Die Lärche weist eine sehr große ökologische Bandbreite und eine große genetisch Variation auf. Daher ist die Herkunftsfrage bei dieser Baumart besonders von Bedeutung. Leider ist über den Anbau geeigneter Herkünfte im Alpenvorland wenig bekannt, da aussagekräftige Feldversuche für diese Baumart in Österreich fehlen.

Aber vielleicht lassen sich praxisrelevante Schlüsse hinsichtlich der Herkunftswahl aus regulären Aufforstungen ziehen. Unsere heimische Lärche hat im Vergleich zur Fichte oder Weißkiefer ein nur sehr kleines, natürliches Verbreitungsgebiet. Dennoch weist diese Nadelholzart eine sehr große ökologische Toleranz auf. Die Lärche ist auf Standorten bei -1° bis +14 °C Jahresdurchschnittstemperatur, Jahresniederschlägen von 450 bis 2500 mm, 50 Tagen bis 250 Tagen Vegetationszeit in Höhenlagen von 250 bis 2400 m zu finden.

Diese sehr große ökologische Amplitude, insbesondere hinsichtlich der Anpassung an die Seehöhe, hat zu ausgeprägten Regional- oder Lokalrassen geführt. Die Bezeichnung als Polen-, Sudeten-, Karpaten- und Alpenlärche spiegelt dabei nicht nur das jeweilige Teilareal wider, sondern auch die jeweiligen besonderen forstlichen Eigenschaften der Herkünfte.

Aber dies war nicht immer so. Die europäische Forst­wirtschaft hat schmerzlich die Auswirkungen großer genetischer Unterschiede bei dieser Baumart erfahren müssen, als man Tiroler Saatgut im 18. und 19. Jahrhundert weit über das alpine Areal hinaus verbreitete. Dies führte zu einem katastrophalen, lange Zeit rätselhaften Lärchensterben in Europa, welches schließlich Prof. Münch in den 1930er Jahren mit der "Herkunftsfrage" aufklären konnte.

Erst die in der Folgezeit vorwiegend in Deutschland angelegten Herkunftsversuche zeigten die große genetisch bedingte Variationsbreite bei dieser Baumart genauer auf. Leider wurden in Österreich nur sehr wenige Vergleichsanbauten bei dieser so wichtigen Baumart angelegt, daher sind unsere Kenntnisse über die richtige Wahl der Lärchenherkunft sehr begrenzt.

Wie könnte zur Lösung dieses Problems beigetragen werden?

Einige österreichische Forstbetriebe dokumentieren genau die Verwendung des Saat- und Pflanzgutes, beurteilen die daraus erwachsenen Bestände und erhöhen ihren wirtschaftlichen Erfolg durch eine optimierte Herkunftswahl. Aber diese Ergebnisse werden nicht notwendigerweise auch der breiten forstlichen Praxis zugänglich gemacht oder haben nur lokal für den Forstbetrieb eine Bedeutung. Daher wurde ein bisher nicht genutzter Ansatz verfolgt, Anbauempfehlungen auf der Grundlage von regulären Aufforstungen mit bekannten Herkünften abzuleiten.

Dieser retrospektive Ansatz weist natürlich viele Unzulänglichkeiten auf. So wird in klassischen Feldversuchen die umweltbedingte Variation durch das Versuchsdesign minimiert und auf einem Standort stocken in Versuchswiederholungen dieselben Herkünfte. Eine Reduktion dieses "umweltbedingten Rauschens" ist bei dem gewählten Ansatz nicht möglich und nur sehr große genetische Unterschiede zwischen Herkünften sollten nachweisbar sein.

Mit Unterstützung der Landesforstdirektion Oberösterreich wurden Aufforstungsflächen und Ausgleichsflächen nach §18 Forstgesetz der Lärche im Zeitraum zwischen 1995 und 2003 ausgewählt. Als Auswahlkriterien dienten unter anderem die Güte der Dokumentation des verwendeten Pflanzenmaterials, der Reinanbau, keine Läuterungs- und Durchforstungseingriffe sowie eine Mindestgröße der Aufforstung.

