Zum frühen Einfluss des Menschen im Schwarzwald gibt es sehr verschiedene Einschätzungen: Einige Autoren lesen schwache Hinweise auf menschliches Wirken vor 9600 Jahren und in der Römerzeit aus Pollenprofilen (z. B. Rösch 2000), andere Untersuchungen wiederum begründen den Verdacht, dass diese Hinweise lediglich durch Ferntransport aus dem Oberrheingebiet zu erklären sind (Dietz 2001).

Erste Siedlungen schon in der Steinzeit

Historische Quellen nennen die Römer als erste Nutzer des Schwarzwaldes, die demnach 300 v. Chr. im Wiesental siedelten (Fecht 1860) und sich 200 n. Chr. rege mit der Flößerei beschäftigten (Christiani 1894). Auch diese Quellen sind unsicher und so nehmen manche Autoren an, dass, abgesehen von lokalen Geschehnissen, die flächige Besiedlung des Südschwarzwaldes erst im 8. Jahrhundert begann, als alemannische Adelsfamilien im Westen die weiten Täler erschlossen (Hoggenmüller u. Hug 1987, Steuer 1991) und Siedler vom Osten in den Wald vordrangen (Brückner 1970).

Der häufig zitierte Siedlungsbeginn im Südschwarzwald vor 1000 Jahren mag demnach der Wendepunkt in der Nutzungsgeschichte der Region sein – er könnte aber auch auf den begrenzten Zeithorizont der zur Rekonstruktion verfügbaren schriftlichen Dokumente hindeuten. Archäologische Funde weisen auf deutlich frühere menschliche Präsenz in weiten Teilen des Südschwarzwaldes hin: Unbestritten ist die Echtheit von Feuersteinklingen, Messern und Kratzern aus der Mittleren und Jüngeren Steinzeit, die in Höhen von über 1000 Metern gefunden wurden (Lais 1937).

Steinzeitliche Siedlungen sind belegt für die Vorbergzone und den Hotzenwald, der im damaligen Präboreal waldfreie Hochschwarzwald diente vermutlich bis in die Gipfellagen als Jagdgebiet (Goldenberg et al. 1997a; Goldenberg et al. 1997b; Baum u. Pasda 2001). Ungeklärt ist, ob die mittelsteinzeitlichen Menschen sich nur kurzfristig im Schwarzwald aufhielten oder, was nicht auszuschließen ist, länger bestimmte Lagerplätze bewohnten (Baum u. Pasda 2001). Für die folgende Zeit jedoch verdichten sich die Hinweise auf dauerhafte Siedlungen: Bronze- oder hallstattzeitliche Steinhügelgräber finden sich im Hotzenwald, an Schluch- und Titisee und in der Gegend um Breitnau (Wesselkamp 1993) – sollten sie mit Siedlungsplätzen assoziiert sein, so muss dabei von einer ersten Beeinflussung der Vegetation ausgegangen werden.

In römischer Zeit entwickelten sich zwar erste Ansätze des Silber- und Eisenbergbaus (Steuer 1990), diese sind jedoch bislang nur aus den Randbereichen des Schwarzwaldes bekannt (z. B. Ludemann 1999). Auch in der Umgebung des Hotzenwaldes beschränkten sich die römischen und keltischen Siedlungen auf den Oberrheingraben (Reichelt 2002). Nach den bisher bekannten Funden muss also davon ausgegangen werden, dass die Römer den Schwarzwald zwar durchquerten, ihn als Siedlungsgebiet jedoch mieden und ihren Rohstoffbedarf vom Rand her deckten. In dieser Zeit konnte sich demnach die Vegetation zumindest in den Kernbereichen des Südschwarzwaldes unbeeinflusst entwickeln.

Einige hundert Jahre später drang der Mensch wieder in den Schwarzwald vor: Belegt ist ein Einbaum aus Tannenholz, der nach einer C14-Datierung aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts stammt und im Schluchsee gefunden wurde (Dehn 2000). Er zeigt, dass schon in der Merowingerzeit im Schluchseegebiet Jagd und Fischfang betrieben wurde. Vermutlich kamen diese Menschen aus der Altsiedellandschaft des Löffinger und Bonndorfer Muschelkalk-Hochlandes in den Schwarzwald.

Reichhaltige Silbererzvorkommen beschleunigen die Besiedlung...

Von diesem Zeitpunkt an decken sich archäologische Funde und die ersten Hinweise aus Schriftquellen (z. B. bei Brückner 1970). Urkunden zufolge ließen sich bald nach dieser Zeit die ersten Einsiedler in der Gegend um St. Blasien nieder und gründeten zwischen 950 und 1013 das Kloster (Jensen 1901; Brückner 1970). Die Besiedlung am Ende des ersten Jahrtausends erfolgte also aus zwei Richtungen: Zum einen war die Gewinnung von neuem Acker- und Weideland die treibende Kraft für das Eindringen der Siedler vom Rand her in den Schwarzwald.

