Versuch zur Eichentrupp-Pflanzung in Baden-Württemberg – Ergebnisse der zweiten Auswertung nach 15 Jahren

Die Eichentrupp-Pflanzung wird als eine Möglichkeit zur Kostenreduzierung bei Eichenkulturen gesehen. Um die Wirtschaftlichkeit solcher Pflanzungen zu überprüfen, veranlasste die Landesforstverwaltung Baden-Württemberg (heute: ForstBW) 1998 eine umfangreiche Praxis-Versuchsserie.

Erste Ergebnisse wurden bereits fünf Jahre nach der Pflanzung veröffentlicht. 15 Jahre nach der Pflanzung erfolgte die vorerst letzte Aufnahme und Auswertung der Versuchsanlagen. Die Ergebnisse zeigen kein einheitliches Bild: neben Anlagen, die aus waldbaulicher und wirtschaftlicher Sicht als sehr gelungen gelten können (Abb. 1), gibt es auch welche, die völlig misslungen sind. (Abb. 5).

Ausfälle

Die bereits in der ersten Auswertung fünf Jahre nach Pflanzung konstatierten hohen Ausfälle in der Kulturphase mit 6-40 % bei der Eiche und 19-33 % bei den Begleitbaumarten haben sich in der Zwischenzeit weiter erhöht. 15 Jahre nach der Pflanzung waren bei der Eiche im Mittel 45 % (24-73 %), bei den Begleitbaumarten im Mittel 40 % (20-59 %) der ursprünglich gepflanzten Bäume nicht mehr vorhanden.

Z-Baumanwärter

Da die Eichen bei der letzten Aufnahme Oberhöhen zwischen 8-11 m erreicht hatten, erschien es sinnvoll, die Trupps auf wuchskräftige und wipfelschäftige Eichen zu überprüfen, die entweder durch natürliche Astreinigung oder durch dynamische Grünästung potentiell zu Z-Bäumen qualifiziert werden können (Z-Baumanwärter). Auf 77 % (33–100 %) der Trupps konnten solche Z-Baumanwärter gefunden werden (Abb. 2), wobei die geringe Anzahl der überlebenden Eichen (Tab. 1) die Auswahl der Z-Baumanwärter erheblich erschwerte. Diese befanden sich zu 57 % im äußeren, zu 40 % im inneren Kreis bzw. Quadrat und nur zu 3 % im Zentrum der Trupps. Nur auf einer der acht ausgewerteten Flächen (Ei 153) wurde eine ausreichende Anzahl von Z-Baumanwärtern gefunden, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie sich noch über eine natürliche Astreinigung zu Z-Bäumen mit befriedigender astfreien Schaftlänge weiterentwickeln werden. Auf den übrigen Flächen dürfte eine dynamische Grünästung der Z-Baumanwärter erforderlich werden.

Tab. 1: Auswertbare Flächen der Versuchsreihe Eichentrupp-Pflanzung in Baden-Württemberg
FlächeWuchsgebietStandortseinheitFläche in haTrupps/ haEi/haLi/Hbu/ haPfl./haLebende Ei/ha 2015
Ei 152Südwestdeutsches AlpenvorlandFeuchte Lage und fahlbrauner, marmorierter Lehm0,885510405501590486
Ei 153Südwestdeutsches AlpenvorlandWechselfeuchter, lehmiger Ton0,56011405801720858
Ei 161Südwestdeutsches AlpenvorlandMäßig frischer Kiesboden0,42539905201510362
Ei 155Oberrheinisches TieflandSchluffiger Lehm und grundfeuchter Schwemmlehm0,725912006001800550
Ei 156Oberrheinisches TieflandFrischer Kieslehm0,56571200-----1200917
Ei 158Oberrheinisches TieflandSchwach wechselfeuchter Lehm0,337515759002475432
Ei 159OdenwaldGrundfrischer bis vernässender Decklehm0,536011406001740649
Ei 160NeckarlandWechselfeuchter Sand0,686412107701980926

