Die Winterlinde (Tilia cordata) trägt als wichtige und forstlich interessante Mischbaumart zur biologischen Vielfalt unserer Wälder bei. Zusammen mit anderen Lindenarten ist sie zudem eine prägende Baumart der Städte, Alleen und Parks. Neben zahlriechen Pilzarten kommen auch viele Tiere an der Winterlinde vor. Linden sind zudem wichtige Trachtpflanzen für Honigbienen und viele weitere Arten.

Tiere an Blättern und Laub

Sehr auffällig sind auf den Lindenblättern die rundlichen oder langstieligen Pflanzgallen. Dabei handelt es sich um Befall mit Gallmücken- oder Milbenarten. Die können durch die Ausprägung der Gallen voneinander unterschieden werden: An Winterlinde sind häufig die Filzgallen der Milbenart Phytoptus tetratrichus, an Sommerlinde seltener die Hörnchengallen der Lindengallmilbe Eriophyes tiliae. Halbkugelige, zwei bis drei Millimeter große Anschwellungen in den Nervenwinkeln auf der Oberseite von Lindenblättern verursacht die Gallmilbe Eriophyes exilis. Nach oben gerollte Blattränder von etwa einem Zentimeter Länge und rote Flecken auf den Blättern gehen auf die Gallmücke Dasyneura tiliae zurück.

Auffällig sind auch die Fraßschäden der Larven der Kleinen Lindenblattwespe (Caliroa annulipes). Deren schleimige Larven, die durchaus Nacktschnecken ähneln, werden bis zu zehn Millimeter lang und führen einen typischen Schabefraß an den Blättern durch; das Blattgewebe wird fensterartig durchbrochen.

Auch die Raupen verschiedener Schmetterlingsarten ernähren sich von Lindenblättern. In Mitteleuropa kommen 71 Großschmetterlingsarten auf unseren Lindenarten vor. Eine sehr bekannte und auffällig Art ist der Lindenschwärmer (Mimas tiliae), der gerade auch im städtischen Grün regelmäßig vorkommt. Dessen Raupen sind bis sechs Zentimeter lang, häufig grün gefärbt und mit einem auffälligen blauen Analhorn am Körperende versehen (Abb. 1). Im Spätsommer oder Herbst baumen die Raupen ab und sind oft am Stamm oder Boden unter Linden zu finden. Die Falter selbst haben eine Flügelspannweite von 60 bis 80 Millimeter und sind in ihrer Grundfärbung sehr variabel – man kann grüne, braune, rosa oder sogar silberfarbige Falter beobachten.

Auch die Raupen des Nagelflecks (Aglia tau) entwickeln sich an Lindenblättern. Seine Raupen sind im ersten Stadium mit skurrilen weiß-roten Hautauswüchsen sehr auffällig gestaltet (Abb. 2).

Der Buchenrotschwanz (Dasychira pudibunda) frisst ebenfalls sehr gerne an Linden. Den Namen Rotschwanz verdankt dieser als Imago unauffällige, weißgraue Schmetterling, dem Aussehen seiner Raupe: Die stark behaarte, gelbgrüne Raupe trägt neben vier gelben Haarbüscheln am Rücken noch ein rotes, pinselartiges Haarbüschel am Hinterende (Abb. 3).

In den letzten Jahren ist der Wollafter (Eriogaster lanestris) häufiger in Erscheinung getreten (Abb. 4). Der stark behaarte Schmetterling befällt verschiedene Baum- und Straucharten, beispielsweise Weiden, Schlehen, Rosengewächse und Birken. Auffällig sind seine großen sackartigen Raupengespinste (Abb. 5), vor allem an Alleelinden.

Auf Linden spezialisiert zu sein scheint die Linden-Gelbeule oder Streifen-Gelbeule (Tiliacea citrago). Der überwiegend gelb gefärbte Falter fliegt zwischen August und Oktober. Er gilt als ausgesprochener Herbstschmetterling. Die Raupen fressen von Ende April bis Juni meist an Winterlinden, aber auch an anderen Lindenarten. In Mitteleuropa ist der Falter weit verbreitet, doch nirgends häufig.