Die zweite Art der Erschließung erfolgte von punktuellen Siedlungen im Schwarzwald selbst. Auslöser hierfür waren die reichhaltigen Silbererzvorkommen. Nach dieser unorganisierten Besiedlung begannen mit der Jahrtausendwende Adelshäuser wie die der Habsburger und der Zähringer, aber auch die katholische Kirche mit der gezielten Entwicklung des Südschwarzwaldes, hauptsächlich über die Gründung von Klöstern. Das Kloster St. Blasien schwang sich durch den Erwerb großer Ländereien an die Spitze dieser Entwicklung (Hoggenmüller u. Hug 1987).

... und erhöhen den Bedarf an Holz

Die Silberindustrie des Hochmittelalters ist in vielen Urkunden belegt und war Bestandteil überregionaler Abkommen: So verlieh König Conrad II im Jahre 1028 Schürfrechte an den Bischof von Basel (Trenkle 1870; Vetter 1968). Der Schwarzwald mit seinen Ressourcen wurde so Gegenstand geplanter Bewirtschaftung, Erkundung, Besiedlung und Ausbeutung. Das Minengewerbe erzeugte einen großen Bedarf an Holz – für die Herstellung von Holzkohle, die Befeuerung der Schmieden, als Grubenholz, zur Herstellung von Asche als Flussmittel, für Werkholz, Sprengholz und als Bauholz für die immer dichtere Besiedlung (Stoll 1948).

Zentren des Bergbaus waren das obere Münstertal, das obere Wiesental von Todtnau bis Fahl, Todtnauberg und Hofsgrund, meist wurde im Tagebau oder in kleinen unterirdischen Schächten geschürft (Ludemann u. Nelle 2002). Die Silberfunde beschleunigten die Besiedlung des Schwarzwaldes enorm. Um 1390 übernahm das Haus Habsburg die Herrschaft in weiten Teilen des Breisgaus und damit fielen einige Bergwerke unter österreichisches Bergregal. Zur Verstärkung der örtlichen Arbeitskräfte wurden Siedler aus Österreich in den Schwarzwald gesandt und mit Privilegien ausgestattet. Die Holznutzung hinterließ Spuren: 1464 wurde vom Abt Christoph zu St. Blasien eine Waldordnung erlassen, die den Zweck hatte, "Waldverwüstungen " entgegen zu wirken. Diese bestanden jedoch nicht in Holzmangel, sondern einer verschlechterten Zugänglichkeit: Man ließ beim Abholzen der Bäume lange Strünke stehen und das Reisig wurde im Wald gelassen, so dass die Wälder von einer Art lebendiger Mauer umgeben waren. Die "Unwirtlichkeit" der Wälder nahm zu und die Arbeit darin wurde immer mehr erschwert. Die Waldordnung sollte dem entgegenwirken.

Holznot als Folge der Übernutzung

Mit dem Beginn des 14. Jahrhunderts nahm der Silberabbau ab und kam im 30jährigen Krieg (1618-1648) vollständig zum Erliegen. Spätere Versuche einer Wiederbelebung scheiterten (Brückner 1970). Statt Silber kam aber der Eisenverhüttung immer größere Bedeutung zu. Zwar lagen die meisten Hüttenwerke am Hochrhein und gründeten dort auch 1494 den Hammerschmiedebund. Erz und Holz als Energiequelle kamen jedoch aus dem Schwarzwald. So verlagerte sich die Nutzung des Schwarzwaldes weg von der direkten Metallgewinnung auf die Nutzung des Rohstoffs Holz. Das Eisenwerk Eberfingen an der Wutach verbrauchte bis zu 10.000 Tonnen Holz pro Jahr (Brückner 1970; Hoggenmüller u. Hug 1987). Das Holz wurde den Eisenwerken zugeflößt.

Der entscheidende Grund für den Rückgang der Eisenwerke war die Energiekrise seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Holz aus dem Schwarzwald wurde knapper und teurer und konnte bald nicht mehr in der geforderten Menge geliefert werden. Die Zahl der im Bergbau und in der Eisenverhüttung Beschäftigten dürfte im Südschwarzwald um die Mitte des 18. Jahrhunderts an die 1000 Personen betragen haben.

Holz aus dem Schwarzwald wurde nicht nur zu den Hüttenwerken geflößt: Die Städte Freiburg und Basel deckten ab dem 13. Jahrhundert große Teile ihres Brennholzbedarfs mit geflößtem Holz (Hausrath 1938), die Blütezeit reichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Die Flüsse Dreisam und Wiese wurden den Bedürfnissen der Flößer entsprechend ausgebaut. Dementsprechend wurden vor allem die Wälder im Einzugsgebiet dieser Flüsse eingeschlagen und waren Mitte des 18. Jahrhunderts vollständig erschöpft (Brückner 1970; Drescher 1972). In abgelegenen Gebieten ohne direkten Zugang zu Flüssen wurde das Holz anders verwendet: Durch Verkohlen wurde die Energiedichte des Holzes vergrößert und die Kohle dann auf Saumpfaden und Wegen zu den Städten und Eisenwerken transportiert (Ludemann 1996; Ludemann u. Britsch 1997; Ludemann u. Nelle 2002).

