Was sind Neobiota?
In Deutschland wird prinzipiell unterschieden zwischen
- einheimischen Arten und
- gebietsfremden Arten.
Einheimische Arten sind in Deutschland seit dem Ende der letzten Eiszeit vorhanden, hier entstanden oder haben sich selbst in das Gebiet ausgebreitet. Gebietsfremde Arten, die nach 1492, der "Entdeckung“ Amerikas durch Kolumbus, vom Menschen in Gebiete außerhalb ihrer Heimat gebracht wurden und dort lange Zeit wild lebten, werden als "Neobiota" bezeichnet. Sie werden als gebietsfremd oder nicht-heimisch betrachtet. Schon früher wurden Arten gezielt eingeführt, z. B. verschiedene Speisepflanzen (Weinrebe, Esskastanie, Pfirsich) und Karpfen durch die Römer in der Antike. Vor 1492 eingeführte oder eingeschleppte und seit 1492 bis heute dauerhaft etablierte Arten werden als Archäobiota bezeichnet.
Die Entdeckung Amerikas 1492 dient zur Abgrenzung: Arten, die vorher eingebracht wurden, werden als Archäobiota bezeichnet, danach eingeführte Arten als Neobiota.
In der Kategorie Neobiota nennt man Tierarten Neozoen, Pflanzen Neophyten und Pilze Neomyzeten. Es gelangen aber auch Mikroorganismen wie Krankheitserreger, Schädlinge und Parasiten zu uns.

Abb. 1. Schema zur Einteilung der Arten in einheimisch sowie gebietsfremd mit Archäobiota und Neobiota.
Was sind Invasive Arten?
Nicht jede gebietsfremde Art, Neobiota genannt, ist auch invasiv. Von invasiven Arten nicht-heimische Arten spricht man, wenn sie sich etablieren, ausbreiten und Massenpopulationen bilden mit negativen Auswirkungen auf andere Arten, Biotope oder Lebensgemeinschaften. Sowohl beabsichtigt als auch unbeabsichtigt eingebrachte Neobiota haben das Potenzial, invasiv zu werden Viele invasive Arten wurden beabsichtigt als Nutzpflanzen eingebracht, wie das Springkraut als Bienenweide. Andere Arten wurden unbeabsichtigt eingeschleppt, z.B. durch Larven im Ballastwasser von Schiffen (Körbchenmuschel) oder Verschleppung von Samen mit Handelsware. Durch die Globalisierung nimmt die Einführung gebietsfremder Arten stetig zu.
Nur ein Bruchteil der Neobiota wird tatsächlich zu einer invasiven Art.
Gemäß der global übertragbaren 10er-Faustregel halten sich
10 % der eingeschleppten Arten auf unbeständige Art und Weise
10 % davon etablieren sich dauerhaft und hiervon
10 % können invasiv sein.Von 1000 gebietsfremden Arten wird 1 invasiv.
So gibt es beispielsweise in Deutschland 12000 erfasste Neophyten, von denen nur 40 Arten einen invasiven Charakter haben und uns Probleme bereiten.
Invasive Arten haben Vorteile gegenüber heimischen Arten, die ihnen eine erfolgreiche Etablierung ermöglichen. Meist sind es eher anspruchslose Arten ohne Fressfeinde, mit einem guten Ausbreitungsvermögen, hohem Populationswachstum und geringen Lebensraumansprüchen. Aufgrund dieser Eigenschaften besetzen sie schnell und erfolgreich ökologische Nischen besonders in gestörten Lebensräumen wie strukturarmen Gewässern solchen mit schlechter Wasserqualität.
Auswirkungen von invasiven Neobiota
Invasive Neobiota haben unterschiedliche negative Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche:
| Wirtschaft | Landwirtschaft: Schädigung Ernte Verkehr: Überwucherung Bahngleisen Wasserwirtschaft: Schädigung Hochwasserschutzbauten |
| Naturschutz | Störung von Ökosystemen Verdrängung heimischer Arten |
| Gesundheit | Allergien, Bakterien, Viren |
Um invasive Arten einzudämmen, können unterschiedliche präventive oder bekämpfende Maßnahmen ergriffen werden. Vorrang haben Präventionsmaßnahmen, mit denen bereits eine Freisetzung und Verbreitung der invasiven Neobiota verhindert wird. Präventive Maßnahmen sind jedoch oft schwer durchführbar, weil sich der invasive Charakter einer Art häufig erst durch die massenhafte Ausbreitung zeigt. Sollte es für präventive Maßnahmen zu spät sein, sind die invasive Art aktiv zu bekämpfen. Wachstum und Ausbreitung müssen unterbunden und bei invasiven Neozoen eine Bejagung in Betracht gezogen werden. Nachfolgendes Monitoring und Erfolgskontrollen der Maßnahmen sind unbedingt nötig, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.
Beispiele invasiver Arten und Managementmaßnahmen
Im Folgenden wird aus jeder Untergruppe der Neobiota ein invasiver Vertreter mit seinen Auswirkungen und Präventions- sowie Bekämpfungsmaßnahmen vorgestellt.
Neophyt

Japanischer Schlangenknöterich(Fallopia japonica) als Beispiel für Neophyten – Pflanzen, die ursprünglich nicht bei uns beheimatet sind
Neomyzet

Falsches weißes Stängelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus) als Beispiel für Neomyzet – gebietsfremder Pilz,m der durch Einwirkung des Menschen nach Deutschland eingeführt wurde.
Neozoen

Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) als Beispiel für Neozoen – gebietsfremde, durch Einwirkung des Menschen eingeführte, -geschleppt oder -gewanderte Tierarten
Neue Mikroorganismen

BSAL (Batrachochytrium salamandrivorans) als Beispiel für neue Mikroorganismen – besonders für Schwanzlurche tödlicher Pilz, auch „Salamanderfresser“ genannt




