Für die Holzverwertung spielt diese Baumart gegenüber anderen Laubbäumen wie Eiche, Buche, Ahorn, Esche oder Linde eine Nebenrolle. Und mit Baumhöhen von maximal 15 – 20 Metern ist die Mehlbeere vergleichsweise eher ein Zwerg – waldökologisch hingegen ist sie ein wahrer Riese! Denn insbesondere für den Waldnaturschutz und für strukturreiche Bergwälder ist die Mehlbeere in Bayern extrem wertvoll!

So hat die Mehlbeere für den Vogelschutz im Wald eine herausragende Bedeutung: Bei Untersuchungen in England wurden 18 Vogelarten beim Verzehr der rötlichen Mehlbeeren beobachtet: Amsel, Sing-, Mistel-, Rot- und Wacholderdrossel, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke, Star, Aaskrähe, Eichelhäher, Elster, Ringeltaube, Gimpel, Grün-, Buch- und Bergfink, Kohl- und Blaumeise.

Und an unseren heimischen Arten der Gattung Sorbus – Mehlbeeren, Elsbeeren, Vogelbeeren und Speierling - konnten Forscher bislang 157 pflanzenfressende Insekten- und Milbenarten nachweisen. Damit liegen die Sorbus-Arten im Vergleich zu den anderen heimischen Gehölzen zwar im letzten Drittel, das kann aber durchaus auch daran liegen, dass bislang an der Gattung Sorbus vergleichsweise weniger geforscht wurde.

Abb. 2a und b: Zweige einer Mehlbeere mit Früchten und Blättern (auf der Unterseite dicht filzig behaart). Fotos: Christoph Josten

Die Hauptvorkommen der Mehlbeere in Bayern liegen in den Alpen mit Vorbergen, wo sie bis in 1.500 m Höhe gute Wuchsbedingungen findet. Für den alpinen Bergwald ist die Mehlbeere – mit einem Baumartenanteil von ca. 4 % - nach Buche, Bergahorn und Vogelbeere sogar die viert-häufigste Laubbaumart in der Waldverjüngung. Insgesamt wurden auf den ca. 200 Inventurflächen der Schutzwaldsanierung bei den jeweils letzten Aufnahmen der LWF ca. 10.000 Mehlbeeren in der Verjüngung erfasst.

Doch auch im Frankenjura und auf der Fränkischen Platte finden wir in Bayern die Mehlbeere, in den ostbayerischen Mittelgebirgen fehlt sie hingegen fast gänzlich. In letzter Zeit häufen sich Meldungen aus der Forstpraxis, vor allem aus sehr trockenen unterfränkischen Wäldern, dass die Mehlbeeren – dort wo Buche, Eiche und Kiefern besonders an Trockenstress leiden – noch vital und grün aussehen. Auch wenn der LWF dazu momentan noch keine wissenschaftlichen Daten und Fakten vorliegen, deuten die Aussagen der Praktiker doch darauf hin, dass die Mehlbeere auf Grund ihrer hohen Trockenheitstoleranz eine wichtige Rolle im Zukunftswald spielen könnte.

Ihren Namen bekam die Mehlbeere übrigens daher, weil ihre gemahlenen Samen in früheren Zeiten gelegentlich dem Mehl beigemischt wurden um es zu strecken oder Backwaren süßer zu machen.

Mehr zur Vielfalt der Sorbus-Arten in Bayern und zur Mehlbeere können Sie in dem Beitrag "Sorbus-Vielfalt in Bayern - LWF Wissen 67" nachlesen.