der gepflanzten Fichten. Hier können beide Baumarten in der gleichen Baumschicht erzogen werden.

Bestände, in denen schnell startende Birken bereits den Fichten-Jungwuchs unterdrückt haben, entwickeln sich leicht zu zweischichtigen Beständen mit Birke in der Oberschicht und Fichte im Unter- und Zwischenstand. Unter der Bedingung sorgfältiger Rückearbeiten gelingt es auch bei diesem Bestandesaufbau die Birke in der Oberschicht in sägefähige Dimensionen (ca. 25‑30 cm) hineinwachsen zu lassen, ohne dabei Rückeschäden an den verbleibenden unterständigen Fichten in Kauf nehmen zu müssen. Nach der Entnahme der Birken kann der Bestand als einschichtiger Fichtenbestand weiterbehandelt werden.

Waldbau mit Maserbirke

Die Maserbirke (Betula pendula var. carelica (Mercklin) Hämet-Ahti) ist eine besondere Ausprägung der Sandbirke. Anhand des äußeren Erscheinungsbildes des gemaserten Schaftabschnittes werden zwischen gemaserten Wucherungen, Maserungen entlang von Schafteinschnürungen, ring- und streifenförmige Maserungen sowie Mischformen unterschieden (s. Abb. 4). Typische holzanatomische Merkmale gemaserten Holzes sind gestörte Zellausrichtung, überbreite Holzstrahlen sowie eingewachsene Rinde. Auf der bearbeiteten Holzoberfläche zeigen sich dann braun gefleckte oder geflammte Musterungen (s. Abb. 5).

Gemasertes Birkenholz ist von ausnehmend hohem Wert. Deshalb erfolgt das Angebot auf dem Markt in Kilogramm als Verkaufseinheit. Frisch eingeschlagenes Maserstammholz weist eine Dichte von mehr als 900 kg pro Kubikmeter auf und erzielte im Jahr 2008 Erlöse von 3‑5 €/kg. Allerdings streuen die Einzelpreise beträchtlich in Abhängigkeit von der Intensität der Maserung, Stammlänge und -durchmesser sowie dem Umfang der Lieferung. Kleinwüchsige oder buchförmige Maserbirkenherkünfte, die nicht für die Holzproduktion geeignet sind, finden zu dekorativen Zwecken im Gartenbau und Park- und Landschaftspflegebereich Verwendung.

Maserbirken werden nach einem waldbaulichen Konzept ähnlich der normalen Sandbirke behandelt. Wiederholte Durchforstungen sind nötig, um ausreichenden Lichtgenuss sicherzustellen (mehr als Sandbirke). Die Endnutzung findet im Alter von 40 bis 50 Jahren statt. Mit der Wertästung wird jedoch am besten schon zwei bis drei Jahre nach der Bestandesbegründung begonnen und dann in kurzen Zeitabschnitten weitergeführt. Der Monat Juli gilt dafür als der beste Zeitpunkt.

Die Birke – Finnlands Nationalbaum

Jenseits der Holzproduktion ist die Birke eine wichtige Baumart im Bereich der Nichtholzprodukte und sonstigen forstlichen Dienstleistungen. Die Birke hat eine zentrale Bedeutung für die Biodiversität der borealen Nadelwälder. Eine große Artenzahl ist auf Birken angewiesen: einige pflanzenfressende Lebewesen aber auch mykorrhizierende, holzzersetzende und auch saprophytische Pilze. Zudem ist die Sandbirke der finnische Nationalbaum mit großer Bedeutung für die Kultur und Landschaft Finnlands: Szenerien mit hellgrün schimmernden Birkenbeständen am Seeufer zählen zu den schönsten Frühsommerimpressionen der finnischen Landschaft.

Übersetzung aus dem Englischen: Sebastian Hein