Die Naturwaldreservate (NWR) in Bayern sollen die Erforschung der Waldentwicklung ermöglichen und die biologische Vielfalt erhalten. Dazu sollen die NWR die natürlichen Waldgesellschaften landesweit repräsentieren. Sie sollen eine regional (Landschaftsebene) und objektbezogen (einzelne Waldgesellschaften) angemessene Verteilung beinhalten.

Lücken in der Substanz

In den Siebzigern wurden die damaligen Forstämter und Forstdirektionen aufgerufen, geeignete Flächen für Naturwaldreservate vorzuschlagen. Darunter befanden sich in erster Linie steile Einhänge, Moore und weitere Sonderstandorte. Hinter vielen vorgeschlagenen Flächen stand allerdings auch schon der Gedanke, großflächig verbreitete Waldgesellschaften zu repräsentieren.

Nach einer Vorauswahl wurden 1978 die ersten 135 NWR ausgewiesen. In den folgenden Jahren wurden weitere Flächen evaluiert, wobei der Fokus bereits verstärkt auf regionale und objektbezogene Repräsentativitätslücken gelenkt wurde. Nichts desto trotz war die Überprüfung hinsichtlich der Repräsentativität bisher immer eine rein gutachtliche (Experteneinschätzung). Das soll sich nun ändern. Um datenbasierte Aussagen treffen zu können wurden Vorkommen, Flächenbedeutung und Verbreitung der natürlichen Waldgesellschaften in den NWR den Datenauswertungen zur potentiellen natürlichen Vegetation aus der zweiten Bundeswaldinventur (BWI 2) gegenübergestellt.

Die Methode

Auf Grundlage der Vegetationsaufnahme in Naturwaldreservaten wurde für jedes NWR die Flächenverteilung auf bis zu vier Waldgesellschaften ausgedehnt. Aus den Daten wurde zu jeder Waldgesellschaft ein Quotient ermittelt, der sich aus dem Flächenanteil der Naturwaldreservate und dem Flächenanteil der BWI 2 zusammensetzt. Dieser Quotient sagt aus, wie eine Waldgesellschaft in den Naturwaldreservaten vertreten ist:

< 1 Schlecht
±1 Gut
> 1 überrepräsentiert

Entsprechend wurde für die regionale Gliederung der Naturwaldreservate in den Wuchsgebieten verfahren (vgl. Tabellen im Originalartikel).

Die Ergebnisse

Insbesondere die Buchenwälder sind noch unterrepräsentiert. Besonders deutlich wird dies bei der häufigsten Waldgesellschaft Bayerns, den Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum). Ebenfalls wenig vertreten sind Waldgesellschaften des:

  • Birken-Traubeneichenwaldes,
  • Labkraut-Fichten-Tannenwaldes,
  • Wintergrün-Fichten-Tannenwaldes, sowie des
  • Hainmieren-Schwarzerlen-Auewaldes.

Die übrigen Waldgesellschaften sind entweder in ausreichender Repräsentanz im Verhältnis zu ihrer Verbreitung vorhanden oder sie fehlen in Bayern, bzw. umfassen nur sehr geringe Flächen.

Für die einzelnen Wuchsgebiete zeigt sich eine sehr gute Flächenausstattung in den Alpen und der Rhön. Wenig vertreten sind dagegen die Wuchsgebiete

  • Untermainebene,
  • Fränkischer Keuper,
  • Frankenalp und Oberpfälzer Jura,
  • Oberfränkisches Triashügelland,
  • Tertiäres Hügelland, sowie
  • Schwäbisch-Bayerische Schotterplatten- und Altmoränenlandschaft.

Schlussfolgerungen

Künftige Erweiterungen von Naturwaldreservaten sollten auch auf eine Verbesserung der Repräsentanz der jeweiligen Waldgesellschaft überprüft werden. Dabei sollte insbesondere die Ausweisung neuer Naturwaldreservate mit den oben genannten, bisher wenig vertretenen Waldgesellschaften gefördert werden.

Zu den Wuchsgebieten, die auch wegen ihrer Flächengröße in der Naturwaldreservate- Kulisse besonders berücksichtigt werden sollten, sind der Fränkische Keuper, das Tertiärhügelland sowie die Schwäbisch-Bayerische Schotterplatten- und Altmoränenlandschaft zu zählen.