Holzkäufer suchen weißes und festes Fichtenholz – und zahlen dafür hoffentlich einen guten Preis. Rötliche Verfärbungen sind dagegen wenig beliebt: Achtung Rotfäule! Dabei ist nicht die Farbe das Problem, sondern die Zersetzung des Holzes. Was anfänglich noch wie eine einfache Verfärbung aussieht verliert schon bald seine Festigkeit; zu guter Letzt: Löcher im Stammholz. Verursacher sind Pilze, die das Holz zersetzen.

So weit, so einfach. Jetzt wird es aber leider – aus biologischen Gründen – etwas komplizierter: Zum einen ist die Bezeichnung "Rotfäule" begrifflich gesehen irreführend. Zum anderen gibt es verschiedene Typen von Rotfäulen.

Rotfäule ist Weißfäule

Holz besteht aus zwei verschiedenen Bauteilen: faserigem Zellstoff ("Cellulose") und kompaktem Holzstoff ("Lignin"). Als Verbundwerkstoff funktioniert Holz dadurch ähnlich wie Stahlbeton: Zellstoff verleiht Flexibilität, Holzstoff Festigkeit. Fäulepilze zersetzen im Regelfall vorzugsweise nur eine der beiden Komponenten. Pilze, die auf Abbau von Zellstoff spezialisiert sind, lassen den bräunlichen Holzstoff übrig ("Braunfäule"). Bei Holzstoff zersetzenden Pilzen bleibt dagegen der weißliche Zellstoff zurück ("Weißfäule").

Entsprechend dieser Kategorisierung gehören die Erreger von Fichten-Rotfäulen eigentlich zu den "Weißfäulen". Sie zersetzen vor allem Holzstoff. Zurück bleibt der Zellstoff, der allerdings durch Stoffwechselprodukte, welche beim Abbau des Holzes durch die Pilze entstehen, rötlich verfärbt wird.

Rotfäuletypen

Auch wenn es auf den ersten Blick aufs Holz so aussehen mag: Rotfäule ist beileibe nicht gleich Rotfäule. Ursachen und Erreger von Rotfäulen unterscheiden sich zum Teil erheblich. Das zu wissen, ist nicht unwichtig. Denn je nachdem, ob es sich im konkreten Fall um eine Kernfäule oder um eine Wundfäule handelt, unterscheiden sich die Wege zur Problembehandlung grundsätzlich.

Kernfäule

Wichtigster Pilzerreger der Kernfäule bei Fichte ist der Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum). Dieser Pilz wächst vor allem im Zentrum des Fichtenstammes nach oben. Das bei der Fichte "Reifholz" genannte Kernholz besteht ausschließlich aus toten Holzzellen und leistet dem Pilz daher keinen Widerstand. Die vom Wurzelschwamm verursachte Kernfäule erreicht daher in verhältnismäßig kurzer Zeit große Höhen und entwertet große Teile des Stammes. In der Regel werden längere "Kilben" fällig. Im ungünstigsten Fall ist das gesamte Stammholz betroffen.

Charakteristisch für den Wurzelschwamm ist, dass er ausschließlich über die Wurzeln in den Stamm gelangt; niemals über Rindenverletzungen (Abb. 2).

Folgende drei Schlüsselfaktoren fördern den Befall:

  • Je höher der Basengehalt des Bodens, umso günstiger für den Pilz. Ganz besonders gefährdet sind daher Lehmböden aus Kalkgestein.
  • Ein starker Befall des Vorbestandes mit Wurzelschwamm erhöht zudem das Infektionsrisiko für den Folgebestand.
  • Frisch geschnittene Stöcke werden vom Wurzelschwamm bevorzugt befallen. Er kann sich dort entwickeln und dann über Wurzelverwachsungen in die Wurzeln gesunder Bäume wechseln und dort Kernfäule auslösen.

