In der Schweiz wurde der Goldschakal (Canis aureus) erstmals 2011 in den Nordwestalpen beobachtet.

Er ähnelt einem mittelgrossen Hund mit buschigem Fell und macht dem einheimischen Fuchs mit ähnlichem Nahrungsspektrum Konkurrenz. Dem Wolf ist er hingegen unterlegen und meidet ihn nach Möglichkeit, da es passieren kann, dass Wölfe Goldschakale töten. Der Goldschakal ist der einzige Schakal, der in Europa verbreitet ist.
Im alten Ägypten wurden die Tiere als heiliges Wesen verehrt und dem Totengott Anubis mit seinem Schakalkopf zugeschrieben.

Verwandt mit Hund und Wolf

Goldschakal und Wolf sind relativ eng verwandt. Beide zählen zu den Caniden (Hundeartigen). Auf den ersten Blick sehen sich beide auch sehr ähnlich, der Goldschakal ist aber bedeutend kleiner und leichter als der Wolf und etwas grösser als ein Fuchs. 

Mit einer Körperlänge von etwa 105 Zentimetern und einer Schulterhöhe von etwa 40 bis 50 Zentimetern ist der Goldschakal mittelgross. Das goldgelbe bis gelblich-graue (auch rötliche) Fell kann individuell sehr unterschiedlich gefärbt sein. Der Rücken und die Schwanzspitze der Tiere sind zumeist dunkel und seitlich sowie an den Beinen goldfarben. Die Gesichtsmaske ist bräunlich und weisst eine deutliche weissen Zeichnung um die Schnauze herum und am Hals auf. Je nach Gebiet sind sie die Tiere, dämmerungs-, nacht- oder auch tagaktiv.

Goldschakale heulen oft am Abend und werden dadurch leicht mit einem Wolf verwechselt, obwohl ihr Geheul deutlich höher ist. Ihr Körper ist dabei angespannt und die Schnauze weit nach oben geöffnet, die Ohren liegen am Kopf an. Manchmal äussern die Tiere auch ein Knurren, ein Winseln oder ein Bellen. Eine gewisse Ähnlichkeit zum Wolf lässt sich aber nicht leugnen.

Der Goldschakal kann durchaus als Allesfresser bezeichnet werden. Er ist Nahrungsgeneralist und -opportunist, der sich gut an die Jahreszeit, den Lebensraum und die verfügbaren Nahrungsressourcen anpassen kann. Auf seinem Speisezettel stehen neben kleineren Säugetieren wie Mäusen, Insekten, Amphibien und Fischen auch  Beeren, Mais und andere Pflanzen. Auch herumliegendes Aas, Schlacht- oder Jagdabfälle bereichern seinen Speiseplan. Je nach Saison kann sich die Art auch grösstenteils ganz vegetarisch ernähren.
Wenn die Tiere paarweise oder im Rudel jagen, könnten sie auch freilaufende Hühner, Katzen oder Hunde erbeuten.  In Deutschland wurden drei Schafe von einem Goldschakal verletzt, jedoch nicht getötet. Auch aus der Schweiz sind vereinzelte Schafrisse bekannt. Meistens jagt der Goldschakal aber allein und nur selten im Familienverbund von vier bis sechs Tieren. Goldschakale können Tiere bis zur Grösse eines Rehs erbeuten, ernähren sich aber häufig von Nahrungsquellen, die sie leichter erbeuten können. Die Zusammensetzung ihres Speiseplans variiert dabei je nach Jahreszeit und Region stark - es wird gefressen, was verfügbar ist.

Lebensraum

Der Lebensraum des Goldschakals ist sehr vielseitig und die Tiere können sich gut an verschiedene Gegebenheiten anpassen. Man findet sie in reich strukturierter Agrarlandschaft ebenso wie in Feuchtgebieten, sofern dort tagsüber ausreichend Deckung und Versteckmöglichkeiten vorhanden sind. Im Balkan trifft man Goldschakale auch am Rand von Siedlungen an, wo sie oft Abfall und andere Nahrungsquellen finden. Hohe Berge und alpine Landschaften sind eher nicht geeignet, da sie mit einer lang andauernden Schneedecke nicht gut zurechtkommen. 

