Darüber hinaus haben sich die pädagogischen Standards in der modernen Berufsausbildung sowie die Voraussetzungen der Aner­kennung von Berufsbefähigungen wesentlich geändert. Deshalb muss die forstliche Ausbildung an die neuen Anforderungen des Arbeits­lebens angepasst werden.

Bachelor und Master

Die Universität für Bodenkultur, Wien, hat als erste auf den Bologna-Prozess reagiert und 2003 das dreigliedrige Studiensystem (Bachelor-, Magister- und Doktoratsstudium) eingeführt. Forstlich relevant sind das sechssemestrige Bachelor­studium "Forstwirtschaft" und die viersemestrigen Magisterstudien "Forstwissenschaften", "Mountain Forestry", "Mountain Risk Engineering" und "Alpine Naturgefahren/Wildbach- und Lawinenverbauung".

Der modulare Aufbau des Studiums und die Vielzahl von Wahlfächern ermöglichen eine sehr flexible Gestaltung des Forststudiums. Um die in der forstlichen Praxis geforderten Standards für die Berufsausübung als Forstwirt zu gewährleisten, schreibt die Forstassistenten-Aus­bildungsverordnung (BGBl. Nr. 273/ 2007) das erforderliche Fachwissen für die Zulassung zur Staatsprüfung konkret vor.

Forstschule zu modernem Ausbildungszentrum ausgebaut

Die Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft Bruck/Mur hat bereits 2004 einen neuen Lehrplan eingeführt und fokussiert auf eine fundierte forstfachliche Ausbildung, die Stärkung der unternehmerischen Qualifikation, eine höhere Methodenkompetenz, die Erhöhung der Fremdsprachkenntnisse sowie die Förderung der Softskills.
Seit 2007 bietet die Forstschule einen dreijährigen Aufbaulehrgang "Forstwirtschaft" für Absolventen von land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen an, wodurch die Durchlässigkeit des forstwirtschaftlichen Ausbildungssystems wesentlich verbessert wurde.

Bis 2011 wird das bestehende Schul- und Internatsgebäude generalsaniert und mit einem Zu- und Umbau, der als echter Holzbau erfolgt, zu dem forstlichen Aus­bildungszentrum ausgebaut.

Im Zuge dieser Veränderungen wurden die räumlichen und baulichen Rahmenbedingungen deutlich verbessert: Seit 2009 steht für die praxisnahe Ausbildung das neue Holztechnologische und betriebswirtschaftliche Zentrum samt neuem Schülerheim am Standort des alten Bürgerspitals in Bruck zur Verfügung. In diesen neuen Räumlichkeiten wird die schulische Ausbildung vor allem in Holztechnologie, Bioenergie und Betriebswirtschaft wesentlich verbessert und anschaulicher gestaltet.

Am eigentlichen Standort wird mit Ende des Jahres 2011 ein neues Schulgebäude mit klima-aktiv Niedrigenergiehausstandard fertig gestellt. Dieser moderne Holzbau mit Fotovoltaik und Solarenergie­gewinnung bildet mit dem alten, nun sanierten und adaptierten Schul­gebäude aus 1900 und dem total renovierten Schülerheim aus den 80-iger Jahren einen beeindruckenden Schulcampus.

Beim Aus- und Umbau wurde insbesondere auf nachhaltige Rohstoffe, vor allem Holz, auf die neuen Bedürfnisse von Heimbewohnern, nun 2-Bett-Zimmer, sowie auf die Bedürfnisse der modernen Pädagogik Rücksicht genommen. Die Schule als das forstliche Ausbildungs­zentrum, deren Schulfläche fast verdreifacht wurde, ist für künftige Anforderungen bestens gerüstet.

Berufsbild für Forstwart überarbeitet

Im Jahr 2008 wurde auch ein Evaluierungs- und Erneuerungsprozess zur Forstwarteausbildung vom Lebensministerium gestartet. Eine Expertengruppe hat gemeinsam mit dem Ministerium das Berufsbild für den Forstwart und die Forstwartin erarbeitet, woraus sich klar die Handlungsfelder, Tätigkeiten und Aufgaben eines modernen Forst­wartes ablesen lassen.

Derzeit wird für die Forstwarteausbildung an neuen Schulmodellen gearbeitet. Der künftige Lehrplan soll eine nachhaltige, praxisorientierte Ausbildung gewährleisten, die dem neuen Berufsbild gerecht wird und den Anforderungen aus der Praxis entgegenkommt. Der Fokus liegt auf einer Erweiterung der wirtschaft­lichen Fächer, der angewandten Informatik und vor allem der praktischen Übungen. Diese schulische Ausbildung soll künftig teilweise in Modulen abgehalten werden, um älteren Schülern, die die Schule als Externisten absolvieren, den schulischen Alltag zu erleichtern. Aufgrund dieser neuen, kompetenten Ausbildung und dem Erwerb von zusätzlichen Qualifikationen werden die Berufsaussichten für die künftigen ForstwartInnen deutlich erhöht. Anm. der Redaktion (Sept. 2014): Die Forstwarteausbildung wird zweijährig (Bericht auf waldwissen) und die Forstwarteschule Waidhofen/Ybbs übersiedelt ins forstliche Bildungszentrum Traunkirchen.

Staatsprüfung

Abschließend ist noch zu erwähnen, dass die Staatsprüfung für den leitenden Forstdienst an die Herausforderungen der Praxis angepasst wurde. Heute sind die Vernetzung der forstlichen Fachkenntnisse mit Schlüsselqualifikationen und die Heranführung der Berufseinsteiger an die zukünftigen Leitungsaufgaben gefragt. Die Entwicklung der persönlichen Kompetenzen wird durch sechs Weiterbildungsmodule unterstützt. Das Lebensministerium sieht die Staatsprüfung als ein wesent­liches Element zur Qualitätssicherung der forstlichen Ausbildung und damit als einen Garant für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung.