Was brummt denn da so? Unser Waldbesucher stutzt. Ein solches Geräusch hat er auf seinen Spaziergängen hier im Forst noch nie gehört. Er schaut sich gründlich um, kneift die Augen zusammen – nichts. Er legt den Kopf in den Nacken, blickt steil nach oben, blinzelt, da sieht er was. Was er dort entdeckt, ist eine kleine Sensation. Er schaut genauer hin. In etwa acht Metern Höhe erkennt er eine dicke Traube von bräunlicher Färbung, zerschnitten von seltsam anmutenden gelblichen Scheiben, lotrecht aufgehängt. Was kann denn das wohl sein? Er überlegt kurz, rät dann richtig und wählt die Nummer des ortsansässigen Imkervereins.

Die Imker kommen ausgerüstet mit allem, was man zum Schwärmefangen benötigt. Auch die mitgebrachte Hebebühne erweist sich bei dieser Höhe als sehr nützlich. Letztendlich gelingt die Luftrettung und das Bienenvolk hält in einem Bienenkasten Einzug.

Bienen – wertvolle Insekten

Honigbienen spielen eine tragende Rolle in unserem Ökosystem. Man schätzt neben dem Honig eine ganze Reihe weiterer Bienenprodukte, zu einem guten Teil solche mit heilenden Eigenschaften. Aber noch viel wichtiger ist ihre ungeheure Bestäubungsleistung: Ohne Bienen wäre ein großer Teil unserer heimischen Pflanzenwelt in ihrer vertrauten Form kaum vorstellbar. Bei Deutschlands Imkern fühlen sich die Bienen im Allgemeinen gut aufgehoben. Dort wohnen sie in komfortablen Kästen verschiedenster Machart, die auf ihre Bedürfnisse genau abgestimmt sind. Eigene Forschungsinstitute für Bienenkunde und eine Vielzahl von Vereinen sorgen für einen hohen professionellen Standard und gute imkerliche Praxis.

Bienenschwarm – Vermehrung durch Teilung

Den Bienenzüchtern ist es zumeist gar nicht recht, wenn ihre Schützlinge übermütig werden. Bei angenehmem Wetter und reichlichem Futterangebot übermannt die Bienen gern ein Gefühl von Zuversicht und Lust am Abenteuer, die sogenannte Schwarmstimmung. Wenn man sie lässt, dann ziehen sie jetzt aus. Um die Königin schart sich die Hälfte des Volkes, dann schwirren zehn- oder zwanzigtausend Bienen scheinbar ungeordnet wild durcheinander und machen dabei einen Höllenlärm.

Tatsächlich fürchten Imker das Schwärmen nicht allein wegen des drohenden Bienenverlustes. Das führt natürlich durchaus zu unwillkommenen Einbußen bei der Honigernte. Aber viel dramatischer ist, dass ein Honigbienenvolk ohne Imker dem sicheren Tod entgegensieht. Was zunächst wie Imkerpropaganda klingen mag, erweist sich bei näherer Betrachtung leider als nur zu stichhaltig. Auf Nachfrage beim Bienenexperten der Uni Hohenheim, Herrn Dr. Klaus Wallner, erläutert dieser: "Ohne geeignete Behausung kommt ein Schwarm keinen Moment zur Ruhe. Die ständige Alarmbereitschaft zehrt an den Kräften und verhindert so die adäquate Nachwuchsbetreuung und das Anlegen von Futtervorräten. In den kalten Jahreszeiten kann sich durch das nervöse Auffliegen der Bienen die Bienenmasse sogar soweit verringern bis das Volk den Wärmehaushalt nicht mehr aufrechterhalten kann und letztendlich erfriert."

Selbst wenn es dem Schwarm gelingt, eine angemessene neue Wohnung zu finden, bleibt dennoch eine tödliche Gefahr: Die Varroamilbe, vor ein paar Jahrzehnten in Europa noch gänzlich unbekannt, macht sie sich über ungeschützte Bienen her, bohrt sich durch den Panzer der erwachsenen Bienen und zerstört bereits die Brut. Ohne Behandlung durch die Imker ist ein Volk von Honigbienen also unweigerlich dem Untergang geweiht.

Es mag erstaunen zu hören, dass Bienen, die im Schwarm auftreten und den einen oder anderen in Angst und Schrecken versetzen, gerade dann besonders freundlich gestimmt sind. Ohnehin sind Bienen generell mit sich selbst beschäftigt und interessieren sich weder für den Menschen noch für sein Frühstück.