Biologie

Die Paarungszeit der Goldschakale liegt in Europa zwischen Januar und Februar, und nach zwei Monaten bringt das Weibchen i.d.R. vier bis fünf Junge zur Welt. Diese verlassen nach einem Jahr den Familienverband. Einige verbleiben danach noch im Rudel, um bei der Aufzucht der Folgegeneration zu helfen, die übrigen wandern ab (zum Teil Wanderungen bis 200 km). Dies sind auch die Einzeltiere, die inzwischen vermehrt in Mitteleuropa gesichtet wurden.
Der Goldschakal lebt in einem flexiblen Sozialsystem, bleibt aber dem Partner ein Leben lang treu. Die Tiere bilden kleine Rudel (territoriale Familiengruppen), markieren gemeinsam ihr Territorium und gehen auf die Jagd. Reviere erreichen dabei Grössen von ca. 5–15 km² und werden gemeinsam verteidigt.

Herkunft und Verbreitung

Die ursprüngliche Heimat des Goldschakals befindet sich in Teilen Arabiens, Indiens und des Nahen Ostens bis zum Balkan und der Schwarzmeerküste. Ursprünglich war diese Säugetierart nur in Südeuropa heimisch, inzwischen ist sie in ganz Europa auf dem Vormarsch und dehnt ihr Verbreitungsgebiet auf natürliche Weise vom südöstlichen Balkan (Südosteuropa) in Richtung Mitteleuropa aus. Ausserhalb des einstigen Verbreitungsgebietes finden sich immer mehr Spuren, die im Westen bis nach Spanien und im Norden bis nach Dänemark, Nordfinnland und Estland reichen. 

Grosse Populationen findet man in Europa auf dem Balkan zwischen Adria und Schwarzem Meer (Ungarn, Bulgarien, Serbien, Rumänien). Die westlichsten bzw. nördlichsten Vorkommen mit Reproduktion (Rudeln) befinden sich derzeit im Trentino (Italien), im östlichen Österreich (Neusiedlersee und nördlich von Graz 2007/2009/2015) sowie in Süddeutschland. Regelmässige Nachweise gibt es u.a. aus Polen, Liechtenstein, seit 2017 auch aus Frankreich.

Der erste Nachweis eines Goldschakals in der Schweiz gelang im Winter 2011/12 in der Nordwestschweiz, als ein Exemplar in diversen Fotofallen eines Luchsmonitorings auftauchte (Kantone Bern, Waadt und Freiburg; s. Abb. 7).          
Ein weiteres Exemplar konnte 2015 südlich von Disentis im Kanton Graubünden ebenfalls von einer Wildtierkamera aufgenommen werden. 2016 wurde ein Tier in der Surselva erschossen, da man es für einen Fuchs hielt. Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um das gleiche Tier handelte, welches 2015 in Disentis in die Fotofalle tappte. 
Seit 2015 werden jährlich Goldschakale in der Schweiz nachgewiesen:

  • 2016 musste in der Nähe von Einsiedeln im Kanton Schwyz ein völlig entkräfteter Goldschakal von einem Wildhüter erlöst werden. Im Herbst tappte ein Tier im Kanton Schwyz in eine Fotofalle.
  • 2017 wurden Goldschakale in Graubünden und im Linthgebiet gesichtet und es gelang der erste genetische Nachweis an einem Schafsriss in Graubünden.
  • 2018 wurde in den Wäldern von Jussy im Kanton Genf ein Tier von einer Wildtierkamera bei seiner Durchreise aufgezeichnet und im Linthgebiet konnte ebenfalls ein Tier fotografiert werden.
  • 2019 kam ein Goldschakal im Freiburger Seeland bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
  • 2020 wurde im Tessin, im Sottoceneri, ein Goldschakal gesichtet.
  • 2022 und 2023 gab es weitere 8 gesicherte Goldschakal-Meldungen aus Fotofallen (s. Abb. 8) u.a. aus dem Waldlabor.

