In der Schweiz hat sich die Jahresmitteltemperatur zwischen dem Beginn der Klimamessungen 1864 und 2000 um 1,8 Grad erhöht. Wie stark sich das Klima in Zukunft verändern wird, hängt wesentlich vom globalen Treibhausgasausstoss ab. Weil niemand die Zukunft vorhersagen kann, haben Wissenschaftler mit Computersimulationen von Klimamodellen mögliche Klimaszenarien für die Schweiz beschrieben. Sie zeigen, wie sich unser Klima bis Mitte dieses Jahrhunderts und darüber hinaus verändern kann. Neben Simulationen modernster Klimamodelle flossen Beobachtungen bisheriger Trends in die Szenarien ein und erlauben so den bisher genauesten Blick in die Klimazukunft.

Der prognostizierte Klimawandel wird in jedem Fall auch Auswirkungen auf den Wald haben (Abb. 1). Für Förster ist eine zentrale Frage, wie sich die Waldstandorte infolge des Klima­wandels verändern und welche Baumarten in Zukunft je nach Standort empfohlen werden können. Diesen Fragen gingen Fachleute im Rahmen des Forschungsprogramms Wald und Klimawandel der Forschungsanstalt WSL mittels verschiedenen Projekten nach. Der vorliegende Bericht fasst die Erkenntnisse der beiden Projekte "Adaptierte Ökogramme" und "Waldtests" zusammen.

Zwei mögliche Klimazukünfte

Um die Unsicherheit der Klimaentwicklung zu berücksichtigen, wurden zwei "Klimazukünfte" verwendet: eine mit mässigem Klimawandel (Klimamodell RegCM3, Klimaszenario A1B) sowie eine mit stärkerem Klimawandel (Klimamodell CLM, Klimaszenario A1B). Das mässige Modell RegCM3 prognostiziert für die Schweiz bis Ende des Jahrhunderts im Sommerhalbjahr (April bis September) durchschnittlich zwei Prozent weniger Niederschlag und eine Erwärmung um 3,1 Grad Celsius im Vergleich zur Periode 1981–2010. Das stärkere Modell CLM ergibt eine Niederschlagsabnahme um 19% und einen Temperaturanstieg um 4,3 Grad Celsius. Welche "Klimazukunft" der tatsächlichen Klimaentwicklung näher kommt, ist ungewiss.

In Meereshöhe umgemünzt entspricht die erwartete Erwärmung von 3,1 bis 4,3 °C einer Verschiebung der Vegetationshöhenstufen um etwa 500 bis 700 Höhenmeter. Dies wird sich erheblich auf die heute noch standortgerechten Baumarten und die Waldleistungen auswirken, aber je nach Standortbedingungen in unterschiedlichem Mass. Zudem werden die effektiven Veränderungen im Wald gegenüber den klimatischen Entwicklungen verzögert sein, denn Bäume können auch unter ungünstiger werdenden Bedingungen noch längere Zeit überleben.

Adaptierte Ökogramme

Ein verbreitetes Instrument für die Beurteilung von Waldstandorten ist das Ökogramm(Abb. 2). Dieses beschreibt Standortstypen (Waldgesellschaften) entsprechend ihrerWasserversorgung auf einer Feuchtigkeitsachse und ihres Nährstoffhaushalts auf einerBasen-(Nährstoff-)achse. Die Temperatur wird dadurch berücksichtigt, dass für die verschiedenenVegetationshöhenstufen von collin bis subalpin (Abb. 3) je eigene Ökogramme verwendet werden. Die Ökogramme unterscheiden sich auch je nach Standortsregionen.

Die Grundidee war, die heutige Gliederung der Standortstypen in der Schweiz um die Dimension Klimawandel zu erweitern, sodass die bestehenden standortkundlichen Grundlagen auch in Zukunft nutzbar bleiben. Dazu wurden die Vegetationshöhenstufen unter heutigem sowie unter künftigem Klima im Schweizer Wald modelliert. Daraus und aus der Kenntnis des heutigen Standortstyps lässt sich nun an jedem Punkt des Schweizer Waldes ableiten, welcher Standortstyp am Ende des 21. Jahrhunderts zu erwarten ist. Diese Herleitung des Standortstyps unter Klimaänderung mit Hilfe der adaptierten Ökogramme erlaubt Rückschlüsse auf die künftig passenden Baumarten.

Waldtests

Die Resultate und Empfehlungen aus den klimatisch adaptierten Ökogrammen sind anschliessend in sogenannten "Waldtests", einem breit angelegten partizipativen Prozess, weiterentwickelt und konsolidiert worden. Die Waldtests bestanden aus einem theoretischen und einem Praxisteil. Im Theorieblock erfuhren die Teilnehmenden wichtige Ergebnisse des Forschungsprogramms "Wald und Klimawandel", im Praxisteil diskutierten sie dann im Wald die zu erwartenden Standortveränderungen, die Konsequenzen für die Baumartenwahl und allfällige Folgen für die waldbaulichen Entscheide (Abb. 4). Dabei zeigte sich, dass Ausmass und Geschwindigkeit der Standortänderung sowie der Anpassungsbedarf je nach Standortstyp und je nach aktueller Bestockung sehr unterschiedlich sind.

Informationen zur konkreten Umsetzung und Praxisbeispiele finden Sie im ausführlichen Bericht (PDF).

(TR)