Fleißige Helfer für die Naturverjüngung

Zahlreiche Pflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. In Landwirtschaft und Obstbau hat man das bereits erkannt. Dort setzt man schon lange auf Insekten zur Bestäubung der Pflanzen. Das führt zu einem höheren Ertrag durch eine größere Anzahl und ein höheres Gewicht der Früchte. Auch die Qualität der Frucht und die Keimfähigkeit des Samens sind bei guter Bestäubung besser. Zwar werden die meisten Baumarten durch den Wind bestäubt, aber einige sind dabei dennoch auf Insekten angewiesen, vor allem manche im Klimawandel so interessanten Laubhölzer. So werden neben den Wildobstgehölzen wie Kirsche, Elsbeere, Speierling oder Vogelbeere auch Linde, Ahorn, Robinie, Esskastanie oder Weide von den Bienen angeflogen und in ihrer Fruchtbildung unterstützt. Für diese Baumarten heißt es dann auch: Ohne Bienen schlechtere Naturverjüngung.

Der Naturverjüngung geht, so wie bei jeder generativen Vermehrung, die Befruchtung voraus. Je mehr Blüten auf einem Baum befruchtet werden, desto mehr Früchte und Samen können sich daraus entwickeln und desto mehr junge Bäume können daraus entstehen. Durch die Bestäubung erhofft man sich regelmäßig größere Samen mit einem höheren Keimprozent. Damit wäre einerseits die gewünschte Naturverjüngung in den betroffenen Beständen gesichert. Andererseits könnten die Bienen in Saatguterntebeständen einen festen Platz einnehmen. Bereits hier den Hebel anzusetzen und hinsichtlich der Naturverjüngung und Saatgutgewinnung für eine möglichst intensive Befruchtung zu sorgen, wäre also sinnvoll. Aber wie?

Der Waldbesitzer könnte z. B. Imker in der Umgebung bitten, für die Zeit der Blüte ihre Völker in seinen Bestand zu stellen. Professionelle Bestäubungsimker verteilen zu diesem Zweck ihre Bienenvölker in gleichmäßigen Abständen über die Fläche und sorgen durch hohe Völkerzahlen für einen besonders gleichmäßigen und intensiven Blütenbesuch.

Von Imkern und Bienen

Die Imkerei in Deutschland: In Deutschland gibt es etwa 100.000 Imkerinnen und Imker, in deren Obhut sich 750.000 Bienenvölker befinden. Ein Bienenvolk besteht in der Hochsaison aus bis zu 50.000 Bienen. Die deutschen Imker produzieren im Jahr etwa 15.000 bis 20.000 Tonnen Honig. Bei einem jährlichen Verbrauch von 85.000 Tonnen in Deutschland müssen also, um den Bedarf zu decken, 80 % des Honigs importiert werden.

Bestäubungsleistung: Rund 80 % der 2.000 –3.000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Honigbienen als Bestäuber angewiesen. Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubungsleistung übersteigt den Wert der Honigproduktion um das 10- bis 15-fache. Dies sind rund zwei Milliarden Euro jährlich in Deutschland. Damit nimmt die Honigbiene den 3. Platz der wichtigsten Nutztiere hinter Rind und Schwein ein.

Blütentreue: Bienen sind deshalb so gute Bestäuber, weil sie »blütentreu« sind, also immer die Blüten der gleichen Art anfliegen. So kommen die männlichen Pollen von beispielsweise der Linde auch garantiert bei einer weiblichen Lindenblüte an.

Quantität: Eine gute Befruchtung durch Insekten steigert die Zahl der Früchte, die Größe der Früchte, die Anzahl der Samen pro Frucht, den Gesamtertrag und das Tausendkorngewicht.

Qualität: Eine Befruchtung durch Insekten wirkt sich positiv aus auf Form, Symmetrie, Festigkeit und Lagerstabilität der Früchte, den Zeitpunkt der Fruchtreife sowie Geschmack, Zucker- und Säuregehalt.

Honigertrag: Der Honigertrag eines Hektars Robinie kann unter optimalen Bedingungen (Witterung, Wasserverfügbarkeit, …) sogar bis zu 1.000 kg betragen, für Linde sind es zwischen 150–600 kg/ha. Im Vergleich dazu liegt die Erntemenge an Blütenhonig bei einem Hektar Raps bei 40–230 kg/ha, bei einem Feld mit Kornblumen bei 350–600 kg/ha