Eine hochspezialisierte Lebensweise hat der nur drei Millimeter große Gemeine Zwergprachtkäfer (Trachys minutus). Die Larven des Kleinprachtkäfers minieren in verschiedenen, vor allem wolligen Laubbaumblättern. Am Beginn der Mine ist ein lackschwarzer Fleck vorhanden – die Kittmasse, mit der das Ei bedeckt war.

Tiere an den Blüten

Ein spektakuläres Naturschauspiel ist die etwa sechswöchige Lindenblüte. Sie beginnt Mitte Juni mit der Sommerlinde, gefolgt von der Winterlinde Ende Juni/ Anfang Juli und endet mit den südosteuropäischen Linden (z.B. Silberlinde) Ende Juli. Während die Sommerlinde nur zwei bis fünf Blüten je Blütenstamm besitzt, sind es bei der Winterlinde meist fünf bis elf. Die Linden sind aufgrund der Vielzahl an Blüten eine letzte große Massentracht im Jahr und eine wichtige Nahrungsquelle für nektarsammelnde Insekten in Nordwesteuropa. Der Nektar der Lindenblüten ist auch für Insekten mit kurzen Rüsseln leicht zugänglich, unter anderem für Schwebfliegen, Goldfliegen und Schmeißfliegen. Daneben ist der Blütennektar begehrt bei Tag- und Nachtfaltern, Käferarten, Hummeln, Wildbienen und natürlich bei den Honigbienen.

Die Linden sind auf Insekten als Bestäuber angewiesen und bieten diesen Nektar und Pollen. Die Blüten sind zwittrig und vormännlich (Abb. 6). Bereits in der männlichen Phase der Blüte wird Nektar angeboten. Während der weiblichen Phase nehmen der Zuckergehalt und die Nektarmenge zu. Der Nektar befindet sich am Grund der Kelchblätter (Abb. 7). Erst wenn die Blüte befruchtet ist, wird kein Nektar mehr sezerniert.

Linden sind sehr attraktive Trachtpflanzen für Bienen. Die Nektarmenge hängt von äußeren Faktoren wie der Wasserversorgung der Bäume ab und kann pro Blüte mehrere Mikroliter betragen. Der Zuckergehalt erreicht dabei bis zu 40 Prozent. Hochrechnungen geben einen Honigwert pro Jahr und Baum von etwa 30 Kilogramm an. Mit dem hellgelben Pollen ist die Linde damit ein wichtiger Baum für die Imkerei.

Bei den Schmetterlingen ernähren sich die Raupen des Lindenblüten-Spanners (Eupithecia egenaria) fast ausschließlich von den Blüten der Linde. Sie haben in der relativ kurzen Blütezeit der Linden ihre relativ rasche Entwicklungszeit von zwei bis drei Wochen. Wohl weil dieser Schmetterling seinen Lebensraum in der Kronenlinde nur ungern verlässt, wird er nicht sehr häufig beobachtet und ist auch wenig untersucht.

Tiere an den Früchten

Die Nussfrüchte der Winterlinde kann man, im Gegensatz zu denen der Sommerlinde, zwischen den Fingern zerdrücken. Sie dienen verschiedenen Vogelarten als Nahrung, darunter Kernbeißer, Grünling, Fichtenkreuzschnabel, Buchfink, Bergfink, Kleiber, Kohl- und Tannenmeise.

Die neun bis elf Millimeter großen flügellosen Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus) sitzen häufig – insbesondere im Frühjahr – in großen Ansammlungen unter Linden beieinander (Abb. 8). Die schwarz-rot gefärbten Insekten saugen bevorzugt an Lindenfrüchten und toten Insekten. Sie schädigen die Lindenbäume dadurch nicht. Nur in Einzelfällen, in Wirtsgärten, Biergärten oder Kindergärten, ist das massenhafte Auftreten aus hygienischer Sicht belästigend.

Tiere an Ästen, Stämmen und Wurzelholz

Linden erreichen mit bis zu 1.000 Jahren ein sehr hohes Alter. Ihr Holz ist jedoch für Pilzbefall anfällig. An alten Linden sind daher meist große Faulhöhlen vorhanden oder die Stämme sind vollständig hohl – ohne dass die Bäume absterben. Solche Linden sind eine wichtige Lebensstätte für Fledermäuse, Bilche, höhlenbrütende Vogelarten und viele hochgradig gefährdete holzbesiedelnde Käferarten, beispielsweise den Eremiten (Osmoderma eremita).

