Auffälliger Pilz wurde aus Australien eingeschleppt

Bei einem Waldspaziergang an einem schönen Herbsttag drängt sich ein widerlicher Aasgeruch in die Nase.Weit und breit keine Kläranlage, keine Müllkippe, kein Landwirt der seine Felder düngt. Die Ursache ist ganz natürlich. Verantwortlich sind der exotische Tintenfischpilz und seine beiden heimischen Verwandten, die Stinkmorchel und die Hundsrute aus der Ordnung der Phallales (Phallus griech.: "gestrecktes männliches Glied").

Die Fruchtkörper dieser Pilze entwickeln sich zunächst im Inneren eines sogenannten "Hexeneis", das sich auf dem Waldboden oder an stark verrottendem Totholz entwickelt. Unter einer glibbrigen Außenschicht befinden sich ein oder mehrere zusammengestauchte Träger der Fruchtschicht. Das reife Ei platzt auf. Eine schwarzgrüne, schleimige Fruchtschicht wird an der Innenseite der roten, porösen Arme des Tintenfischpilzes (Clathrus archeri) in die Höhe gehoben. In dieser Phase wird der im Namen steckende Zusammenhang zwischen dem Pilz und dem Meeresbewohner jedermann deutlich. Bei Spitzmorchel und Hundsrute hängt die Fruchtschicht an der Spitze eines weißen Stiels. Der ausströmende Gestank zieht Fliegen und andere Insekten an, die sich an der Fruchtschicht laben, dort die Sporen aufnehmen und so den Pilz weiter verbreiten.

Der Tintenfischpilz wurde vermutlich zu Anfang des 20. Jahrhunderts aus Australien nach Mitteleuropa eingeschleppt. Die Fundmeldungen seit dem ersten Weltkrieg zeigen eine Ausbreitung von den Vogesen über den Schwarzwald bis in den Bayerischen Wald und an die Ostsee.

Heute ist der Pilz, der sich von der Laubstreu ernährt, in ganz Bayern verbreitet.