Mit seinen ausgedehnten Kohlwäldern bietet sich der Südschwarzwald in idealer Weise für anthrakologische (holzkohleanalytische) Studien an: von den weitreichenden Aktivitäten der Köhlerei zeugen dort heute noch Hunderte von alten Meilerplätzen. Für die Wissenschaft stellen derartige Fundplätze mit ihren holzkohlereichen Bodenschichten wertvolle "Geländearchive" dar, denn durch den Verkohlungsprozess werden wesentliche Merkmale des Holzes über Jahrhunderte konserviert.

So kann an der historischen Holzkohle heute noch festgestellt werden, welche Baumarten und welche Holzstärken früher verwendet wurden. Auf diese Weise sind historische Waldnutzungen und damit anthropogene Einwirkungen in den Wäldern detailliert dokumentiert; zum anderen sind Eigenschaften der historischen Waldbestände festgehalten.

Unterschiede der Holznutzungen, die anhand der Rückstände festgestellt werden, können auf lokale Bestockungsunterschiede innerhalb der historischen Wälder zurückzuführen sein, diese wiederum auf die verschiedenen Standortsverhältnisse in der Umgebung der Fundplätze. Unter Einbeziehung von vegetations- und standortskundlichen Untersuchungen werden also letztendlich anhand der holzkohleanalytischen Ergebnisse differenzierte Aussagen zum natürlichen Holzangebot und zur natürlichen Baumartenkombination der verschiedenen Waldgesellschaften und Waldstandorte abgeleitet. Diese können dann schließlich bei der naturnahen Bewirtschaftung unserer Wälder berücksichtigt werden.

Untersuchungsgebiet

Das Projektgebiet erstreckt sich als breites West-Ost-Profil zwischen Schopfheim-Gersbach und Bonndorf durch den Südschwarzwald. Die ersten "Eckpfeiler" der holzkohleanalytisch-vegetationskundlichen Studien bilden im Westen die Wälder um den Dachsbau südwestlich von Todtmoos, im Osten das weite Waldgebiet zwischen dem Schluchsee und der Wutachschlucht. Im Westen des Projektgebietes wurden neben der Bergkuppe des Dachsbaus, der durch eine außerordentlich günstige Fundlage ausgezeichnet ist, auch die teilweise vermoorten Muldenlagen um Ibach vergleichend in die Untersuchungen einbezogen. Die Standorte unterscheiden sich dort nämlich zum Teil erheblich von denjenigen am Dachsbau und zudem wurde hier ein neues Pollenprofil erbohrt und analysiert.

Die edaphischen und lokalklimatischen Standortsgegebenheiten werden im Untersuchungsgebiet weniger durch die absolute Höhenlage, sondern vor allem durch die konkrete Geländesituation, Mulden- und Kuppenlagen sowie Hangneigung und Exposition variiert. Als wichtige Standortsfaktoren kommen im Hinblick auf das Gesamtprofil der geologische Untergrund und die klimatischen Gegebenheiten hinzu.

Ergebnisse der Holzkohleanalyse

Von den 50 bisher ausgewerteten Fundplätzen wurden im Ganzen 5448 Holzkohlestücke analysiert, mit einem Gesamtgewicht von 6,2 kg. In diesem Material wurden 10 Gehölzgattungen nachgewiesen, und zwar vor allem Buche, Fichte und Tanne, je etwa zu einem Drittel, sowohl nach Stückzahl als auch nach Gewicht. Wenige Prozentpunkte erreicht darüber hinaus die Kiefer, während die übrigen Gattungen, Ahorn, Birke, Eberesche, Eibe, Linde und Weide zusammen lediglich 1 bzw. 2 Prozent erreichen und einzeln jeweils einen Anteil von 1% nicht überschreiten, weder dem Gewicht noch der Stückzahl nach.

Bei der Betrachtung der einzelnen Fundplätze sind bedeutende Unterschiede festzustellen. In 21 Proben herrscht die Buche vor, bei einem Anteil von Tanne zwischen 4% und 46%. In weiteren 21 Proben wurde überwiegend Fichten-Holzkohle gefunden; in sieben Proben ist die Tanne am häufigsten, in einer Probe die Kiefer.
Mit einer Ausnahme stammt das buchenreiche Fundgut von den Plätzen des Dachsbaus, also aus dem Westteil des Untersuchungsgebietes. Der einzige buchendominierte Platz des östlichen Gebietes befindet sich in einer besonderen standörtlichen Situation, im Talgrund des dort in die danubische Hochfläche eingeschnittenen Steinatals, also am Fuß steilerer Hänge. In den Holzkohleproben der historischen Meilerplätze ließ sich somit für das westliche Gebiet bei Todtmoos weit überwiegend Buche und Tanne sowie wenig Ahorn und Fichte nachweisen, wobei die Buche ausnahmslos vorherrscht, bei einem sehr verschiedenen Tannenanteil von 4 bis 46%.

Demgegenüber stammt das Fundgut mit vorherrschendem Anteil von Nadelholzkohle von Fichte, Tanne oder Kiefer und meist nur wenig Buchen-Holzkohle ausnahmslos aus dem Gebiet östlich des Schluchsees. Innerhalb des östlichen Teilabschnitts ist eine weiter gehende räumlich-standörtliche Differenzierung zu erkennen, aus der erste standortsbezogene Aussagen zu den historischen Bestockungsverhältnissen abgeleitet werden können. Holzkohleanalytisch unterscheiden lassen sich dort neben den Normalstandorten der flachen Hänge und Kuppenlagen (Tanne/Fichte) die ausgeprägten Muldenlagen (Fichte/Kiefer; Beispiel Vogelmoos) sowie die steileren Taleinschnitte (Buche/ Tanne/Fichte; Beispiel Steinatal). Darüber hinaus lässt sich für die Normalstandorte eine West-Ost-Gliederung zwischen Schluchsee (tannenreich) und Wutach (Fichte/Kiefer) erkennen.