Auf 36 Flächen wurden 1800 Bäume aus fünf verschiedenen Herkünften (zwei Saatguterntebestände, 3 Plantagenherkünfte, Tabelle 1) untersucht. Im Mittel waren die Aufforstungen 13 Jahre alt.

Tabelle1: Näher untersuchte Lärchenherkünfte

Herkunfts-
bezeichnung
ArtRegionAnzahl der
untersuchten
Bestände
(a 50 Bäume)
Lä 6 (II1/1/9-13)SaatguterntebestandTirol7
Lä P3 (III/1/4-9)ÖBf-Plantage "Hamet"Wienerwald/Steyr10
Lä P7 (III/4-6)ÖBf-Plantage "Weinzierl"Wienerwald7
Stráža-TrenčínPlantageMähren/Sudeten7
SüdböhmenSaatguterntebeständeSudeten5

Schlussfolgerungen aus der Pilotstudie

Hinsichtlich der Schaftform fällt auf, dass die beiden österreichischen Plantagenherkünfte "P3" und "P7" vergleichsweise hohe Anteile an wünschenswerten Schaftformen aufweisen (Abbildung 2).

Die Herkünfte "Lä 6" und Lärchenplantage "Stráža-Trenčín" überzeugen aufgrund ihrer Schaftformen nicht. Auch hinsichtlich der Aststärke sind diese Herkünfte nicht zu empfehlen (Abbildung 3).

Zusammenfassend kann Folgendes festgehalten werden:

  • Lärchen des Saatguterntebestandes Lä 6 (IIA/1/9-13) weisen von allen untersuchten Herkünften aufgrund der Höhenlage des Saatguterntebestandes (900-1300 m) erwartungsgemäß die geringste Wuchsleistung auf. Außerdem zeigen Lärchen dieser Herkunft meist ungünstige Schaftformen in Verbindung mit Grobastigkeit. Der Anteil an steilastigen Individuen ist im Vergleich zu den anderen Herkünften erhöht.
  • Lärchen der Plantage Lä P3(III/ 1/4-9) verfügen hinsichtlich der Gütemerkmale über die beste Leistung. Besonders im Hinblick auf Astigkeit und Schaftform überzeugen diese Lärchen. Die Wuchskraft der analysierten Bäume liegt im oberen Mittelfeld. Allerdings scheinen die Lärchen dieser Plantage relativ früh zu fruktifizieren. Inwiefern durch eine frühzeitige Reproduktionsphase das vegetative Wachstum negativ beeinflusst wird, ist offen. Die Rindenstruktur ist relativ grob.
  • Lärchen der Plantage Lä P7(III/4-6) haben etwas schlechtere Eigenschaften als Lä P3(III/1/4-9) und sind eher mit Lärchen der Herkunft Südböhmen vergleichbar. Die Wuchsleistung der Lärchen aus dieser Plantage ist eher mittelmäßig. Ähnlich wie bei der Herkunft Lä P3(III/1/4-9) tragen diese Lärchen frühzeitig Zapfen. Im Gegensatz zu Lä P3(III/1/4-9) ist die Borkenstruktur eher fein.
  • Südböhmische Lärchen weisen erwartungsgemäß von allen Herkünften die größte Wuchskraft auf. Schaftformen und Astigkeit sind schlechter als bei der Lä P3 (III/1/4-9).
  • Die Lärchen der slowakischen Plantage "Stráža-Trenčín" präsentieren sich weitgehend grobastig und krummwüchsig. Auch hinsichtlich der Wuchskraft überzeugt diese Herkunft nicht. Hinzu kommt, dass Lärchen aus der Plantage häufiger Steiläste bilden als die der anderen untersuchten Herkünfte.

Abschließend soll nochmals betont werden, dass die hier gemachten Aussagen nicht die gleiche Sicherheit haben können, als wenn die Herkünfte in mehreren österreichischen Feldversuchen über viele Jahrzehnte gemessen und analysiert worden wären. Aber trotz dieser Einschränkung sind nach Meinung der Autoren praxisrelevante Schlussfolgerungen für das Alpenvorland in Oberösterreich möglich und es wäre äußerst wünschens­wert, wenn dieser Ansatz auch in anderen Bundesländern verfolgt werden könnte.