Große Höhlenbildungen in alten Linden werden entsprechend von großen Vogelarten genutzt, z.B. dem Waldkauz. In den Linden im Hofgarten in Ansbach nistet eine der seltenen baumbrütenden Dohlenkolonien. Die Höhlenbildung wurde hier in der Barockzeit durch Kopfbaumschnitte gefördert. An den glatten Rinden jüngerer Linden legen Spechte, insbesondere der Buntspecht, im Frühjahr gerne Ringelungen an. Der Specht schlägt dabei horizontal einige Male die Rinde an und leckt den austretenden Baumsaft auf.

Nur zwei auf Linden spezialisierte Borkenkäfer sind bei uns vertreten: die harmlosen Altholzbesiedler Kaukasischer Linden-Borkenkäfer (Ernoporicus caucasicus) und Gewöhnlicher Linden-Borkenkäfer (Ernoporus tiliae).

Ausschließlich abgestorbene Baumteile besiedeln die Bockkäferarten Metallfarbener Lindenbock (Stenostola dubia), Eisenfarbiger Lindenbock (Stenostola ferrea) (Abb. 9), Wimpernhornbock (Exocentrus lusitanus), Lindenbock (Oplosia fennica), Grünlichgelber Widderbock (Chlorophorus herbstii) und Grüner Lindenbock (Saperda octopunctata).

Die farbenprächtigste Art an der Winterlinde ist der über einen Zentimeter große Lindenprachtkäfer (Scintillatrix rutilans) (Abb. 10). Nachweise der wärmeliebenden Art stammen überwiegend aus Städten von einzelnstehenden Bäumen oder Alleen und nicht aus Wäldern.

Neozoen an der Winterlinde

Auf sich aufmerksam machte von den eingeschleppten Tierarten an Linden in den vergangenen Jahren insbesondere die Wollige Napfschildlaus (Pulvinaria regalis). Sie befällt hauptsächlich die Gattungen Acer, Aesculus und Tilia. Bei Massenbefall sind die Stämme und Äste flächig besiedelt und sehen weiß aus.

Seit 2004 tritt in Süddeutschland auch die Linden- oder Malvenwanze (Oxycarenus lavaterae) auf. Erwachsene Lindenwanzen sind schwarz-rot gefärbt und mit vier bis sechs Millimeter deutlich kleiner als die oben beschriebene Feuerwanze, mit der sie häufig zusammen auftreten. Die Lindenwanze scheint tatsächlich eine deutliche Vorliebe für die Winterlinde zu besitzen. Die Insekten leben in der Baumkrone und saugen an Blättern und unverholzten Teilen, sind dennoch eher als "Lästlinge" denn als Schädlinge einzustufen.

Die aus Japan stammende Lindenminiermotte (Phyllonorycter issikii) ist seit 2001 in Deutschland nachgewiesen. Die Minen sind an den Linden von Mai bis Oktober zu finden. Die Lindenminiermotte wird genauso stark parasitiert wie einheimische Arten derselben Gattung; sie wird daher durch natürliche Gegenspieler gut reguliert. Dennoch ist mit einer weiteren Verbreitung des Insekts zu rechnen.

Bereits vor hundert Jahren wurde der Bockkäfer Parandra brunnea aus Nordamerika nach Dresden verschleppt. Er konnte sich im Stadtgebiet etablieren ohne bis heute schädlich zu werden. Seine Larve entwickelt sich an anbrüchigen Bäumen, meist Linden, bevorzugt in den unteren Stammteilen und Wurzelpartien.

Pilzpartner der Linde

Gerade unter Linden in Parkanlagen findet man regelmäßig zwei Mykorrhizapilze: Es sind der auffällige Netzstielige Hexenröhrling (Suillellus luridus Syn. Boletus luridus) mit zahlreichen bis zu 20 Zentimeter großen Fruchtkörpern (Abb. 11) und der unscheinbarere cremefarbene Mehlräsling (Clitopilus prunulus), dessen Fruchtkörper oft unter den Gräsern stecken. Später im Herbst erscheint auf diesen Flächen häufig auch der Gilbende Ritterling (Tricholoma argyraceum). Unter den weiteren Partnerpilzen der Linden befinden sich Röhrlinge, Milchlinge, Täublinge sowie zahlreiche Schierlinge (Tab. 1), darunter auch der sehr seltene Schwarze Korkstacheling (Phellodon niger).

