Green Care WALD-Bildungsunterlage: Vielfalt leben und Teilhabe stärken
Eine Bildungsunterlage des Bundesforschungszentrums für Wald liefert einen Überblick über Migration und Integration in Österreich und zeigt Möglichkeiten auf, wie der Wald integrativ über kulturelle und soziale Grenzen hinweg wirken kann.
Migration macht unsere Gesellschaft immer vielfältiger. Aktivitäten im Wald können dabei eine wichtige Rolle für die Förderung des Zusammenhalts in einer Gesellschaft spielen. Denn Wald wird als Umgebung wahrgenommen, die für alle Mitglieder der Gesellschaft zugänglich ist, unabhängig davon, welcher Kultur man angehört, ob man reich oder arm ist.
In seiner sozialintegrativen Funktion soll der österreichische Wald im Rahmen von Green Care WALD vor allem für Angebote genutzt werden, die zum Ziel haben, die Teilhabe benachteiligter bzw. unterrepräsentierter Bevölkerungsgruppen zu verbessern.
Wald liefert Identifikationspotenzial, das den sozialen Austausch und Zusammenhalt innerhalb dieser Gruppe stärken kann. Im Wald können sich nämlich unterschiedliche Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt begegnen und Gefühle des (sozialen) Ausgegrenztseins sind weniger präsent. Der Wald kann zudem für Menschen mit Migrationshintergrund eine emotionale Verbindung zwischen dem Herkunftsland und Österreich bilden und so den Integrationsprozess unterstützen.
Dieses sozialintegrative Potenzial möchte Green Care WALD fördern. Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) hat deshalb im Rahmen eines größeren Prozesses eine Bildungsunterlage von den Expertinnen Frances Blüml, M.A., und Mag.a Doris Kammerer ausarbeiten lassen. Dazu fanden u.a. zwei Workshops statt, an denen unterschiedliche Stakeholder sowie Praxisexperten und -expertinnen teilgenommen haben. Die Ergebnisse sind in die praktischen Empfehlungen der Bildungsunterlage eingeflossen. Mit dieser legt das BFW einen Fokus auf die Migration und Integration in Österreich.
Begegnung auf Augenhöhe
Ziel ist es, Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund für Green Care WALD-Angebote aufmerksam zu machen. Zugleich soll die Bewusstseinsbildung für sprachliche und kulturelle Vielfalt als Normalität auf Seiten der autochthonen Bevölkerung gefördert werden. Wichtig ist es, Menschen mit Migrationsgeschichte in die Planung und Entwicklung von Angeboten einzubeziehen. Menschen mit Migrationshintergrund sollen dabei auch als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Projekte gewonnen werden.
In der Praxis gibt es bereits Pilotprojekte, die den sozialen Zusammenhalt stärken. Begegnungen auf Augenhöhe, unabhängig von der Herkunft, bietet beispielsweise der österreichische Alpenverein bei Selbsterfahrungstagen in der Jugendarbeit an. Die Volkshilfe bildet Gesundheitslotsinnen und –losten mit Migrationshintergrund aus. Diese setzen sich für die Gesundheitsförderung von Migrantinnen und Migranten ein. Personen mit und ohne Migrationshintergrund könnten auch Schnupperkurse für künftige Forstarbeiterinnen und –arbeiter in Forstbetrieben angeboten bekommen.
Integration ist ein dynamischer und wechselseitiger Prozess, der den Willen und die Beteiligung aller braucht. Dies erfordert Zeit und wird auch immer wieder von Rückschlägen begleitet sein. Wer sich der Herausforderung stellt, nicht nur die Angebote, sondern auch die dazugehörigen Strukturen für Menschen mit Migrationsgeschichte zu öffnen, sollte sich dessen bewusst sein und sich nicht entmutigen lassen.