Der letzte Aspekt bietet auch die besten Möglichkeiten für Gegenmaßnahmen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass die frischen Stöcke nur etwa vier Wochen lang für den Wurzelschwamm fängisch sind. Ältere Stöcke kann der Pilz nicht mehr erfolgreich befallen. Da der Hauptsporenflug im Sommerhalbjahr und dann vor allem im Frühherbst stattfindet, kann es durchaus hilfreich sein, Durchforstungen im Winterhalbjahr durchzuführen. Die Stöcke verlieren dann ihre Fängigkeit, bevor wieder stärkerer Sporenflug eintritt.

Die Oberflächen frischer Stöcke können auch mit geeigneten Mitteln behandelt werden ("Stockbehandlung"). Diese Mittel bewirken, dass Befall durch Wurzelschwamm so lange verhindert wird, bis die Stöcke auf natürliche Weise nach wenigen Wochen ihre Fängigkeit verloren haben.

Geeignete Mittel sind zum Beispiel kommerzielle Präparate mit Sporen eines Pilzgegenspielers oder einfacher Harnstoff. Diese Mittel haben sich in umfangreichen Praxiseinsätzen als ausgesprochen wirksam herausgestellt. Sie lassen sich entweder direkt vom Harvesterkopf auf die Stöcke ausbringen oder mit einem Sprühgerät von Hand (Abb. 3+4). Entscheidend ist, dass die Behandlung unverzüglich zusammen mit dem Fällen erfolgt – und nicht erst Tage später, wenn die Stöcke bereits infiziert sind. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Stockbehandlung vorbeugend zwar den Befallsdruck für gesunde Fichten wirkungsvoll mindert. Sie hat jedoch keine kurative Wirkung. Bereits befallene Fichten werden dadurch nicht gesünder.

Wundfäule durch Rindenverletzungen

Wundfäulen an Fichten werden vor allem vom Blutenden Schichtpilz (Stereum sanguinolentum) verursacht, der im Gegensatz zum Wurzelschwamm ausschließlich über Rindenverletzungen in den Stamm eindringt. Zum weitaus überwiegenden Teil entstehen solche Verletzungen bei der Holzernte. Wundfäulen sind also im Wesentlichen ein hausgemachtes Problem des Forstbetriebs.

Rindenschäden treten in der forstlichen Praxis viel häufiger auf, als man gerne wahrhaben möchte. Und weil Fichte eine besonders empfindliche Rinde hat, ist das Problem Rindenschäden hier unglücklicherweise besonders häufig: So weist in Baden-Württemberg nachweislich jede vierte Fichte mindestens einen durch Holzernte verursachten Rindenschaden auf. Aber auch in anderen Ländern sieht es nicht viel besser aus.

Bei Fichte sind Rindenschäden besonders problematisch, da sich fast immer Wundfäulen entwickeln. Im Gegensatz zu Kernfäulen ist die Länge von Wundfäulen im Stamm aber eher begrenzt. Häufig reicht hier zum Gesundschneiden eine kürzere Kilbe aus. Um möglichst wenig gesundes Holz zu verlieren, kann sich daher bei Wundfäulen die Aushaltung kurzer Kilbensortimente durchaus auszahlen.

Tatsächlich gibt es aber nur ein wirklich wirksames Mittel gegen Wundfäulen: Rindenverletzungen erst gar nicht entstehen zu lassen. Das erfordert Sorgfalt bei der Holzernte, gute Feinerschließung und den Einsatz geeigneter Holzerntetechnik.

Wundverschlussmittel helfen im Wald nicht weiter. Innerhalb kürzerer Zeit entstehen Lücken in der Schutzschicht (Alterung des Mittels, Trocknung des Holzkörpers oder Baumwachstum) und es kommt zum Befall der Wundstelle. Besser ist: Rücke-/Fällschäden konsequent vermeiden und – falls doch der Fall der Fälle eingetreten ist – beschädigte Fichten möglichst rasch zu nutzen.