Phytophthora-Krankheiten als steigende Bedrohung vieler Gehölze

Unter den für die Pflanzenproduktion relevanten Pathogenen nehmen Phytophthora-Arten eine Sonderstellung ein, da sie oft ein breites Wirtspflanzenspektrum aufweisen und überdies leichter als andere Organismen hybridisieren. Das beste Beispiel für die Entstehung neuer Arten durch Hybridisierung ist der Erreger der Wurzelhalsfäule der Erle, Phytophthora alni. Diese Art kann innerhalb kurzer Zeit zum bestandesweisen Absterben von Schwarz- und Grauerlen führen (Biologie und Erkennen). Die Infektion erfolgt über Wasser, in dem sich die frei beweglichen, begeißelten Sporen des Erregers befinden. Pflanzgut, das im Wurzelraum infiziert ist, stellt die primäre Quelle der Ausbreitung der Erlen-Phytophthora dar. In Österreich werden jährlich etwa 700.000 Erlenpflanzen erzeugt, der Einfluss der Baumschulen auf die Verbreitung des Pathogens darf daher nicht unterschätzt werden. Die sekundäre Ausbreitung erfolgt über Hochwasser, das die Sporen in gewässerbegleitende Erlenbestände schwemmt, wo die Bäume über luftbürtige Wurzeln oder Korkwucherungen an der Stammbasis infiziert werden (ökologische Auswirkungen und Einwanderungsgeschichte).

Zertifiziertes Pflanzgut verwenden

Wurzelinfektionen durch Phytophthora alni sind nur in künstlichen Böden von Saatbeeten oder Pflanzgärten möglich. In Waldböden fangen Konkurrenzpilze die Sporen ab, was die Gefahr einer Erkrankung im Wurzelsystem stark verringert. Erst einige Jahre nach der Auspflanzung zeigen die Erlen Symptome (Abbildung 1).

Phytophthora-Befall ist vorerst makroskopisch nicht erkennbar. Deshalb reicht es auch nicht, das Pflanzgut vor dem Verkauf optisch genau zu überprüfen. Der einfachste Weg, um eine Infektion zu vermeiden, ist die Verwendung von Gießwasser, das nicht aus Teichen, Bächen oder Flüssen stammt (Brunnen- oder Leitungswasser). Erlenpflanzgut zweifelhafter Herkunft sollte nicht zugekauft werden (Erlenproblem oft hausgemacht).

Eine weitere Möglichkeit ist die Produktion von Containerpflanzen in kontrolliert Phytophthora-freiem Substrat, wobei auch hier auf eine saubere Bewässerung zu achten ist. Kontrolliertes, Zoosporen freies Erlenpflanzgut wird von einzelnen Baumschulen sowie vom Forstgarten des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) angeboten.

Andere Gehölzarten, die durch Phytophthora-Arten geschädigt werden können, sind Buchen sowie Rosskastanien und andere Gehölze. Auch diese Arten können über Pflanzgut verbreitet werden. Auch hier helfen Anzucht von Phytophthora-freien Pflanzen und laufende Kontrollen der Produktionsflächen.

Lecanosticta-Nadelbräune

Die Lecanosticta-Nadelbräune (Erreger Mycosphaerella dearnessii) ist primär eine Kiefernkrankheit. Entsprechend der Richtlinie 2000/29/ EG der EU ist diese Art ein Quarantäneorganismus. Der Erreger war ursprünglich im südlichen Nordamerika und im karibischen Raum beheimatet, wo die Krankheit auch am häufigsten auftritt. Als Wirtspflanzen kommen Kiefernarten infrage, von denen in Europa Latsche, Spirke, Weißkiefer, Schwarzkiefer und Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis) als besonders anfällig gelten.

Die Krankheit dürfte sich über größere Distanzen durch infiziertes Pflanzgut verbreiten, mit einiger Wahrscheinlichkeit auch durch Sporen, die an Bekleidung oder Autoreifen haften. Über kurze Distanzen werden die Sporen von Regentropfen transportiert. Die wichtigsten Symptome sind eine schüttere Benadelung (Nadelbüschel an den Triebspitzen), Nadelbräune ganzer sowie halber Nadeln und braune, unscharf abgesetzte Querbänder ohne rötliche Farbtöne. Da sich eine chemische Bekämpfung bei diesem Pilz als wenig wirksam erwiesen hat, bleibt nur das Verbrennen befallener Bäume und Jungpflanzen an Ort und Stelle. Dies sollte zwischen Mai und Juni durchgeführt werden, da zu dieser Zeit mit den geringsten Mengen an Sporen zu rechnen ist.

Nachdem ein sicherer Nachweis ohne Untersuchung im Labor nicht möglich ist, sind Verdachtsfälle dem BFW zu melden und Proben zur Identifikation einzuschicken. Derzeit ist die Lecanosticta-Nadelbräune in Österreich punktuell in fünf Bundesländern besonders im städtischen Gebieten, aber auch in einem Waldbestand verbreitet (Erstnachweis in Österreich). In der Pflanzenproduktion ist erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber den beschriebenen Symptomen gefordert. Befallenes Pflanzgut muss rechtzeitig vor dem Verkauf aussortiert und entsorgt werden, um einer weiteren Verbreitung entgegen zu wirken.

Eschentriebsterben

Das seit einigen Jahren auch in Österreich grassierende Eschentriebsterben (Erreger Hymenoscyphus pseudoalbidus) kann auch durch infiziertes Pflanzgut verbreitet werden. Anders als bislang vermutet, können auch in Infektionsstellen an Zweigen und Stämmchen von Eschenpflanzen bei hoher Luftfeuchtigkeit Fruchtkörper gebildet werden, deren Sporen den Erreger am neuen Standort etablieren können. Damit ist der Forstpflanzenproduktion beim Eschentriebsterben die Chance verwehrt, durch sorgfältiges Überprüfen von Symptomen befallsfreies Pflanzgut zu garantieren. Eine sichere Vermeidung der Verschleppung des Erregers in Regionen, die noch frei von Eschentriebsterben sind (einzelne Alpentäler), kann daher nur durch einen Pflanzstopp garantiert werden (In Österreich wurde 2015 die Initiative Esche in Not gestartet.).

Verticillium-Welken

Zu den klassischen Krankheiten in Forstbaumschulen zählen Verticillium-Welken. Diese werden bei Gehölzen hauptsächlich von zwei Arten, Verticillium dahliae und V. albo-atrum, verursacht. Insbesondere V. dahliae ist gefürchtet, da diese Art aufgrund ihrer robusten Dauerstrukturen (Sklerotien) Böden über mehrere Jahre verseuchen kann. Zu den em­pfindlichsten Bäumen gehören Ahornarten. Auch in Österreich werden jährlich mehrere Fälle von Verticillium-Welke in Aufforstungen registriert. Als Maßnahme haben sich nur Bodentausch im Pflanzgarten und der Ersatz der absterbenden Bäume durch Verticillium-unempfindliche Baumarten bewährt. In jüngster Zeit sind mehrere Verfahren zum Nachweis der Durchseuchung von Böden entwickelt worden, wobei auch eine quantitative Analyse möglich ist.