Die Meldungen werden von der Stiftung KORA gesammelt. Beobachtungen von Nachwuchs wurden aber bisher noch nicht verzeichnet. Die nächsten reproduzierenden Paare befinden sich in Italien, ca. 60 km von der Schweizer Grenze entfernt und in Deutschland, ca. 30 km von der Schweizer Grenze entfernt.

Klimaveränderung, Fragmentierung der Wälder sowie die Abnahme seines natürlichen Feindes, des Wolfes, und die grosse Fortbewegungsfähigkeit scheinen die Ausbreitung des Goldschakals in Europa zu begünstigen. 

Als Art der Subtropen und der gemässigten Zonen meidet der Goldschakal Gegenden mit kalten Wintern und hohen Schneelagen wie im Alpenraum als Lebensraum, kann sie aber auf seinen Wanderungen durchaus durchstreifen. Die Klimaerwärmung begünstigt die Ausbreitung dieser Säugetierart merklich. Eine flächendeckende Ausbreitung in der Schweiz ist aber aufgrund der naturräumlichen und klimatischen Gegebenheiten nicht zu erwarten. Im Mittelland oder im Tessin dürfte die Art aber geeignete Lebensräume finden. Die Tiere können sich auch gut in vom Menschen genutzten Landschaften zurechtfinden. 

Wenn die Bedingungen stimmen, kann eine Population von Goldschakalen sehr rasch anwachsen. Dies zeigen Abschusszahlen aus Ungarn, wo 1996 sechs Schakale erlegt wurden und 2018 waren es schon fast 6000. Es ist also eine Frage der Zeit oder unserer Akzeptanz für andere Grossraubtiere, wie schnell und wann der Goldschakal in Teilen der Schweiz heimisch wird und in welcher Populationsstärke. Aussagen dazu können heute noch nicht gemacht werden.

Da der Goldschakal auf natürlichem Weg in die Schweiz eingewandert ist, gilt er nicht als invasive Art. Er zählt zur Biodiversität der Schweiz und soll sich eigenständig hierzulande ausbreiten (KORA). Der Goldschakal steht in der Schweiz derzeit nicht auf der Liste der jagdbaren Arten und ist damit automatisch geschützt. Auch die Gruppe Wolf Schweiz (GWS) vertritt wegen der natürlichen Ausbreitung der Tierart die Ansicht, dass der Goldschakal grundsätzlich hierzulande willkommen und als Teil der Fauna zu akzeptieren ist und derzeit unter Schutz steht. 

Wolf, Fuchs und Goldschakal

Das gleichzeitige Vorkommen von Wölfen, Goldschakalen und Füchsen ist möglich, aber es gibt dazu noch keine ausreichenden Forschungsergebnisse. 
Es scheint aber so, dass Goldschakale Gebiete mit Wolfspräsenz meiden: Wölfe leben hierzulande  vor allem im Alpenraum oder in gebirgigen Lebensräumen, einem Gebiet, das für Goldschakale weniger geeignet ist. 
Über das Zusammenleben von Füchsen und Goldschakalen ist noch sehr wenig bekannt, aber es scheint eine gewisse Nahrungskonkurrenz zwischen beiden Tierarten zu bestehen. In Deutschland wurde aber auch ein Goldschakal fotografiert, der nachweislich an der Aufzucht von Jungfüchsen beteiligt war. Es ist also je nach Situation auch möglich, dass sich eine Art Symbiose bildet.

