Mit dem verstärkten Anbau der Douglasie (Dgl) in den 60er und 70er Jahren ergaben sich in Forstpraxis und Forstwissenschaft intensive Diskussionen zur ihrer optimalen Behandlung. Umstritten war vor allem der Einfluss der Pflanzenzahl auf Qualität, Wuchs- und Wertleistung. Diese Fragen gaben Anlass für den von Professor Abetz initiierten Dgl-Standraumversuch. Dieser basiert auf einem systematischen Versuchsprogramm, an dem Baden-Württemberg schwerpunktmäßig beteiligt ist: Dort wurden an 8 verschiedenen Orten zu Beginn der 1970er Jahre in den für den Dgl-Anbau relevanten Wuchsgebieten (ohne südwestdeutsches Alpenvorland) insgesamt 78 Versuchsfelder angelegt.

Versuchsanlage

Für die Pflanzungen kam hochwertig verschultes Pflanzmaterial zur Verwendung, das ausschließlich aus der Sonderherkunft "Südbaden" gezogen worden war. Darüber hinaus wurden im Interesse möglichst homogener Versuchsbedingungen die höchsten und die niedrigsten Pflanzen vor der Pflanzung auf den Versuchsfeldern aussortiert. Gepflanzt wurde in unterschiedlichen Verbänden (Ehring 2006), die einer der folgenden vier Ausgangsdichten zuzuordnen waren: 500, 1.000, 2.000 bzw. 4.000 Dgl/ha (Tab. 1).

Auf allen Feldern erfolgt eine Z-Baum-orientierte Auslesedurchforstung zugunsten von 150 ausgewählten und markierten Z-Bäumen je ha. Die Eingriffsstärke wird in Abhängigkeit der Höhenentwicklung der Bestände nach der Baumzahlleitkurve "starke Durchforstung" von Kenk & Hradetzky (1984) geregelt. Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsbaumzahlen unterscheiden sich die Zeitpunkte der Erstdurchforstungen: Bei der Variante mit 4.000 Dgl/ha beginnt die Durchforstung bei 12 m, bei 2.000 Dgl/ha bei 15 m, bei 1.000 Dgl/ha bei 21 m und bei 500 Dgl/ha bei 27 m Bestandesoberhöhe.

Nach etwa vier Jahrzehnten Versuchsdauer haben die Versuchsbestände auf den besseren Bonitäten Bestandeshöhen von 30 m überschritten; damit hat auch bei den Varianten mit 500 Dgl/ha die Durchforstung eingesetzt. Die im Folgenden dargestellten Auswertungen fassen die bisherige Entwicklung auf den Feldern mit programmgemäßer Entwicklung zusammen ("ungestörte Entwicklung"). Störungen durch zufällige Nutzungen in größerem Umfang sind in dieser Auswertung nicht enthalten. Um die auf Standorten unterschiedlicher Bonität wachsenden Versuchsbestände gemeinsam auswerten zu können, wurde eine Darstellung über der Bestandeshöhe gewählt.

Jugendphase

Im Vergleich zu anderen Baumarten erweist sich die Dgl in der Kulturphase im Allgemeinen als empfindliche "Mimose". Über die Entwicklung der Pflanzungen im ersten Jahrzehnt des Standraumversuchs berichteten Kenk & Weise (1983) folgendes: Auch bei hoher Pflanzenqualität und großer Sorgfalt bei der Pflanzung streuten die Ausfälle zwischen 1 % und 60 % (im Mittel 14 %). Trotz der gezielten Homogenisierung des Pflanzguts entstanden überwiegend heterogene Kulturen. Nachbesserungen führten in der Regel nicht zu befriedigendem Erfolg.

Die Gründe dürften in kleinstandörtlichen Faktoren liegen, die bei Dgl offensichtlich stark differenzierend wirken. Für die Praxis bedeutet dies, dass bei Dgl grundsätzlich mit vergleichsweise heterogenen Kulturen zu rechnen ist. Außerdem erscheinen Nachbesserungen nur in denjenigen Fällen sinnvoll, in denen größere Ausfälle eindeutig auf besonders ungünstige Witterungsverläufe oder mangelhafte Qualität von Pflanzen bzw. Pflanzung zurückgehen.

Gesamtwuchsleistung

Bei insgesamt sehr straffen Beziehungen zwischen Oberhöhe und volumenbezogener Gesamtwuchsleistung (GWL) zeigt sich bei den vier Varianten eine von der Ausgangsbaumzahl abhängige GWL mit höheren Werten für die stammzahlreicheren Varianten (Abb. 2). Allerdings haben sich die Unterschiede zwischen den 4.000er und 2.000er Varianten bis zu einer Höhe von ca. 30 m wieder egalisiert und auch der Unterschied zur 1.000er Variante nimmt mit steigender Bestandeshöhe tendenziell eher ab. Derzeit weist nur noch die 500er Variante eine markant geringere GWL auf.