Die Köhlerei verlor im Laufe des 19. Jahrhunderts sehr stark an Bedeutung und wurde auch in vielen Forstordnungen mit Blick auf die Produktion von Bauholz verboten (Christiani 1894).

Neben Flößerei und Köhlerei war die Glasmacherei das dritte holzverzehrende Gewerbe des Südschwarzwaldes – dabei wurde das Holz vor allem zur Gewinnung von Pottasche verbrannt. Brückner (1970) berichtet von frühen Glashütten im Jahr 1257, die ersten am Feldberg datieren auf das Jahr 1579. Üblicherweise war die Waldnutzung für die Glashütten in Verträgen mit dem Grundherrn streng geregelt. So musste der Glasbläser von Blasiwald alle Glaswaren an das Kloster St. Blasien verkaufen, durfte nur eingeschränkt Gäste beherbergen und war zudem zu Fronarbeit verpflichtet (Morath 1972). Waren die Vorräte erschöpft, wurde die Glashütte verlegt. Die Gemarkung Blasiwald wurde auf diese Art zwischen 1579 und 1716 komplett abgenutzt (Stoll 1948; Brückner 1980; Steinert 1983). Die Zeit der Glashütten endete Mitte des 18. Jahrhunderts (Hausrath 1938).

Die holzverzehrenden Gewerbe der frühen Neuzeit hinterließen zum einen große aufgelichtete Waldflächen, zum anderen aber auch eine große Bevölkerung in wirtschaftlich schweren Zeiten. So gewann die Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung. Schon die ersten Siedler des Schwarzwaldes betrieben Weidewirtschaft und im 12. Jahrhundert wurden die ersten Meiereien im Bernauer Tal gegründet (Brückner 1970).

Im 18. und 19. Jahrhundert erreichte die Weidewirtschaft ihren Höhepunkt. Die Bestandesdichten wuchsen derart an, dass vielfach die Übernutzung der Weiden zu einem existenziellen Problem wurde (Badisches Ministerium des Innern 1889; Reif et al. 1996).

Gesetze zum Schutz des Waldes führen wieder zum Anstieg der Waldfläche

Eine Möglichkeit, dem Flächenmangel zu entgehen, war die Reutbergwirtschaft, eine Brandwechselwirtschaft mit einer Waldphase, einer Ackerbauphase mit Gerste oder Kartoffeln und einer Weidephase (Wilmanns et al. 1979). Holz aus den Wäldern war Baustoff und Brennstoff, aber auch Werkholz (Schneflerei). Eschenzweige wurden als Laubfutter und Einstreu verwendet (Schneitelwirtschaft, Hausrath 1938, Ludemann 1992).

Vor allem die Randbereiche der Wälder wurden intensiv beweidet, häufig auch mit Ziegen. Diese Praxis wurde 1833 mit dem Badischen Forstgesetz verboten, das die Trennung von Wald und Weide vorschrieb (Schwabe u. Kratochwil 1987). Zum Ende des 19. Jahrhunderts wandelte sich das Bild erneut: Die Industrialisierung hielt Einzug in die Täler des Schwarzwaldes, die sich dank der verfügbaren Wasserkraft gut für Fabriken eigneten. Programme zur Verbesserung der Weiden wurden noch im 20. Jahrhundert durchgeführt; jedoch nahmen spontane Wiederbewaldungen und Aufforstungen zunehmend größere Flächen ein (Badisches Ministerium des Innern 1889). Allmendweiden wurden in vielen Teilen des Südschwarzwaldes privatisiert (Kersting u. Ludemann 1991). In der heutigen postindustriellen Zeit hat der Tourismus die Holzgewinnung und die Landwirtschaft als Einkommensquelle ergänzt, teilweise völlig abgelöst. Landschaft dient vor allem der Erholung und dem Tourismus.

Phasen der Waldnutzungsgeschichte im Schwarzwald

Stark vereinfacht kann man die Waldnutzungsgeschichte des Schwarzwaldes in vier Phasen einteilen (Abb. 3). Die Nutzung in frühgeschichtlicher Zeit bis hin ins Hochmittelalter wird dabei vernachlässigt, weil die unsichere Datenlage derzeit keine Aussagen über flächig wirksame Einflüsse zulässt. Die erste Phase der Nutzungen galt der Silbergewinnung und begann rund 1000 n. Chr. Sie ging mit der systematischen Besiedlung des Südschwarzwaldes einher. Der Silberabbau endete im 15. Jahrhundert.

In der zweiten Phase stand die Nutzung des Holzes als Rohstoff im Mittelpunkt mit Brennholzexporten nach Basel und Freiburg.

Abgelegene Gebiete wurden von Köhlern und Glasbläsern genutzt. Diese Phase endete im späten 18. Jahrhundert. Ackerbau und vor allem die Viehhaltung übernahmen die freien Flächen und erreichten im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt (Phase 3).
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde auch diese Einkommensquelle zunehmend von der Industrialisierung abgelöst.

Heute prosperieren Tourismus und Erholungswirtschaft als zunehmend wichtige Einkommensquelle.

Literatur