Gesamtaufwand

Die gesamten Aufwendungen bis 15 Jahre nach der Pflanzung betrugen im Mittel rd. 7.000 €/ha (4.000-10.500 €/ha) (Abb. 3) und liegen damit in einem für Eichenkulturen recht günstigen Rahmen. Dabei variierte die Größe der einzelnen Aufwandsposten zwischen den verschiedenen Versuchsanlagen erheblich. Die hohen Kosten bei der Versuchsanlage Ei 159 sind auf den dort erfolgten Zaunbau zurückzuführen, bei Ei 156 wurden Fegeschutzhüllen und bei Ei 161 Fegeschutzklemmen angebracht. Wuchshüllen waren übrigens bei keiner Versuchsanlage verwendet worden. Bemerkenswert ist, dass es zwei Versuchsanlagen (Ei 152, Ei 160) gab, die ohne Maßnahmen zur Verhinderung von Wildschäden gut an- und aufgewachsen sind.

Konkurrenzsituation

Die gepflanzten Eichen stehen in Konkurrenz sowohl zu den mitgepflanzten Begleitbaumarten als auch Bäumen aus natürlicher Sukzession, darunter vor allem Birken Aspen, Weiden, Eschen und sonstigen Laubbäume. Bei stärkerer Vernässung dominierte die Erle. In den Fällen, in denen die Fichte im Vorbestand vertreten war, ist sie nun auch in der Folgegeneration vorhanden.

Zur Beurteilung der Konkurrenzkraft der Eichen wurde deren Höhe in Relation zu den Konkurrenzbaumarten gesetzt. Bei den Eichen und den gepflanzten Begleitbaumarten wurden hierzu alle Höhen gemessen, wobei die beigepflanzten Hainbuchen und Linden im Zuge der Jungbestandspflege bei Bedarf geköpft worden waren. Bei den natürlich verjüngten Bäumen der Sukzession wurden die Höhen stichprobenartig anhand von jeweils 10-20 wuchskräftigen Exemplaren je Baumartengruppe und Fläche bestimmt.

Die gepflanzten Begleitbaumarten sind 15 Jahre nach Pflanzung eher niedriger als die Eichen, da sie ja zum Teil geköpft worden waren. Ohne diese Maßnahme wäre die Konkurrenz durch die Begleitbaumarten sicherlich erheblich stärker gewesen.

Bezieht man auch die Bäume aus Sukzession in die Betrachtung mit ein, wird deutlich, dass auf allen Flächen mindestens eine Baumart oder Baumartengruppe signifikant höher ist als die Eichen (Abb. 4).

Diskussion

Nach Petersen (2007) lagen die Ausfälle bei Eichentrupp-Pflanzungen im Niedersächsischen Forstamt Neuhaus bei lediglich 13 %. Auch eine Meta-Analyse von SAHA et al. zu einer Vielzahl von Eichentrupp-Pflanzungen ergibt keine Hinweise auf bedenkliche Ausfallraten.

Die in dem hier ausgewerteten Praxisversuch beobachtete hohe Mortalität ist möglicherweise zumindest zum Teil auf problematische Standortsverhältnisse (vernässend bzw. wechselfeucht) bei einigen Versuchsanlagen zurückzuführen, bei denen auch die Stieleichen erheblichen Anwuchs- und Wuchsproblemen ausgesetzt waren.

Vermutlich spielte aber auch die Pflege der Eichentrupps eine Rolle. So wurde eine Fläche überhaupt nicht gepflegt (Ei 161) und bei zwei weiteren Flächen wurde die Pflege vernachlässigt (Ei 155, Ei 158). Dies zeigt, dass für den Erfolg von Eichentrupp-Pflanzungen eine intensive Kontrolle und punktuelle Pflege unabdingbar ist.

In Bezug auf die Beurteilung der Z-Baumanwärter ist zu beachten, dass Ansprache und Auswahl der Z-Baumanwärter zu einem Zeitpunkt erfolgten, bei dem die angestrebte astfreie Schaftlänge bei weitem noch nicht erreicht war. Die Einschätzung, ob und inwieweit die Astreinigung noch auf natürlichem Wege erfolgen kann oder durch Grünästung künstlich bewerkstelligt werden muss, ist daher nur gutachtlich möglich. Insgesamt erscheinen allerdings die Perspektiven für eine natürliche Astreinigung eher schlecht. Zum einen erfordert die Konkurrenzüberlegenheit der Begleitbaumarten laufende Pflegeeingriffe zum Erhalt der Eichen. Zum anderen sind auch in den gepflanzten Trupps erste Pflegeeingriffe erforderlich, da sehr vitale Eichen mit schlechter Qualität qualitativ gute Eichen stark bedrängen. Beides ist einer natürlichen Astreinigung nicht förderlich und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine dynamische Grünästung zur Qualitätssicherung erforderlich sein wird.

