Bayerische Landesanstalt
für Wald und Forstwirtschaft
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Autor(en): | Redaktion waldwissen.net – LWF |
Redaktion: | LWF, Deutschland |
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Unsere beiden wichtigsten Eichenarten können wir leicht anhand ihrer Eicheln unterscheiden. Aber Trauben- und Stieleiche sind auch ganzjährig zuverlässig an fünf makroskopisch leicht erkennbaren Blattmerkmalen zu charakterisieren.
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Abb. 1: Trauben- oder Stieleiche? Die beiden Arten lassen sich auch anhand einiger Blattmerkmale gut voneinander unterscheiden (Foto: C. Schwab). |
Trauben- und Stieleiche haben sehr unterschiedliche Standortsansprüche. Das ist für die Forstpraxis gerade im Klimawandel und vor den in den vergangenen Jahrzehnten beobachteten Insekten- und Pilzschäden sehr bedeutsam.
Die Hauptverbreitung der Traubeneiche liegt im tieferen Bergland. Die Stieleiche ist ein Baum der Auengebiete. Beide Eichenarten unterschieden sich vor allem hinsichtlich ihrer Ansprüche an die Wasserversorgung. Generell benötigt die Stieleiche mehr Feuchtigkeit und mehr Nährstoffe. Die Traubeneiche bevorzugt wärmere Lagen. Im trockenen Hügelland ist die Traubeneiche mit Hainbuche, Winterlinde und Rotbuche vergesellschaftet. Die Stieleiche kommt auf den gut wasserversorgten und nährstoffkräftigen Böden des Tieflandes mit Esche, Ahorn und Vogelkirsche vor. Auf der Fränkischen Platte zeigen in den letzten Jahren vor allem spättreibende Stieleichen in Tallagen besonders starke Kronenschäden und Absterbeerscheinungen.
Anhand der makroskopisch erkennbaren Blattmerkmale lassen sich die beiden Arten recht zuverlässig unterscheiden – und das zu beinahe allen Jahreszeiten und ohne Fruchtanhang. Denn die Merkmale sind außerhalb der Vegetationszeit oder auch bei Altbäumen, deren frisches Laub unerreichbar hoch ist, am Falllaub gut erkennbar. Unzersetztes, trockenes Falllaub des Vorjahres weist oft bis über den Sommer hinaus gut erkennbare Strukturen auf.
Merkmal |
Traubeneiche (Quercus petraea) |
Stieleiche (Quercus robur) |
Länge des Blattstiels | lang | kurz |
Buchten und Blattadern | Buchten weniger tief, keine Blattadern in den Buchten | Buchten tief, Blattadern laufen zu den Buchten |
Blattgrund | wenig geöhrt | oft geöhrt |
Blattsymetrie | parallel | rautig |
Herbstfärbung Blattunterseite | violett-stichig ("Kakaofarbe") | nicht violett-stichig |
Sehr zuverlässig sind die Merkmale "Länge des Blattstiels"
und "Buchten und Blattadern". Mikroskopisch ist die blattunterseitige Behaarung
der Mittelrippe bei der Traubeneiche ein gutes Merkmal, das allerdings auch mit
Lupe nur schwer erkennbar ist. Die Traubeneiche hat auf der gesamten
Blattunterseite zusätzlich eng anliegende Sternhaare. Sogar auf mehrere Meter
Distanz gut erkennbar ist die violett-stichige Färbung auf der Unterseite der
vor allem frisch gefallenen Traubeneichen-Blätter. Zusätzliche, aber nicht
immer zuverlässige Merkmale sind die Öhrung des Blattgrundes und die
Blattsymetrie.
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Abb. 2: Fünf Blattmerkmale helfen, Trauben- und Stieleiche zu unterscheiden (Fotos: L. Albrecht). |
Man sollte immer mehrere Blätter auf alle der genannten
Merkmale hin untersuchen. Bei der Zusammenschau aller festgestellten
Blattmerkmale ist eine korrekte Zuordnung in den meisten Fällen rasch möglich.