Nordrhein-Westfalen ist nicht nur ein Industrieland
Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste Bundesland Deutschlands und gleichzeitig Schwerpunkt von Gewerbe und Industrie. Im Ruhrgebiet, dem größten Metropolraum Deutschlands, leben mehr als fünf Millionen Menschen - rund 1.200 Einwohner pro qkm!
Doch neben Produktion und Handel gibt es im Ruhrgebiet auch Wald: Fast ein Fünftel der Fläche wird forstwirtschaftlich genutzt, in ganz Nordrhein-Westfalen sind es rund 27 %. Damit liegt NRW nur wenig unter dem bundesweiten Waldflächenanteil von ca. 30 % und umfasst sogar den waldreichsten Kreis Deutschlands, den Kreis Siegen-Wittgenstein. Nordrhein-Westfalen ist - auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennbar - auch ein Waldland!
Wald und Mensch im Wandel der Zeit: 60 Jahre Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
Die rheinisch-westfälischen Wälder haben unter dem Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen in besonderem Maße gelitten. Nach den Kriegszerstörungen, alliierten Reparationshieben und den Auswirkungen von Brandkatastrophen und Borkenkäferkalamitäten waren nach 1945 rund 120.000 ha Kahlflächen (15 % der Gesamtwaldfläche) wieder in Bestockung zu bringen. Allein die Zwangseinschläge im Gebiet von NRW zwischen 1945 und 1948 führten zu riesigen Kahlflächen.
In diesen Jahren entwickelten sich aus Sorge um den Wald verschiedene Initiativen, Arbeitsgruppen und Ausschüsse, die schließlich 1947 die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) ins Leben riefen. Die offizielle Gründungsversammlung des Landesverbandes NRW der SDW fand am 2. März 1948 in Neuss am Rhein statt.
Das 60-jährige Jubiläum der SDW im Jahr 2008 haben wir zum Anlass genommen, Geschichte und Bedeutung des Waldes in Nordrhein-Westfalen in einer Ausstellung der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und damit den Kontakt der Menschen zur Natur und insbesondere zum Wald zu verbessern.
Umsetzung eines innovativen Ausstellungskonzeptes
Abb. 2: Ansicht einer Ausstellungssäule (hier die Säule zur Baumart Pappel). Foto: J. Preller
Die Wanderausstellung "Waldland Nordrhein-Westfalen" spannt einen zeitlichen Bogen vom Kriegsende bis in die Gegenwart und dokumentiert die gesellschaftliche Funktion des Waldes wie auch die Bereitschaft der Bevölkerung, Verantwortung für den Wald zu übernehmen. Den Besuchern soll vermittelt werden, welche Entwicklungsgeschichte und Bedeutung der Wald gerade in "ihrem" Bundesland hat: der Wald im Ballungsraum, als Wohlfahrts- und Freizeitwald, der Wald als verwüsteter und geplünderter Kriegswald und als hoffnungsvoller Klimawald …
Der Ausstellung liegt ein mehrdimensionales Konzept zugrunde, das alle Sinne anspricht. Der Besucher "wandelt" gleichsam durch einen Ausstellungs"wald" aus zehn Multimedia-Säulen mit baumartenspezifischen Informationen (präsentiert werden Eiche, Buche, Erle, Birke, Pappel, Ahorn, Kirsche, Fichte, Kiefer und Douglasie).
Die Säulen zeigen auf ihrer Außenseite das jeweilige Echtholzfurnier sowie das Rindenbild und präsentieren in einem aufklappbaren Segment ein großformatiges beleuchtetes Foto der Baumart und einen Informationstext mit engem Bezug zum "Waldland NRW". Unter den dargestellten Baumarten haben einige für Nordrhein-Westfalen geschichtlich oder wirtschaftlich eine ganz besondere Bedeutung: so etwa die Pappel bei der Aufforstung der Halden des Steinkohlenbergbaus oder die Kiefer als ideales Grubenholz. Die Fichte als aktueller "Brotbaum der Forstwirtschaft" könnte als Folge des Klimawandels Flächenanteile an andere Bauarten abtreten. So gehört auch die Douglasie, mit derzeit nur ca. 1 % Flächenanteil am nordrhein-westfälischen Wald, zum Ausstellungswald der Wanderausstellung.
