Hirschkäfervorkommen im Rahmen von Natura 2000 zu erfassen bereitet den Kartierern noch große Schwierigkeiten. Mit einem Mix aus Fruchtmarmelade, frischen Früchten und Kirschlikör versuchten Wissenschaftler der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), Hirschkäfer anzulocken und zu fangen. Die Fangresultate waren sehr unterschiedlich. Ein wichtiges Ziel wird es daher sein, ein Pheromon zum Anlocken von Hirschkäfermännchen zu entwickeln.

Im Jahr 2005 untersuchten Wissenschaftler der LWF sowie Sebastian Werner vom Landesbund für Vogelschutz Starnberg und Revierleiter Hermann Hacker aus Bad Staffelstein verschiedene Hirschkäfervorkommen in Bayern. Die Mischung aus Fruchtmarmelade, frischen Früchten und Kirschlikör sollte Hirschkäfer in Eimerfallen bzw. an beköderte Eichenstämme locken. Die Ergebnisse waren jedoch sehr unterschiedlich. So gingen in den Eierbergen bei Bad Staffelstein 25 Hirschkäfer an die Lockstellen bzw. in die Fallen. Am Kehrenberg bei Bad Windsheim gelang mit dieser Methode kein Nachweis, obwohl direkt um die Fallenstandorte bis zu 15 Hirschkäfer von Ende Mai bis Ende Juni präsent waren. Bei Weßling wurde überhaupt kein Käfer beobachtet. Die südbayerischen Populationen sind sehr individuenarm, ein erfolgreiches Anlocken hängt aber von einer Mindestpopulationsgröße ab. Die Hirschkäfer befinden sich hier zeitweise schon unter der Nachweisgrenze.

"Dolce vita" versus Kirschlikör

Nach dem Schlüpfen benötigen Hirschkäfer zur Geschlechtsreife zuckerhaltige Säfte, z. B. von blutenden Bäumen oder auch, falls vorhanden, von reifen Kirschen (Krenn et al. 2002). In den Eierbergen ließen sich schlüpfende Käfer in hoher Zahl an die Köder locken. Am Kehrenberg waren die Tiere schon vor Ausbringung des Köders geschlüpft und befanden sich auf zwei blutenden Huteeichen bis in einer Höhe von 23 Metern. Von den "Rendezvousbäumen" an die Köderstellen umgesetzte Männchen flogen immer an die Saftbäume zu den Weibchen zurück. Käferbeobachtungen waren im Kronenbereich nur mit einem Fernglas möglich. Durch rege anfliegend Hornissen waren die Saftstellen und Hirschkäfer meist leicht zu erkennen.

Gefährliches Liebesleben

An den Huteeichen bei Bad Windsheim wurden die Käfer über einen Monat täglich kartiert. Sie fanden sich meist paarweise auf den Bäumen. Während das Weibchen an Saftstellen leckte, schützte das Männchen den Körper des Weibchens durch Überdecken und vertrieb Nahrungskonkurrenten wie Hornissen oder Bockkäfer. In der Regel gibt es einen Überhang an männlichen Hirschkäfern. Dadurch werden Verluste ausgeglichen, die beim Schutz der Weibchen entstehen. Denn "ritterlich" opfern sich die Männchen bei Angriffen von Spechten und Eichelhähern. Während das Männchen gefressen wird, lässt sich das Weibchen fallen und kann so entkommen.

Mehr Jagdglück mit Pheromonen

Hirschkäfer suchen nach dem Schlüpfen die nächstgelegene Saftstelle auf. Künstliche Lockstellen sind nur dann erfolgreich, wenn es gelingt, sie möglichst nahe am Entwicklungsort der Käfer zu platzieren. Haben die Weibchen eine natürliche Saftstelle besetzt, so sind sie nicht zu bewegen, selbst an nächstgelegene künstliche Lockstellen zu wechseln. Die Männchen folgen dem Duft der Weibchen. Diesen Sexuallockstoff scheiden Hirschkäferweibchen vermutlich mit einer weißen Flüssigkeit aus. Diesen zu gewinnen und ein künstliches Pheromon zur Anlockung von Männchen zu entwickeln, ist ein Kooperationsprojekt der LWF.