Hauptautorin Judith Schaufler betont, dass das Erkennen von Zeigerpflanzen entscheidende Hinweise auf Nährstoff-, Wasser- und Wärmeverhältnisse liefert und somit die Grundlage für nachhaltige Waldwirtschaft bildet.
Die Broschüre fasst Wissenswertes zum Erkennen von Zeigerpflanzen und zur Standortsbeurteilung zusammen. Zeigerpflanzen sind ein wertvolles Hilfsmittel für Waldbewirtschafter:innen, um Rückschlüsse auf die Standortbedingungen zu ziehen. Durch das Vorkommen bestimmter Zeigerpflanzen können mit wenig Aufwand Informationen über die Nährstoff-, Wasser- und Wärmeverhältnisse des Standorts gewonnen werden.
Was uns Pflanzen verraten
Das Erscheinungsbild von Pflanzen liefert bereits ohne detaillierte Artenkenntnis erste Hinweise. Hauptautorin Judith Schaufler erklärt: "Je kleiner, schmäler und härter die Blätter einer Pflanze sind, desto anspruchsloser ist sie in Bezug auf Nährstoff- und Wasserversorgung. Weichlaubige oder große Blätter, die schnell welken, deuten hingegen auf eine gute Wasserversorgung hin."
Unsere Baumarten stellen unterschiedliche Ansprüche an die Nährstoff-, Wasser- und Wärmeversorgung. Daher zahlt es sich für Waldbewirtschafter:innen aus, über ihre Waldstandorte möglichst gut Bescheid zu wissen. Denn nur wer bei der Baumartenwahl auf standortstaugliche Baumarten setzt, darf damit rechnen, dass diese sowohl gutes Wachstum und Wertleistung zeigen, als auch hohe Stabilität aufweisen, sodass sie das Ende der Umtriebszeit ohne frühzeitigen Ausfall erreichen. Standortstaugliche Baumarten können sich zudem natürlich verjüngen und einer Verschlechterung des Standorts entgegenwirken. Beispielsweise würde man auf staunassen, bindigen Böden mit Flachwurzlern wie der Fichte Bodenverdichtung fördern und die Windwurfgefahr erhöhen.
Abb. 2 & 3: Standorte mit guter Nährstoffversorgung können verschiedene Nährstoff- und Basenzeiger vorweisen, wie diese Doppelseite erklärt.
Nährstoff-, Wasserversorgung und Wärmeverhältnisse
Die Nährstoffversorgung eines Standorts hängt vor allem vom Mineralbestand des geologischen Ausgangsmaterials, vom Fortschritt der Bodenentwicklung und von der Lage im Relief ab. Man unterscheidet grob zwischen karbonat- und silikatisch geprägten Standorten. Kalk-Alpendost, Weiß-Segge und Schneeheide zeigen Karbonatstandorte an. Waldmeister, Zwiebel-Zahnwurz und Lungenkraut weisen auf nährstoffreiche Standorte mit quarzarmem, basenreichem Ausgangsmaterial hin. Neben der Nährstoffversorgung sind die Wasserversorgung und die Wärmeverhältnisse entscheidende Faktoren. Ein Kapitel widmet sich jedem dieser Faktoren, beschreibt die Besonderheiten und führt die charakteristischen Arten für die jeweiligen Standorte mit Bildern auf.
Eine genaue Kenntnis der Pflanzenarten ermöglicht noch tiefere Einblicke. Dank moderner Smartphone-Apps wie "Pl@ntNet" und "Flora incognita" ist die Bestimmung von Pflanzen anhand von Blüten- und Blattfotos einfacher denn je. Es empfiehlt sich, eine Vielzahl der am Standort vorkommenden Arten zu berücksichtigen, um eine präzise Standortbewertung vornehmen zu können. Jede Pflanzenart besiedelt ein spezifisches Spektrum von Standorten, daher liefert die Berücksichtigung mehrerer Arten am Standort eine genauere Einschätzung. Die Broschüre wurde im Rahmen des Projekts „Klimafitnessprogramm“ erstellt, finanziert von Bund, Ländern und Europäischer Union.
Weitere Informationen
- Kostenloser Download der Broschüre Waldpflanzen wissen alles über den Standort über die BFW-Homepage.
- Bestellungen in Print der Broschüre Waldpflanzen wissen alles über den Standort über den BFW-Webshop.
Wenn sie als Waldbewirtschafter:in die wichtigsten Boden- und Standortseigenschaften kennen, können sie bei der Baumartenwahl die Ansprüche ihrer Bäume besser berücksichtigen und standortsangepasste Maßnahmen für die Bewirtschaftung ableiten. Gute Hinweise darauf liefern auch sogenannte Zeigerpflanzen. Bodenexperten Ernst Leitgeb und Franz Starlinger vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) zeigen, wie man die Bodeneigenschaften bestimmen kann und welche Zeigerpflanzen auf gute bzw. schlechte Standorte hinweisen.






