Weil die richtige Heckenpflege eine entscheidende Rolle für die Bewahrung der Artenvielfalt und die Schaffung von neuen Lebensräumen spielt, ist das Knowhow entscheidend. Welche Methoden am effektivsten sind, um Hecken artenreich, vital und ökologisch wertvoll zu gestalten, soll hier vorgestellt werden. Durch gezielte Massnahmen kann man die Artenvielfalt fördern, die Heckenstruktur bewahren und gleichzeitig eine vernetzende Verbindung zum umliegenden Kulturland schaffen.
Die Bedeutung der Hecken
Als Hecke gilt in der Regel ein Gehölzstreifen aus Sträuchern und/oder Bäumen mit oder ohne Krautsaum, sofern es sich nicht um Wald handelt.
Hecken erfüllen eine Vielzahl von ökologischen und landschaftlichen Funktionen, die sie zu wertvollen Bestandteilen unserer Umgebung machen. Als Gehölzstreifen mit oder ohne Krautsaum spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Vernetzung von Lebensräumen und ermöglichen den Austausch von Arten sowie die natürliche Schädlingsbekämpfung im angrenzenden Kulturland. Darüber hinaus bieten Hecken Windschutz, verbessern das Kleinklima, verhindern Bodenerosion und sorgen für eine reiche Vielfalt an Pflanzen und Tieren. In Bezug auf das Landschaftsbild tragen Hecken zur landschaftlichen Schönheit bei, gliedern die Umgebung in verschiedene Kammern und bieten zahlreiche Ressourcen wie Brennholz, Früchte und Heilkräuter.
Erfolgreiche Heckenpflege
Das Ziel ist es, eine artenreiche Hecke mit einem vielfältigen Krautsaum zu schaffen, der zahlreichen Tieren Futter-, Nist- und Rückzugsplätze bietet. Ohne regelmässige Pflege breitet sich die Hecke seitlich aus, altert und wird instabil. Man kennt diese natürliche Tendenz zu artenarmen Hochwäldern in der Sukzession. Dies liegt daran, dass bestimmte Baumarten, insbesondere lichtliebende und konkurrenzstarke Arten, in der frühen Sukzessionsphase dominieren und sich stark ausbreiten. Diese Arten können andere Pflanzenarten unterdrücken und zur Bildung von artenarmen Beständen führen. Dieser natürliche Prozess ist zwar ökologisch wertvoll, birgt jedoch die Gefahr einer einseitigen und artenarmen Heckenstruktur, und dies soll mit einer regelmässigen Pflege verhindert werden.
Bei der Heckenpflege ist es entscheidend, einige Aspekte zu berücksichtigen, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Ein wichtiger Faktor ist der Zeitpunkt des Schnitts, um die Beeinträchtigung von brütenden Vögeln zu minimieren und das Wachstum der Hecke zu fördern. Darüber hinaus sollten langsam wachsende Arten weniger häufig geschnitten werden als schnell wachsende, um die Artenvielfalt zu fördern.
Die Hecken sollten am Rand eine dichte niedere Strauchschicht und einen vielfältigen Krautsaum aufweisen, um die Stufigkeit zu erhalten und einen vernetzenden Übergangzum Kulturland zu ermöglichen. Der Krautsaum sollte spät im Jahr und abschnittsweise gemäht werden, um den Tieren ausreichend Ausweichmöglichkeiten zu bieten. Dornensträucher wie Weissdorn, Schwarzdorn, Kreuzdorn und Heckenrose sollten gefördert werden, da sie seltenen Heckenvögeln viele Nistplätze, Nahrung und Deckung bieten. Sträucher, die im Herbst Beeren tragen, sind besonders wertvoll.
Einzelne alte Sträucher oder Bäume sollten belassen werden, ohne die Pflege der anderen zu unterbrechen. Das Schaffen von Buchten im Heckenverlauf erhöht die Anzahl der Vogelnistplätze. Steinhaufen am Rand oder innerhalb der Hecke können dazu beitragen, Insekten, Eidechsen und Blindschleichen zu fördern. Die Heckenpflege sollte nur während der Vegetationsruhe zwischen November und März stattfinden. Bei Hecken, die reich an fruchttragenden Arten sind, empfiehlt sich eine Pflege im Februar/März.