Hinsichtlich des Gesamtaufwandes muss berücksichtigt werden, dass hier noch keine vollständige Bilanzierung möglich ist, da bis zur Erstdurchforstung weitere Kosten für Jungbestandspflege und Grünästung anfallen werden.

Als waldbaulich und wirtschaftlich erfolgreich ist eine Eichentrupp-Pflanzung nur dann zu bezeichnen, wenn genügend Z-Baumanwärter vorhanden sind, was leider nur auf etwa der Hälfte der Flächen der Fall war. Eine Gemeinsamkeit aller Versuchsanlagen ist die Tatsache, dass sie ausgesprochen heterogen erwachsen und damit häufig sehr schwer begehbar und unübersichtlich sind. Unter solch schwierigen Bedingungen sind wegen der häufig kritischen Entwicklung der Konkurrenzsituation für die Eichentrupps regelmäßige Kontrollgänge, zunächst in jährlichem, später in dreijährigem Turnus erforderlich. Aufgrund der außerordentlich hohen Heterogenität müssen diese Kontrollen auf der gesamten Fläche erfolgen. Es genügt keinesfalls, sie lediglich auf gut einsehbare Randbereiche zu beschränken. Flächige Kontrolle und die zuverlässige Durchführung von notwendigen punktuellen Pflegeeingriffen erfordern ein qualifiziertes und motiviertes Fachpersonal.

Auch wenn es für eine endgültige Bilanz noch zu früh ist, erlaubt das Vorhandensein potentiell geeigneter Z-Baumanwärter zum gegenwärtigen Zeitpunkt zumindest eine gutachtliche Abschätzung über den voraussichtlichen Erfolg zum Zeitpunkt der Erst-Durchforstung. Auf vier der acht untersuchten Eichentrupp-Flächen enthalten alle Trupps (100 %) mindestens einen Z-Baumanwärter, auf einer weiteren Fläche sind es 87 % der Trupps. Im Mittel aller untersuchten Flächen enthalten 77 % der Trupps mindestens einen Z-Baumanwärter. Der diesbezüglich von Saha et al. (2012, 2013) ermittelte Wert von 85 % bewegt sich in etwa derselben Größenordnung. Berücksichtigt man jedoch, dass von den ursprünglich angelegten elf Flächen drei aus oben genannten Gründen aufgegeben werden mussten, reduziert sich der Anteil ausreichend mit Z-Baumanwärtern bestockten Trupps auf 45 %. Damit kann der Versuch nur auf knapp der Hälfte der Flächen als erfolgreich bezeichnet werden.

Weitere Entwicklung

Was die weitere Entwicklung der Eichentrupps angeht, so kann bereits jetzt festgestellt werden, dass die große Heterogenität einer natürlichen Astreinigung entgegensteht und die hohe Konkurrenz besonders der Baumarten aus Sukzession frühzeitige Eingriffe zugunsten der Eichen erfordert. Eine Selbstqualifizierung, wie sie das in der Eichenwirtschaft übliche zweiphasige Pflegemodell vorsieht (Spiecker 1991), scheint daher unter den gegebenen Umständen wenig erfolgsversprechend. Alternativ zu dem zweiphasigen Pflegekonzept lassen sich aus den gelungenen Eichentrupp-Flächen Empfehlungen ableiten, wie sie auch für den Privatwald in Frankreich empfohlen werden: bereits bei Oberhöhen ab 10-12 m werden die Z-Bäume ausgewählt und die Qualifizierung erfolgt durch eine dynamische Grünästung mit dem Ziel, eine astfreie Schaftlänge von etwa 7 m zu erreichen. Dies ermöglicht eine frühzeitig beginnende Förderung der Z-Bäume, so dass in Produktionszeiträumen von 100-120 Jahren Zieldurchmesser von etwa 70 cm realistisch erscheinen.