Nach 170 Jahren kehrte Meister Petz nach Bayern zurück – nach 68 Tagen wurde er erlegt

Auf seiner Wanderschaft durch Tirol Richtung Bayern wurde der Bär Bruno alias JJ1 – benannt nach seinen Eltern Jose und Jurka – schon freudig von der bayerischen Bevölkerung erwartet. Aber bereits bei seinem Antrittsbesuch am 20. Mai 2006 sorgte er für negative Schlagzeilen in der Presse. Innerhalb von nur drei Tagen hat Meister Petz im Werdenfelser Land 13 Schafe gerissen. Bruno entwickelte sich schließlich immer mehr vom "Schadbär" über den "Problembär" zum "Risikobär", den die Umweltverwaltung deshalb letztendlich zum Abschuss freigab.

Das Verhalten des Braunbären zeigte deutlich, dass er die für Bären sonst arttypische Scheu vor menschlichen Siedlungen verloren hatte. Dieses Verhalten hatte der Bär von seiner Mutter Jurka übernommen. Es bestand daher die große Gefahr, dass der Bär auf seinen Streifzügen auch mit Menschen zusammentreffen konnte. Wildbiologen und Bärenexperten hatten daher Bayerns damaligen Umweltminister Werner Schnappauf empfohlen, den Bären einzufangen oder abzuschießen.

Um vorrangig den Lebendfang durch ein Expertenteam zu ermöglichen, wurde eine Allgemeinverfügung der Regierung von Oberbayern vom 22. Mai 2006 zunächst ausgesetzt. Sie hätte den Abschuss des Bären ermöglicht. Zwei Wochen lang versuchten fünf finnische Bärenfänger, Braunbär Bruno mit ihren "karelischen Bärenhunden" aufzuspüren, zu stellen und mit einem Narkosegewehr zu betäuben. Alle Fangversuche blieben jedoch erfolglos.

Nachdem Bruno in der Nacht des 16. / 17. Juni 2006 sogar mitten durch den Touristenort Kochel spazierte, war abzusehen, dass der Bär nun doch zum Abschuss freigegeben werden würde. In den frühen Morgenstunden des 26. Juni 2006 wurde er schließlich im Rotwandgebiet oberhalb von Spitzingsee erlegt.

Der Bär von 1835

Die bis dahin letzte erfolgreiche Bärenjagd in Bayern ist für das Jahr 1835 verbürgt. Damals schoss der Forstamtsaktuar Ferdl Klein am Schwarzachenbach bei Ruhpolding den seinerzeit letzten bayerischen Bären. Dieses bemerkenswerte Ereignis inspirierte den Genremaler Heinrich Bürkel (1802-1869) zu einem eindrucksvollen Bild im Stil der Romantik, wie die erfolgreichen Jäger in einem triumphalen Einzug mit dem erlegten Bären von der Jagd zurückkehren. Noch heute ist der echte Ruhpoldinger Bär zu bestaunen. Ausgestellt im Münchener Museums "Mensch und Natur" in Schloss Nymphenburg können die Besucher den letzten bayerischen Bären in Lebensgröße in einem Diorama (=Schaukasten) betrachten.

Dieses Schicksal soll nun auch Bär Bruno widerfahren. Es ist beabsichtigt, den Bären präparieren zu lassen und ihn dem Museum "Mensch und Natur" zu übereignen.

Anm. d. Redaktion (kursiv): In diesen Tagen (März 2008) wurden die ersten Bilder des ausgestopften Bären Bruno in der Presse gezeigt. Sie zeigen Bruno mit einem künstlichen Gebiss und halb geöffnetem Maul. Der Präparator gibt Bruno derzeit noch den letzten Schliff, ehe der Bär ab Ende März 2008 ins staatliche Museum im Schloss Nymphenburg umzieht und dort als Dauerausstellung zu sehen sein wird.

Bär Bruno, der in weiten Teilen der Bevölkerung große Sympathie genoss, wird dadurch sicherlich wieder die Medien beschäftigen. Seit wenigen Tagen ist im Dachsteingebiet im Salzkammergut auch der Bär Moritz wieder aus dem Winterschlaf aufgewacht und wurde bereits mehrmals gesehen und sogar in einer Fotofalle des WWF fotografiert. Es bleibt spannend, ob und wie eine neuerliche Begegnung zwischen Bayern und Bär stattfindet. Die Chancen dafür stehen allerdings schlecht, da der Bär dazu die Tauernautobahn überqueren müsste, was aber nur an ganz wenigen Stellen leicht möglich ist.

Eines hat das Drama rund um Bruno gezeigt: Keine der Akteursgruppen war wirklich und gut auf die Wiederkehr des Bären in die dicht besiedelte Kulturlandschaft Bayerns vorbereitet. Der nächste Bär steht aber schon vor der Grenze und irgendwann wird sie auch wieder von einem Bären überschritten werden. Es bleibt zu hoffen, dass dann neben der bloßen, vielleicht verklärten Erinnerung an die damaligen Ereignisse auch die vielfältigen realen Erfahrungen während dieser 68 Tage hervorgeholt werden und dabei helfen, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Michael Mößnang ist Mitarbeiter in der Abteilung Wissenstransfer, Öffentlichkeitsarbeit, Waldpädagogik der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).