Wie stellen sich Großstadtkinder wohl den Wald vor? Denken sie an einen Dschungel, durch den sich Tarzan von Liane zu Liane schwingt? Oder eher an die pixeligen Kulissen von Computerspielen?

Kinder von heute – Mitentscheider von morgen

So manch einer kann sich kaum vorstellen, wie naturfern viele Kinder aufwachsen. Kinder, die eines Tages Erwachsene sein und über die Geschicke des Landes mitbestimmen werden. Welchen Wert wird dann der Wald für sie haben? Beunruhigt es sie, wenn sich die Wälder aufgrund des Klimawandels destabilisieren? Wissen sie, wie sich Waldbesitzer bei der Käfervorsorge und beim Reparieren von Sturmschäden für den Wald einsetzen? Werden sie akzeptieren, dass Waldbesitzer für den Umbau ihrer Wälder finanzielle Unterstützung erhalten?

Und selbst wenn sie mit dem Wald in Berührung gekommen sind – z.B. als Spaziergänger oder Wanderer – ist er für sie nichts anderes als eine heile Welt, die nicht angetastet werden darf. Der Wald ist für die Erholung da. Und diese wird durch kreischende Motorsägen und zur Sicherheit gesperrte Wege empfindlich gestört. Bäume zu fällen ist für sie ein Unding, selbst wenn man zuhause Holzmöbel und Parkett zu schätzen weiß.

Fürsprecherin für Wald und Forstwirtschaft

Waldbesitzer denken in Verbindung mit ihrem Wald hauptsächlich an Holzpreise, Pflanzeneinkauf, Motorsägenkurse und ähnliche Dinge. Die Wenigsten denken, dass die Ansichten anderer über Wald und Forstwirtschaft eine entscheidende Rolle spielen. Je mehr Mitbürger aber Freunde des Waldes sind und Verständnis für dessen nachhaltige Bewirtschaftung haben, desto eher ist die Gesellschaft bereit, die Waldbesitzer bei ihren wertvollen Leistungen für das Gemeinwohl zu unterstützen.

In Bayern werden aktuell 15,7 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen und mehr als 25 Milliarden Euro pro Jahr umgesetzt. Das alles mit 200.000 Beschäftigten. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und Energieträger mit unschlagbarer Ökobilanz. Gleichzeitig reinigt und speichert der Wald Trinkwasser. Er ist Lebensraum für zahlreich Tier- und Pflanzenarten und bietet Erholung und Schutz vor Hochwasser und Lawinen. Der Wald muss so bewirtschaftet werden, dass er alle diese Funktionen dauerhaft erfüllen kann. Das ist für die Waldbesitzer wegen wechselnden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Veränderungen wie dem Klimawandel schwer. Hier ist die Unterstützung der Gesellschaft gefragt.

Selbst aktiv werden

Waldpädagogik ist auf den Wald bezogene Umweltbildung, die Verständnis und Akzeptanz für die nachhaltige Waldbewirtschaftung wecken will. Waldpädagogik zu betreiben ist für die Bayerische Forstverwaltung im Waldgesetzt festgelegt – ein gern gesehener Auftrag. Etwa 200.000 Personen nehmen jährlich an ihren waldpädagogischen Veranstaltungen teil, davon fast 150.000 Kinder und Jugendliche. Neben dem flächendeckenden, kostenfreien Angebot der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) unterhält die Forstverwaltung neun Walderlebniszentren und ein Jugendwaldheim.

Wichtigste Zielgruppe sind die dritten Klassen der Grundschule, da Wald dort ein Thema im Lehrplan ist. Die Kinder erhalten keinen trockenen Frontalunterricht, sondern werden selbst aktiv. Je älter die Teilnehmer werden, desto intensiver kann man Leistungen und Probleme der Forstwirtschaft behandeln. Jugendliche werden daher zu einer zunehmend wichtigen Zielgruppe für die Waldpädagogik.

Auch Waldbesitzer können passende Veranstaltungen für außerschulische Zielgruppen anbieten und sich dadurch vielleicht sogar eine neue Einkommensquelle erschließen. Dabei lassen sich Gelderwerb, Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung und Pflege eines positiven Bildes der Waldbesitzer miteinander verbinden. Waldpädagogik widmet sich der Gestaltung günstiger gesellschaftlicher Rahmenbedingungen. Sie sorgt dafür, dass der Großteil der Bevölkerung weiß: Wald und Forstwirtschaft sind unverzichtbar für das Wohl aller.