Durchmesserentwicklung

Die Durchmesserentwicklung der 100 stärksten Bäume je ha (D100) verläuft spiegelbildlich zur GWL. Mit fortschreitender Höhenentwicklung nehmen die Unterschiede, die sich zu Beginn der Messreihe in Abhängigkeit von der Ausgangsbaumzahl zeigen, wieder ab. Bei einer Höhe von ca. 30 m haben sich die D100 der 4.000er, 2.000er bzw. 1.000er Varianten weitestgehend wieder angenähert, während der D100 der 500er Variante deutlich darüber liegt (Abb. 3).

Hier zeigen sich die Auswirkungen der Durchforstung nach einer einheitlichen Baumzahlleitkurve bei stark unterschiedlichen Ausgangsbaumzahlen. Weitständigere Begründung fördert zunächst die Kronenentwicklung. Die dadurch auftretende Konkurrenz erfordert prinzipiell eine frühere Durchforstung bei gleicher Bestandeshöhe als in kleinkronigeren Beständen aus höheren Ausgangsbaumzahlen. Die für alle vier Varianten einheitliche Baumzahlleitkurve entspannt diese verstärkte Kronenkonkurrenz bei den weitständiger begründeten Varianten ganz offensichtlich nicht in ausreichendem Maße. Die aufgrund der Leitkurve sehr späten Durchforstungen bei 1.000 bzw. 500 Dgl/ha wirken daher quasi als "Wuchsbremse" und führen zu sinkenden Durchmesserzuwächsen bei gleichzeitig deutlich ansteigenden h/d-Werten.

Aststärken und Jahrringbreiten

Die aus durchschnittlichen Radialzuwächsen der Z-Bäume berechneten mittleren Jahrringbreiten zeigen nach der Auswertung von Ehring (2006) neben dem Standortseinfluss nur in den frühen Phasen des Versuchs eine den Ausgangsbaumzahlen entsprechende Reihung. Die nach den europäischen Bestimmungen für die Sortierung von Dgl-Rundholz kritische Jahrringbreitengrenze von 8 mm wird nur auf Spitzenstandorten sowie bei sehr niedrigen Ausgangsbaumzahlen in den ersten Jahren geringfügig überschritten.

Auch die mittleren maximalen Aststärken der Z-Bäume in 5 m Höhe zeigen die erwarteten Abstufungen von hohen zu niedrigen Ausgangspflanzzahlen. Nach der europäischen Bestimmung für die Sortierung von Dgl-Rundholz liegt die Grenze von der B- zur C-Sortierung für nicht verwachsene Äste bei 4 cm. Diese Grenze wird nur bei der Ausgangsbaumzahl von 500 Dgl/ha überschritten. A-Qualitäten werden von keiner Variante erreicht. Sie verlangt astfreies Holz; dies setzt in jedem Fall eine Wertästung voraus.

Vornutzungen

Die höhere GWL bei höherer Ausgangsbaumzahl bedingt höhere Vornutzungen. Insbesondere auf den Versuchsflächen der 4000er Variante fällt diese Vornutzung jedoch zunächst in Form gering dimensionierter (defizitärer) Sortimente an, quasi als "nachgeholte" Jungbestandspflege. Erst bei größeren Bestandeshöhen erbringen die Durchforstungen ein positives Ergebnis. Bedingt durch den späteren Durchforstungsbeginn fallen daher bei der 1.000er und 500er Variante nur Durchforstungen mit positivem Deckungsbeitrag an.

Holzerntekostenfreie Erlöse

Die Berechnungen der holzerntekostenfreien Erlöse erfolgten mit durchschnittlichen Holzpreisen aus dem Staatswald der Jahre 2005-2009 und Erntekosten im Staatswald des Jahres 2005 (vollmechanisiert). Die Qualitätsdifferenzierung in die Güten B und C wurde an den in den Versuchen für Z-Bäume für die jeweilige Variante ermittelten maximalen Aststärken orientiert. Aufgrund ihrer (noch) zu geringen Dimensionen (Abb. 3) können die Versuchsbestände gegenwärtig noch kein Wertholz liefern. Die Kalkulation bildet daher Verhältnisse ohne Ästung ab: weder berücksichtigt sie Aufwendungen für Wertästungen noch etwaige Qualitätsgewinne durch Ästung.

Aufgrund der geringen Durchmesser des Durchforstungsholzes waren die ersten Eingriffe bei den 4.000er und den 2.000er Varianten defizitär. Dieser Nachteil konnte bisher nicht aufgeholt werden. Im Vergleich der vier Varianten steigen die Wertleistungen aus Holzertrag mit sinkenden Ausgangsbaumzahlen (Abb. 4). Im Gegensatz zu GWL und D100 kommt es bei den holzerntekostenfreien Erlösen zwischen den Varianten bei Höhen um ca. 30 m noch zu keiner Annäherung. Interessanterweise zeigt die 500er Variante trotz hoher (ästigkeitsbedingter) C-Anteile eine der 1.000er Variante vergleichbare Wertleistung.

