Die Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha), im Volksmund auch Berg-Kuckucksblume genannt, ist die Orchidee des Jahres 2025. Damit haben die Arbeitskreise heimischer Orchideen heuer eine eher dezent wirkende Vertreterin der Pflanzenfamilie gekürt.

So ist die Art mit einer Wuchshöhe von bis zu 60 cm zwar durchaus stattlich, sticht aufgrund ihrer hellgrün-weißlichen Blüten aber deutlich weniger ins Auge als andere heimische Orchideen. Die Blütezeit der Pflanzen variiert in Abhängigkeit von der jeweiligen Höhenlage und dem Standort und liegt zwischen Mitte Mai und Ende Juli.

Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Nachtschmetterlinge, die vom zarten Duft der Pflanzen und dem am Ende des Sporns befindlichen Nektar angelockt werden.

Die Art kommt in Bayern sowohl im Wald als auch im Offenland auf unterschiedlichen Standorten vor, wobei (wechsel-)feuchte und basen- bzw. kalkreiche Böden bevorzugt werden. So werden frische, krautreiche Tannen-Fichtenwälder oder Steppen-Kiefernwälder genauso besiedelt wie beispielsweise Halbtrockenrasen, Sumpfdotterblumen oder Pfeifengraswiesen. Insgesamt zählt die Grünliche Waldhyazinthe in Bayern vor allem in den Kalkgebieten noch zu den “häufigeren” Orchideenarten. Die Hauptverbreitungsgebiete der Art liegen entsprechend im Alpenvorland und den Bayerischen Alpen sowie im fränkischen Jura und in Unterfranken. In den Bayerischen Alpen kommt die Art bis in Höhenlagen von 1.700 m ü. NN vor.

Der Zustand und die Entwicklung der Bestände variieren je nach Region zum Teil deutlich. Während die nach Naturschutzrecht geschützte Art in den Alpen zum Beispiel als ungefährdet gilt, weisen die Bestände der mittleren und südlichen Frankenalb zum Teil merkliche Rückgangstendenzen auf. Als Gefährdungsursachen gelten unter anderem zu hohe Düngereinträge, zunehmende Trockenheit oder aber auch eine “Verdunklung” einst lichter Wälder. Trotz der insgesamt noch vergleichsweise weiten Verbreitung wird die Art in der Roten Liste der Gefäßpflanzen Bayerns daher in der Kategorie 3 “gefährdet” geführt.

Um der Grünlichen Waldhyazinthe und den mit ihr vergesellschafteten, häufig ebenfalls schützenswerten und seltenen Arten zu helfen, kommen im Wald verschiedene Maßnahmen in Betracht. So trägt beispielsweise der Erhalt oder die Schaffung strukturreicher, partiell lückiger Waldränder zum Schutz dieser Arten bei. In einst lichten, von der Kiefer geprägten Waldbiotopen, die vielerorts zunehmend von Fichten oder Laubhölzern unterwandert und dadurch “ausgedunkelt” werden, kann auch eine Entfernung des Unterwuchses oder eine gezielte naturschutzfachliche Beweidung hilfreich sein, um den Artenreichtum der ehemals locker bestockten und nährstoffarmen Flächen zu erhalten.

Ein Beispiel für einen solchen Waldlebensraumtyp stellen die “Kiefernwälder der sarmatischen Steppe” (kurz: Steppen-Kiefernwälder) dar. Dabei handelt es sich um zumeist trockene, lichte und mattwüchsige Kiefernwälder kontinentaler Prägung, die in Bayern derzeit auf gerade einmal noch knapp 300 ha vorkommen.

Schwerpunktmäßig ist der Waldtyp in den Regierungsbezirken Oberpfalz, Mittel- und Oberfranken verbreitet. Die Bodenvegetation ist dort sehr arten- und grasreich und durch das Vorkommen zahlreicher seltener und geschützter Arten charakterisiert.

Es ist unklar, ob dieser Lebensraumtyp in Bayern überhaupt natürlicherweise vorkommt. Meist handelt es sich um Sukzessionsstadien von Offenland zu Wald, die aufgrund der Aufgabe der traditionellen Bewirtschaftung entstanden sind.

Der Lebensraumtyp ist einer von insgesamt 231 durch die FFH-Richtlinie geschützten Lebensraumtypen. Die Mitgliedstaaten sind also dazu verpflichtet, Maßnahmen zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung des Schutzgutes zu ergreifen. Aus diesem Grund werden in Bayern derzeit in Abstimmung mit den zuständigen Behörden und Waldbesitzern verschiedene Erhaltungs- und Wiederherstellungsprojekte – wie z. B. Entbuschungs- oder Beweidungsmaßnahmen – initiiert und umgesetzt, um die lebensraumtypische Artenzusammensetzung des überaus seltenen Waldtyps zu fördern. Um den Erfolg und die Wirksamkeit der Maßnahmen beurteilen und gegebenenfalls optimieren zu können, wird ein Teil dieser Projekte durch die LWF wissenschaftlich begleitet. Insofern wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob die Grünliche Waldhyazinthe – und zahlreiche andere schützenswerte Arten – von den Maßnahmen tatsächlich profitieren werden.

Daran erkennt man die Grünliche Waldhyazinthe: Charakteristisch für die Blüten der Grünlichen Waldhyazinthe sind der dünne, lange und nach hinten verdickte Sporn sowie die schräg zueinanderstehenden Staubbeutelfächer. Letztere stellen ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur sehr ähnlichen Schwesterart, der Weißen Waldhyazinthe (Platanthera bifolia), dar – sie hat nämlich parallel angeordnete Staubbeutelfächer und reinweiße Blüten. Im Allgemeinen besitzt die Grünliche Waldhyazinthe an der Stängelbasis zwei (seltener drei bis fünf) länglich-ovale Blätter, die bis zu 15 cm lang werden können. Am Ende des kantigen Stängels bildet sich ein zylindrischer und locker wirkender Blütenstand aus, der aus 10 bis 30 Einzelblüten besteht.