Pflegemethoden
Um eine bestimmte Höhe, Breite und Dichte der Hecke beizubehalten und sie zu verjüngen, stehen zwei Methoden zur Auswahl:
- Auf-den-Stock-Setzen (komplettes Absägen aller Äste auf einer Höhe zwischen 10 und 20 cm ab Boden) und Zurückschneiden. Beide Methoden erfordern wiederholte und regelmässige Eingriffe. Dabei sollten markante Bäume, die einen hohen ökologischen Wert haben, wenn möglich stehen gelassen werden. Alte Bäume mit Höhlen, Totholz und dürren Ästen bieten zahlreichen Tieren Brut- und Unterschlupfmöglichkeiten. Efeu, das Nahrung für Bienen und Vögel bietet und auch als wertvolle Brutnische dient, sollte nicht entfernt werden, da es dem Baum keinen Schaden zufügt.
- Beim selektiven Auf-den-Stock-Setzen werden nur einzelne, ausgewählte, schnell wachsende Sträucher oder Bäume in regelmässigen Abständen auf den Stock gesetzt, um das Wachstum der langsam wachsenden Arten zu fördern und Licht in die Hecke zu bringen. Diese Pflegeart eignet sich besonders gut für eine kontinuierliche Verjüngung der Hecke und erfordert einen Eingriff im Intervall von zwei bis fünf Jahren.
Das abschnittsweise Auf-den-Stock-Setzen ist für grössere Heckenflächen geeignet. Dabei werden ganze Abschnitte auf einer Länge von 1∕3 der Heckenlänge oder maximal 20 Meter alle 6 bis 15 Jahre auf der gesamten Breite auf den Stock gesetzt. Es ist wichtig, den Heckenbewohnern ausreichend Ausweichmöglichkeiten zu bieten, daher sollte niemals die gesamte Hecke auf den Stock gesetzt werden. Einige langsam wachsende Dornensträucher und seltene Pflanzenarten sollten in jedem Fall und immer stehen gelassen werden. Das Zurückschneiden der äusseren Äste und Zweige begrenzt den räumlichen Umfang der Hecke, reicht jedoch allein nicht aus, um den Artenkonkurrenzkampf auszugleichen und eine vielfältige Hecke zu erhalten. Der Krautsaum sollte abschnittsweise gepflegt werden, um seine natürliche Entwicklung zu ermöglichen. Alle zwei Jahre sollte der natürliche Heckensaum, der sich mindestens 50 cm von der Hecke erstreckt, auf verschiedenen Abschnitten gemäht werden. Dadurch können Kleintiere in den nicht gemähten Bereichen Schutz finden. Der Krautsaum sollte, wenn möglich, nicht beweidet oder landwirtschaftlich genutzt werden. Er dient als Rückzugsgebiet und wertvolle Nahrungsquelle für verschiedene Tiere. Die Pflanzen sollten blühen und sich aussamen können. Dies ist für die angrenzenden Landwirte teils schwer zu verstehen und muss regelmässig kontrolliert werden. Um den Krautsaum auszumagern, sollte das Schnittgut nach dem Mähen entfernt werden. Bereiche im Krautsaum, in denen stark vermehrende Straucharten wie zum Beispiel Schwarzdorn vorkommen, sollten regelmässig gemäht werden.
Abb. 3. Eine Hecke, die vier Jahre nach einem abschnittsweisen kompletten Rückschnitt deutlich an Artenvielfalt gewonnen hat. Das erfreuliche Wachstum der Hecke ist deutlich sichtbar, während verschiedene Pflanzenarten gedeihen und Lebensraum für zahlreiche Tierarten bieten. Foto: Zweckverband Falknis
Das anfallende Schnittgut kann auf verschiedene Arten verwendet werden:
- als Brennholz oder Hackholz.