Entwicklung der gesamten Wertleistung

Abb. 5 zeigt exemplarisch für eine schwache (dGz100 12) und eine gute Dgl-Bonität (dGz100 20) die gesamte Wertentwicklung (inkl. Pflanzungskosten) der vier Varianten über dem Alter. Die bei den holzerntekostenfreien Erlösen zu beobachtenden Unterschiede werden bei zusätzlicher Berücksichtigung der Pflanzungskosten noch verstärkt. Das Niveau der Wertleistung steigt mit abnehmender Baumzahl von der 4.000er zur 1.000er Variante deutlich an. Der Niveauunterschied ist dabei zwischen der 1000er Variante und der 500er Variante am geringsten. Hinsichtlich der absoluten Höhe der Reinerträge bestehen zwischen den beiden Bonitäten zwar naturgemäß erhebliche Unterschiede. Die Unterschiede zwischen den vier Varianten bewegen sich jedoch trotz erheblicher Bonitätsunterschiede bei beiden Bonitäten auf vergleichbarem Niveau.

Auffällig ist auch, dass die aus den Beständen abgeleiteten Wertkurven bisher noch keine Anzeichen einer Kulmination zeigen. Die zusätzliche Veranschlagung kalkulatorischer Zinsen im Rahmen einer Investitionsrechnung führt zwar zu flacheren Verläufen der Wertkurven. Bei forstüblichen Zinsen zeigt sich jedoch auch dabei (noch) keine Wertkulmination und die Wertleistungsrelationen zwischen den vier Varianten bleiben stabil.

Von besonderem Interesse ist die Wertentwicklung der 500er Variante. Die weiten Standräume wirken sich zwar ungünstig auf Qualitätsmerkmale (v. a. Aststärken) aus. Trotzdem ergeben sich daraus keine gravierenden Nachteile für die Wertleistung. Grundsätzlich werden zwar aufgrund möglicher grenzwertiger Entwicklungen bei Qualitätsmerkmalen keine Dgl-Kulturen mit weniger als 1.000 Dgl/ha empfohlen. Ist jedoch zusätzlich noch Naturverjüngung anderer Baumarten vorhanden, können auch deutlich weniger Dgl/ha gepflanzt werden. Die Wertentwicklung der 500er Variante im Dgl-Standraumversuch zeigt jedenfalls, dass sich gegebenenfalls auch mit sehr niedrigen Dgl-Pflanzenzahlen durchaus befriedigende Wertleistungen erzielen lassen.

Zusammenfassende Empfehlungen

  • Dgl-Pflanzungen sind in der Kulturphase außerordentlich empfindlich und bedürfen größerer Aufmerksamkeit und eventuell höherer Aufwendungen als andere Baumarten. Erforderlich ist herkunftsgesichertes, qualitativ hochwertiges und frisches Pflanzgut sowie große Sorgfalt bei der Pflanzung.
  • Die Ergebnisse untermauern die Vorgabe des WET Dgl-Mischwald zur Begrenzung der Pflanzenzahlen auf maximal 1.200 Dgl/ha. Pflanzenzahlen unter 800 Dgl/ha bzw. Reihenabstände von über 4 m sind nur bei zusätzlicher Konkurrenz durch Naturverjüngung sinnvoll. Mit heterogenen Kulturbildern muss gerechnet werden. Nachbesserungen führen in der Regel nicht zu befriedigenden Ergebnissen.
  • Auch in baumzahlreichen Dgl-Naturverjüngungen wird entsprechend den Richtlinien zur Jungbestandspflege eine Baumzahlabsenkung empfohlen; die weitere Behandlung erfolgt im Anhalt an den WET Douglasien-Mischwald.
  • Durchforstungen müssen dafür sorgen, dass die Standräume der Z-Bäume (100-150/ha) frühzeitig und konsequent erweitert werden. Die Durchforstungsstärke muss sich dabei an der Konkurrenzsituation der Kronen orientieren. Verzögerte Durchforstungen können bei Dgl leicht dazu führen, dass bereits erzielte Durchmessergewinne wieder verloren gehen.
  • Die Erzeugung von Wertholz setzt in jedem Fall zwingend Wertästung voraus.

Literatur

  • Ehring, A. (2006): Ergebnisse aus dem Douglasien-Standraumversuch. FVA-einblick 10/3(3), 15-17.
  • Kenk, G., Hradetzky, J. (1984): Behandlung und Wachstum der Douglasien in Baden-Württemberg. Mitteilungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg 113. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten, Freiburg, 89 S.
  • Kenk, G., Weise, U. (1983): Erste Ergebnisse von Douglasien-Pflanzverbandsversuchen in Baden-Württemberg. Allg. Forst- u. J.-Ztg. 154(3), 41-55.