Bereits kurz nach der Gründung der Forstlichen Bundesversuchsanstalt (jetziges BFW) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden ertragskundliche Versuchsflächen angelegt. Aufgrund der Nähe zu Wien und der Bedeutung von Hartholz als Brennmaterial wurden sie großteils im Wienerwald, meist in Buchenreinbeständen, eingerichtet. Damals standen die Frage der Erzielung von maximaler Gesamtwuchsleistung sowie die Steigerung der Volumenzuwachsleistung im Vordergrund, die Produktion von hochwertigem Holz hatte geringere Bedeutung. In Durchforstungsversuchen wurden die Auswirkungen von unterschiedlichen Eingriffszeitpunkten und -stärken an jüngeren Beständen untersucht. In älteren, bereits verjüngungsfähigen Beständen wurden Lichtungsversuche angelegt. Die Eingriffe erfolgten eher flächig und zielten nicht auf die Förderung einzelner Bäume ab.

Wachstum der Buche besser als laut Ertragstafel

Zwei wichtige Erkenntnisse konnten aus den Buchendauerversuchen abgeleitet werden:

  • Das Wachstum der Buche ist deutlich besser, als in der in Österreich üblicherweise verwendeten Ertragstafel Buche Braunschweig angegeben.
  • Die Buche bleibt gegenüber der Fichte auf gleichem Standort in der Gesamtwuchsleistung deutlich zurück.

Durchschnittlich erreicht die Buche nur etwa 60 % der Massenleistung der Fichte: Dies wurde bei Untersuchungen auf verschiedenen Standorten in Deutschland bereits durch Hartig (1888), Hausser (1953), Günther (1955) oder Moosmayer (1957) nachgewiesen. Das Leistungsverhältnis Fichte zu Buche liegt hinsichtlich der Volumenleistung bei der Mehrzahl der Untersuchungen zwischen 2,3 : 1 und 1,6 : 1. Auf stark sauren, für die Buche ungeeigneten Standorten kommt die Überlegenheit der Fichte noch deutlicher zum Ausdruck: Die Fichte kann dort bis zur dreifachen Volumenleistung der Buche erreichen.

Qualität ist entscheidend

Diese Ergebnisse zeigen deutlich, dass eine ökonomisch erfolgreiche Buchenbewirtschaftung nur durch Wertholzerzeugung möglich ist. Wie schwer dieses Ziel durch waldbauliche Behandlung zu erreichen ist, kann auch aus den Durchforstungsversuchen abgeleitet werden: Auf keinem der ehemaligen Versuche wurde eine befriedigende Qualität erreicht. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass bei den Durchforstungsversuchen die Eingriffe in der Regel zu früh und teilweise auch zu stark, bei den Lichtungsversuchen hingegen zu spät erfolgten.

Aktuelle Nutzungen in einem 120-jährigen Buchen-Versuchsbestand am Speichberg im Wienerwald belegen die unbefriedigende Qualität: Beim Blochholz fiel überhaupt keine A-Qualität, sondern nur 4% B- und 26% C-Qualität an. Der Rest bestand aus Industrie- oder Brennholz (Abbildung 1).

Dass diese Sortimentsverteilung kein Einzelfall, sondern vielmehr die Regel ist, zeigen Daten der Österreichischen Bundesforste AG aus der Saison 1993/94 (grüne Balken) und 2005/06 (blaue Balken, Werte in Klammer angegeben). Die Anteile variierten relativ stark, maximal wurden 1,4 % an A-Qualität erreicht, der Anteil an B betrug 14 % (nur 3 %), 27 % (13 %) konnten als C eingestuft werden. Stets war der überwiegende Anteil, rund 57% (83%), nur als Industrie- oder Brennholz verwertbar. Die Unterschiede zwischen den beiden Zeitpunkten beruhen auch auf marktbedingtem unterschiedlichen Nutzungsverhalten.

Aktuelle Buchendurchforstungsversuche

Zur Untersuchung optimaler Behandlungsmaßnahmen wurde vom Institut für Waldwachstum und Waldbau 1983 ein Versuch in St. Leonhard am Walde/Niederösterreich in einem 35-jährigen Buchenbestand angelegt. Dort wurden die Auswirkungen von Auslesedurchforstung mit unterschiedlichem Beginn der Förderung der Z-Bäume (geplante Wertholzträger) auf Qualität und Dimension untersucht. Bei der ersten Variante werden die Z-Bäume bei einer Oberhöhe von 15 m freigestellt, bei der zweiten jedoch erst zehn Jahre später bei einer Oberhöhe von 20 m. Zu Vergleichszwecken wurde auch eine Variante ohne Behandlung eingerichtet, auf der zwar Z-Bäume definiert wurden, diese aber nicht gefördert werden.

Erste Ergebnisse zeigen sich bereits jetzt nach 24 Jahren: Bei früherer Freistellung der Z-Bäume lagen deren Kronenansätze bei 11 m und damit um durchschnittlich 3 m tiefer als bei der späteren Variante. Diese rechtzeitige Förderung führt zu größerem Standraum und größeren Kronen – und in der Folge zu einem höheren Zuwachs.

In der Abbildung 2 sind die BHD der Z-Bäume getrennt nach Varianten dargestellt. Deutlich zeigt sich der Durchmesservorsprung der rechtzeitig freigestellten Bäume. Er beträgt im Alter 56 gegenüber den später freigestellten Bäumen 3,1 cm, gegenüber den unbehandelten Bäumen bereits 8,9 cm. Dass die Z-Bäume neben der Wertleistung auch für die Gesamtproduktion an Holz einen bedeutenden Beitrag leisten, zeigt das Vorratsvolumen des stehenden Bestandes: Am Gesamtvorrat von etwa 300 Vfm haben die rund 230 Bäume/ha einen Anteil von 75 %, bei verspäteter Freistellung nur einen von 55 %. Beim unbehandelten Bestand beträgt der Vorratsanteil der vergleichbaren Z-Bäume lediglich 27 %. Obwohl dieser Versuch noch nicht lange läuft, zeigen die ersten Resultate deutlich die positive Auswirkung einer rechtzeitigen Pflege der Leistungsträger (Z-Bäume), zusätzlich konnte dadurch ein pflegender Nebenbestand erhalten werden.

Vor mehr als 20 Jahren wurde eine aus heutiger Sicht sehr hohe Anzahl von Z-Bäumen ausgewählt. Derzeit aktuelle Behandlungskonzepte konzentrieren sich auf deutlich weniger Z-Bäume, teilweise unter 100 Stk./ha. Auch zu diesen Ideen wurde vor kurzem eine Versuchsfläche angelegt, die jedoch noch keine verwertbaren Ergebnisse liefern kann. Weitere Erkenntnisse bezüglich der Auswirkungen von unterschiedlichen Z-Baumzahlen und Freistellungszeitpunkten auf die Entwicklung von Dimension und Wert werden sich erst nach weiterer Beobachtung in einigen Jahrzehnten ergeben.