- Asthaufen am Rand der Hecke erstellen, die zahlreichen Kleinsäugern, Amphibien, Reptilien usw. als Rückzugs- und Unterschlupfmöglichkeiten dienen. Durch die Schichtung des Schnittguts entstehen strukturreiche und geschützte Bereiche, die den Tieren Schutz bieten und ihnen ermöglichen, sich innerhalb des Reviers zu bewegen.
Heckenpflege – Chance für den lokalen Forstdienst
Die Pflege von Hecken wird nicht nur von spezialisierten Fachkräften, sondern auch von Landwirten durchgeführt, die dabei eine wichtige Rolle spielen.
Im Kanton Graubünden werden Landwirte beispielsweise durch das Projekt Landschaftsqualität. ermutigt und unterstützt, sich an der Heckenpflege zu beteiligen. Hierbei übernimmt der lokale Forstdienst eine zentrale Funktion als kompetenter Ansprechpartner und trägt die Verantwortung für die fachgerechte Umsetzung der Heckenpflegemassnahmen durch die Landwirte. Um die Partnerschaft zwischen dem Forstdienst und den Landwirten weiter zu stärken, wurde beim Zweckverband Falknis einen Heckenpflegekurs speziell für Landwirte angeboten. Dieser Kurs ermöglicht es den örtlichen Landwirten nicht nur, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in Bezug auf die Heckenpflege zu erweitern, sondern auch weiterhin finanzielle Unterstützung über das “Landschaftsqualitäts“-Projekt in Anspruch zu nehmen.
Diese Zusammenarbeit zwischen dem Forstdienst und den Landwirten eröffnet beiden Seiten eine Vielzahl von Vorteilen. Der Forstdienst kann seine Rolle als verlässlicher Partner an der Seite der Landwirte weiter stärken und gemeinsam mit ihnen die Heckenpflege vorantreiben. Gleichzeitig profitieren die Landwirte von einer verbesserten Landschaftsqualität, einem erhöhten ökologischen Nutzen und möglichen finanziellen Mitteln für ihre Arbeit. Die Heckenpflege wird somit zu einer Win-Win-Situation, bei der sowohl die Naturlandschaft als auch die lokale Landwirtschaft von einer nachhaltigen und artenreichen Umgebung profitieren. Es ist eine Chance für den lokalen Forstdienst und die Landwirte, gemeinsam zum Schutz und zur Förderung der Hecken beizutragen und somit einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität und des ökologischen Gleichgewichts zu leisten.
Heckenneupflanzungen
Bei der Neuanlage von Hecken ist es wichtig, den Standort sorgfältig auszuwählen, um die gewünschten Funktionen der Hecke optimal zu erfüllen. Idealerweise werden Hecken an wenig produktiven Stellen auf der Landwirtschaftsfläche platziert, wie zum Beispiel Böschungen, Dämmen oder Hangzonen. Dabei sollten bevorzugt einheimische und regionaltypische Arten verwendet werden, da sie den Nahrungsbedarf der heimischen Tiere decken und Schutz bieten.
Zudem sind Dornensträucher empfehlenswert, da sie zusätzlich Nahrung und Fortpflanzungsmöglichkeiten bieten. Die Auswahl der geeigneten Arten hängt von den Standortbedingungen und den gewünschten Funktionen der Hecke ab. Eine fundierte Beratung, beispielsweise durch den lokalen Forstdienst, kann bei der richtigen Wahl der Pflanzen unterstützen.
Abb. 5. Diese Abbildung zeigt die Pflanzung einer neuen Hecke zwischen einem Hochwasserschutzdamm und der Kantonsstrasse. Der Standort, als Landwirtschaftsfläche uninteressant, bietet optimale Bedingungen für die Neuanlage der Hecke. Durch gezielte Bepflanzung an diesem Ort wird nicht nur der Hochwasserschutz verbessert, sondern auch die ökologische Vielfalt gefördert. Foto: Zweckverband Falknis