Für die Kiefer liefert der im Jahre 1929 begründete Durchforstungsversuch „PEITZ 150“ fundierte Erkenntnisse, um Produktivitätsvergleiche und Effektivitätseinschätzungen waldbaulicher Maßnahmen anstellen, aber vor allem die natürlichen Standortproduktivkräfte besser ausnutzen zu können. Zur Sicherstellung einer ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Kiefernwirtschaft untersucht das langfristige Versuchsflächenwesen am Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde [LFE] diese ökologischen Ursache-Wirkung-Beziehungen zwischen dem Standort und der Waldvegetation sowie die forstliche Steuerungsfähigkeit des Waldwachstums.

Die Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris L.) ist die wichtigste Wirtschaftsbaumart im Land Brandenburg. Mit einer Gesamtfläche von ca. 714.000 ha nimmt sie 78 % der Holzbodenfläche ein und wächst zu 80 % in Reinbeständen. Ihre Hauptverbreitung liegt im Bereich der grundwasserfernen und zugleich nährstoffärmeren Standorte. Die dieses Standortsegment prägenden Bodenformen bestehen vorwiegend aus sandigen und kiesigen Lockergesteinsablagerungen der letzten Eiszeit. Ihre eingeschränkte Fruchtbarkeit ist dabei nicht nur auf die relativ ungünstigen pedogenen Trophie- und Sorptionseigenschaften zurückzuführen, sondern auch auf die teilweise jahrhundertelang vom Menschen negativ beeinflussten Humusmerkmale. Die Kiefer bildet auf diesen Böden zwar naturnahe, aber aufgrund ihres geringen allgemeinen Ertragsniveaus auch ertragskundlich leistungsschwache Wald- und Forstgesellschaften.

Standortwandel in Kiefernforsten

Die Einstellung von Streunutzung und Waldweide sowie die jahrzehntelange Einwirkung stickstoffhaltiger und basischer Immissionen führten zu einer erheblichen Verbesserung der vormals stark degradierten Oberböden. Die in den letzten Jahrhunderten anthropogen verringerte Standortproduktivkraft erfuhr dadurch wieder eine erhebliche Steigerung. Als Folge dieser positiven Standortsveränderung vollzog sich ein tiefgreifender Florenwandel. Der zum Zeitpunkt der Versuchsanlage beschriebene Flechten-Kiefernwald veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte über den (Flechten-) Hagermoos-Kiefernforst bis hin zum heutigen (Hagermoos-) Drahtschmielen-Kiefernforst (siehe Bildfolge in Abbildung 1). Die ursprünglich flächenprägenden und in dichten Herden auftretenden Flechtenarten (Cladonia spec.) schieden mittlerweile fast vollständig aus. Die zwischenzeitliche Dominanz der Hagermoose (u. a. Dicranum scoparium, Dicranum rugosum, Hypnum cupressiforme, Leucobryum glaucum) wurde während der letzten beiden Jahrzehnte wiederum von der Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) abgelöst.

Ganzheitlich führte der komplexe Standortswandel schließlich auch zu einer Beschleunigung des Kiefernwachstums. Die in Abbildung 2 dargestellte Höhenentwicklung der Kiefern verdeutlicht, dass sich die mittlere Oberhöhenbonität im Verlaufe von 63 Jahren um 1,2 Bonitätsstufen von IV.9 auf III.7 verbesserte. Dabei weicht die Höhenentwicklung seit ca. 1970 deutlich positiv vom Ertragstafeltrend ab, was auf ein wieder eingesetztes Terminaltriebwachstum nach bereits alterstypischer Kronenabwölbung zurückzuführen ist.

Für den örtlichen Wirtschafter eröffnet sich somit die Perspektive, die gegenwärtige Phase relativ hoher und weiter ansteigender Volumenproduktionsfähigkeit auszunutzen und den Hauptbestand bis zur Erreichung noch stärkerer Zieldurchmesser im lockeren Bestandesschluss zu halten. Bestandesvolumen- und Einzelbaumdurchmesserleistung erfahren dadurch eine wirtschaftlich relevante Aufwertung.

Einfluss der Durchforstung

Die Kiefern-Zuwachsreaktion auf verschieden stark geführte Durchforstungsmaßnahmen beschreibt der Durchmesservergleich in Abbildung 3. Dabei ist festzustellen, dass sich mit zunehmender Durchforstungsstärke auch größere Baumdurchmesser entwickelten. Angeführt vom Schnellwuchsbetrieb ordnen sich die Durchmesserentwicklungslinien der beiden Durchforstungsvarianten während des gesamten Versuchszeitraumes über jener der unbehandelten Parzelle an. Es fällt jedoch auf, dass die Durchmesserrelationen unmittelbar nach dem Versuchsbeginn zwar noch wunschgemäß auseinander drifteten, jedoch zeitnah kulminierten und sich nach Erreichung der Maximalwerte von lediglich 112 % (Schnellwuchs) bzw. 103 % (Mäßige Niederdurchforstung) wieder dem Referenzniveau der undurchforsteten Versuchsvariante annäherten. Bis zum Reifestadium der Kiefern-Ökosysteme geht dieser nur unwesentliche Durchmessergewinn jedoch deutlich zu Lasten der bestandesweisen Gesamtwuchsleistung (GWL) an Rohholzvolumen.

So unterliegt im Kiefernalter 111 Jahre das kumulierte Derbholzvolumen im Schnellwuchsbetrieb (345,3 m³/ha) den Versuchsvarianten "Mäßige Niederdurchforstung" (392,9 m³/ha) und "Ohne Durchforstung" (392,6 m³/ha). Ein geringfügiger Schnellwuchs-Durchmesservorsprung gegenüber der alternativen Durchforstungsvariante hat demzufolge einen GWL-Verlust von aktuell 47,6 m³/ha zur Folge (Abbildung 4).

Fazit

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Vermögen der Kiefer, auf starke Durchforstungseingriffe mit lang anhaltendem und wirtschaftlich relevantem Dickenzuwachs zu reagieren, lichtbaumarttypisch gering ist. Insbesondere auf nährkraft- und sorptionsschwachen Böden im nordostdeutschen Pleistozän bewirkt eine auf frühzeitige und dauerhafte Kronenschlussunterbrechung abzielende Kiefern-Durchforstung lediglich eine kurzzeitige und außerordentlich schwach ausgeprägte Wachstumsbeschleunigung. Aus ertragskundlicher Sicht sind Schnellwuchsbetrieb und flächeneffiziente Biomasseproduktion in nordostdeutschen Kiefernbeständen unvereinbar. Die bereits von Natur aus geringe Ertragsleistung der standortspezifischen Kiefernökosysteme wird durch die unverhältnismäßig hohe Stammzahl- und Grundflächenreduktion im Schnellwuchsbetrieb noch zusätzlich gemindert.