Wolf
  • Schulterhöhe: 65-80 cm
  • Schwanz: dunkle Spitze, kurz
  • Körperbau: gross & kräftig
  • Ohren: spitz, Rückseite hell   
  • mögliche Fellfarben: Grau, Braun
  • Gewicht: bis 50 kg

Goldschakal

  • Schulterhöhe: 44-50 cm
  • Schwanz: rel. kurz (20-30 cm), dunkle Spitze
  • Beine: hell; hochbeiniger als Fuchs
  • Körperbau: kräftiger als Fuchs
  • Ohren: hell/goldbraun, proportional klein
  • Fellfarbe variabel: meist goldfarbig bis gelbbraun mit dunkel melierter Seiten-/ Rückenpartie oder Grau
  • Gesicht: weisse Flecken an Fang, Kehle und Brust
  • Schnauze: feiner als beim Wolf
  • Gewicht: bis 15 kg
Fuchs
  • Schulterhöhe: 35-40 cm
  • Schwanz: helle Spitze, lang
  • Beine: oft teilweise schwarz
  • Ohren: Rückseite dunkel/schwarz
  • mögliche Fellfarben: Rot, Braun, Sandfarben
  • Gewicht: bis 7,5 kg

 

Der Kot von Fuchs und Goldschakal ist optisch schwer zu unterscheiden, dies gelingt meist nur mit einer DNA-Analyse.

Mensch und Goldschakal

Das grösste Gefahrenpotenzial für Goldschakale in der Schweiz geht einerseits vom Verkehr und andererseits von illegalen oder Fehlabschüssen aus.

In der Gruppe sind die Tiere fähig, grössere Beutetiere, z.B. auch Nutztiere zu erlegen. Dies könnte zu Konflikten mit der Landwirtschaft oder der Jägerschaft führen. Und welche Folgen das für die hiesige Tierwelt und mögliche Konflikte mit Nutztierhaltern haben könnte, lässt sich im Moment nicht eindeutig beantworten. Übergriffe auf Nutztiere sind, wenn auch sehr selten, schon beobachtet worden. Die Herdenschutzmassnahmen wie Elektrozäune oder Herdenschutzhunde sind auch gegen Goldschakalen wirksam. Gemeldete Schäden werden vom Bund entschädigt. 

Status und Gefährdung

Die Sichtungen der Tiere, welche bisher in der Schweiz aufgetaucht sind, betreffen wahrscheinlich Tiere, die auf Wanderschaft sind. Im Gegensatz zu unseren Nachbarländern wie Österreich, wo erste Rudel heimisch werden. 1987 wurde der erste Goldschakal in Österreich gesichtet, inzwischen gibt es wiederholt (2007/2009) Nachweise von Reproduktion im Neusiedlerseegebiet. Seit 2015 betreibt das Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur in Wien (IWJ) ein Projekt zur Verbreitung des Goldschakals in Österreich. Es werden unterschiedliche Erfassungsmethoden eingesetzt: neben Meldungen, kommen auch Fotofallen, bioakustische Stimulationen, Artenspürhunde, Telemetrie oder genetische Monitorings zum Einsatz. Es wurden auch Empfehlungen zur Dokumentation und Beurteilung von Hinweisen des Goldschakals (Canis aureus) in Europa erstellt.

In der Schweiz ist 2011 der erste Goldschakal gesichtet worden. Es ist sicher verfrüht, von einem Bestand in der Schweiz zu sprechen. Ob diese Tierart hier in den kommenden Jahren heimisch wird, ist schwer zu beurteilen, aber es spricht auch nichts dagegen.

Bekannt ist, dass die Goldschakale Reviere meiden, wo sich Wolfsrudel etabliert haben. Denn der Wolf ist der natürliche Feind des Goldschakals. Hochrechnungen der Large Carnivore Initiative for Europe  zeigen auf, dass in Europa ca. 117'000 Goldschakale leben. Der Wolfsbestand ist rund siebenmal kleiner und wird auf 17'000 Tiere geschätzt. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese beiden Säugetierarten zukünftig in der Schweiz etablieren können.