Pilzschäden an der Linde

Von Pilzen verursachte Schäden an der Linde treten schon häufig im jüngsten Stadium der Pflanze auf. Gerade nach Hitzeschäden erscheinen regelmäßig Schwächeparasiten wie Truncatella hartigii.

Pilzschäden – Blattflecken

Sehr häufiger Blattpilz auf der Linde ist die Apiognomonia-Blattbräune (Apiognomonia tiliae mit ihrer Nebenfruchtform Discula umbrinella).Die unregelmäßig umrandeten Blattflecken sind noch relativ unspezifisch. Ein sicherer Nachweis ist nur über die Fruchtkörper möglich, die sich auf beiden Blattseiten ausbilden. Zur Verbreitung und um die Blattoberfläche zu durchbrechen, nutzt dieser Pilz – wie auch viele andere Arten dieser Gattung – vorrangig Gallmilben oder Gallen induzierende Insekten.

Viel gleichmäßiger ausgeformte Blattnekrosen hinterlässt Cercospora microsora, der seine Sporenlager ausschließlich auf der Blattunterseite ausbildet. Für Welkeerscheinungen an Blättern und Zweigen kann auch bei der Linde Verticillium dahliae sorgen.

Häufig lässt sich im Sommer auch eine massive Schwarzfärbung der Lindenblätter feststellen. Diese geht allerdings nicht unmittelbar auf einen Pilzbefall zurück. Vielmehr besiedeln Rußtaupilze die Ausscheidungen von Blattläusen und Baumsäften, die sie durch ihre Pigmente verfärben.

Pilzschäden – absterbende Triebe

Der Triebschädling Stigmina pulvinata löst das sogenannte Lindentriebsterben aus. Befallene Kronen wirken extrem zerzaust und aufgelichtet. Der Pilz befällt und tötet fast ausschließlich dünne Zeige der Linden. Er ist anhand der schwarzbraunen Fruchtkörper auf den Trieben anzusprechen (Abb. 12). Die meisten Linden können sich über den Johannistrieb wieder weitgehend regenerieren (Abb. 13). Der Befall kann wieder sehr stark zurückgehen, auch nach Jahren.

Weitere Triebschäden und unförmige Ast- und Stammnekrosen können Rotpustelpilze wie Nectria galligena oder Nectria ditissima verursachen.

Pilzschäden – Stamm- und Holzschäden

Oft die einzigen sicheren Indizien auf einen Befall mit dem Brandkrustenpilz (Kretschmaria deusta) sind seine beuligen, kohleartigen Fruchtkörper – allerdings sind diese auf der borkigen Rinde älterer Linden oft nur sehr schwer zu erkennen. Der Pilz kann durch seine Ausbreitung im Stamm zu m relativ spontanen Bruch der Bäume führen.

Unter den Stammfäulen finden sich bei der Linde regelmäßig Sparriger Schüppling (Pholiota squarrosa), Zunderschwamm (Fomes fomentarius), Flacher Lackporling (Ganoderma applanatum) (Abb. 14), Schuppiger Porling (Polyporus squamosus), Austernseitling (Pleurotus ostreatus) (Abb. 15), Behangener Seitling (Pleurotus dryinus) und Vertreter der Gattung Hallimasch (Armillaria sp.).

Auch der Riesenporling (Meripilus giganteus) kann als wurzelbürtiger Fäuleerreger zum unerwarteten Umfallen durch Entwurzelung führen – selbst bei Bäumen, deren Krone noch voll belaubt erscheint.

Insgesamt konnten auf Lindenholz zwischen 27 (Saarland), 146 (Mainfränkische Platten) (Tab. 2) und über 400 (Oberfranken) Pilzarten nachgewiesen werden.

Ergebnis und Ausblick

Der Anbau von Linden kann sowohl in den Städten und entlang der Straßen wie auch im Wald schon als Partner und Wirt für zahlreiche Pilzarten eine Bereicherung für die Biodiversität bedeuten. Gleiches gilt für ihre Verflechtung zu verschiedenen Tierarten. Damit und als wichtige Mischbaumart gehört die Winterlinde zum Spektrum unserer einheimischen Waldbauarten und wird auch künftig im Zuge des Klimawandels bei uns eine größere Rolle spielen.