Jede Säule steht gleichzeitig für ein Wald-Thema, das den Wald auch historisch aus einem speziellen Blickwinkel beleuchtet: so symbolisiert z.B. die Eiche den Mythos Wald als Ort von Märchen und Sagen; sie steht für Kraft und Freiheitsdrang.
Die Säulen zeigen weiterhin zehn themenbezogene, vertonte Informationsfilme, die über einen in die Säule integrierten Monitor laufen und vom Betrachter nach Bedarf gestartet werden können. Die Benutzung von Kopfhörern schließt eine Störung anderer Besucher aus.
Räumlich und zeitlich wird die Ausstellung umrahmt von zwei durchlaufenden großflächigen Filmprojektionen ohne akustische Ergänzung: ein Schwarz-Weiß-Film zeigt Aspekte der Waldwirtschaft und Waldnutzung in der Nachkriegszeit, ein Farbfilm präsentiert den gegenwärtigen Wald als wichtigen Freizeit-, Wirtschafts- und Naturraum im Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Ein hochwertiges Messe-Fußbodensystem ist Bestandteil der Ausstellung und grenzt die Ausstellungsfläche auch optisch ansprechend ab.
Während der laufende Betreuungsaufwand für die Ausstellung gering ist, erfordert der Transport von Ausstellungsort zu Ausstellungsort schon einen gewissen Aufwand. Daher wird eine Mindestausstellungsdauer von sechs Wochen je Ausstellungsnehmer angestrebt. Geeignet sind hier neben öffentlichen Verwaltungsgebäuden zum Beispiel Museen, forstliche Kompetenz- und Informationszentren, Regionalforstämter, Bankgebäude und Hotels. Sehr hohe Besucherzahlen lassen sich bei Messepräsentationen erreichen.
Kooperation ermöglicht landesweite Tournee
Zwischen der Landesforstverwaltung NRW / Landesbetrieb Wald und Holz und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald NRW e. V. gibt es eine lange und vertrauensvolle Zusammenarbeit, insbesondere bei der Aufklärung der Öffentlichkeit über die Funktionen des Waldes. Es ist ein gemeinsames Ziel, in der Bevölkerung – insbesondere der Jugend – Verständnis für die Aufgaben und die Bedeutung des Waldes zu wecken.
Auf Grundlage einer Kooperationsvereinbarung zwischen Landesbetrieb und SDW erfolgten die gemeinsame Konzeption und inhaltliche Ausgestaltung der Wanderausstellung. Die Realisation übernahm die filmzeit medien GmbH in Bielefeld. Die Ausstellung wurde maßgeblich gefördert von der NRW-Stiftung und vom Westdeutschen Rundfunk unterstützt.
Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW übernimmt die Planung der Ausstellungsorte während der rund zweijährigen Ausstellungsdauer sowie die Organisation des Transportes von Ort zu Ort. Ansprechpartner ist die Forstliche Dokumentationsstelle beim Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald.
Erfahrungen / Empfehlungen
- Modular aufgebautes System einschl. Fußboden (steckdosenfertig), das sich verschiedenen Räumlichkeiten anpassen kann
- Anlieferung und Aufbau durch ein erfahrenes Team (des Landesbetriebes) ersparen langfristig Zeit, Kosten und Ärger
- abwechslungsreich abrufbare, geballte Information über den Wald, ohne den Betrachter zu ermüden (keine "Textwüsten")
- mehrdimensionales, multimediales Konzept anstelle klassischer "Flachware"
- direkter Bezug der Exponate (baumstammähnliche Säulen) zum Ausstellungsthema Wald
- Empfehlenswert ist eine Versicherung der Ausstellung (Versicherung "von Nagel zu Nagel")
- Ebenso empfehlenswert ist das Angebot von Begleitmaterial für die Besucher - hier besonders Schulklassen.