Die Rotbuche ist in der Wertschätzung der Forstwirtschaft stark gestiegen, ihr Bestockungsanteil wurde merklich erhöht. Wo diese Baumart im Vorbestand fehlt, kann sie nur durch eine künstliche Begründung eingebracht werden. Relativ hohe Pflanzenanzahlen (> 10.000 Stück/ha) und eine gute Herkunft sind zwei wichtige Voraussetzungen für eine Wertholzproduktion.

Traditionsgemäß werden die meisten Rotbuchenbestände natürlich verjüngt. Diese Form der Verjüngung sollte aber nicht unabhängig von der Qualität des Altbestandes erfolgen. Viele qualititätsbestimmende Merkmale und damit die Wertschöpfung werden nicht ausschließlich durch die Standortbedingungen verursacht.

Auslöser für Drehwuchs: Genetik oder Umwelt?

Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist der Drehwuchs. Darunter versteht man die Abweichung des Faserverlaufs von der Parallelität zur Stammachse, das heißt die Holzfasern sind spiralförmig um die Stammachse gewachsen. Äußerlich ist der Drehwuchs bei relativ alten Buchen leicht erkennbar (Abbildung 1).

Links und rechts drehende Buchen können in unterschiedlichen Häufigkeiten an einem Standort angetroffen werden (Richter 1999). Einseitige Stammbelastungen durch eine asymmetrische Kronenform, Windeinwirkung sowie die Umleitung des Saftstromes durch den Ausfall von Teilen der Wurzel oder der Kronen können als Umweltfaktoren diesen Holzfehler verursachen (Mattheck und Kubkler 1995).

Wie Richter (1999) aus seinen Untersuchung in norddeutschen Rotbuchenbeständen ableitet, nimmt der Drehwuchs mit steigendem BHD bzw. Alter merklich zu. Weiters zeigen seine Untersuchungen, dass sich mit zunehmender Hangneigung auch der Anteil drehwüchsiger Rotbuchen erhöht. Die Exposition scheint die Drehrichtung nicht zu beeinflussen.

Waldbauer soll Ausmaß an genetischen Ursachen kennen

Aus waldbaulicher Sicht ist es wichtig, für dieses Merkmal das Ausmaß an genetischen Ursachen zu kennen. Steuert direkt oder indirekt keines der rund 50.000 Gene der Rotbuche dieses Merkmal, so wird das Merkmal ausschließlich durch Umweltbedingungen bestimmt. Unterliegt das Merkmal hingegen ausschließlich oder zumindest zum Teil den genetischen Ursachen, so kann der Praktiker durch eine entsprechende Auswahl an Beständen oder von Einzelindividuen die Wertholzproduktion erhöhen.

Feldversuche in Frankreich und Deutschland (Teissier du Cros et al. 1980) haben gezeigt, dass der Erblichkeitsgrad (Heritabilität) bei diesem Merkmal nahezu 70 % beträgt. Da die Nachkommen drehwüchsiger Saatgutbäume ausschließlich dieselbe Drehrichtung aufwiesen, kann für die Drehrichtung ebenfalls ein hoher genetischer Anteil der Merkmalsausprägung erwartet werden.

Empfehlungen

Welche Empfehlungen ergeben sich für die forstliche Praxis, wenn die Holzqualität verbessert werden soll:

  1. Keine Naturverjüngung von drehwüchsigen Rotbuchenbeständen: Eine Verjüngung von drehwüchsigen Rotbuchenbeständen ist meist nicht sinnvoll. Ausnahmen sollten nur dann zugelassen werden, wenn eine Kunstverjüngung unverhältnismäßig hohe Kosten verursachen würde.
  2. Bei der Naturverjüngung auf Nachbarbestände achten: Sollen drehwuchsfreie Rotbuchenbestände natürlich verjüngt werden, so sollten die Nachbarbestände in einer Distanz von zirka 500 m ebenfalls frei von Drehwuchs sein. Die Pollenverbreitung bei dieser Baumart ist sehr effektiv.
  3. Drehwüchsige Rotbuchen möglichst früh aus dem Bestand entnehmen: Weisen Bestände zu einem gewissen Anteil drehwüchsige Bäume auf, so sind diese zur Gänze oder zumindest bevorzugt aus dem Vorbestand im Zuge der Vorbereitungshiebe zu entnehmen. Drehwüchsige Bäume sollten im Idealfall weder über ihren Pollen noch über Samen ihre Erbfaktoren an die nächste Generation weitergeben.
  4. Frühe Z-Baumauslese vermeiden: Da der Drehwuchs teilweise erst mit zunehmendem Alter und Stammdurchmesser auftritt, ist eine frühe Z-Baumauslese zu vermeiden.
  5. Keine Wildlinge nutzen: In drehwüchsigen Beständen oder in unmittelbarer Nähe von drehwüchsigen Bäumen sollen keine Wildlinge gewonnen werden.
  6. Hangneigung beachten: Je stärker die Hangneigung ist, desto größer ist vermutlich der Umwelteinfluss. Obige Empfehlungen gelten zwar auch dann, aber ein Erfolg zur Reduktion drehwüchsiger Buchen in der Folgegeneration ist vermutlich geringer.