Das natürliche Verbreitungsgebiet der Europäischen Lärche (Larix decidua) ist relativ klein. Es ist hauptsächlich auf die Alpen und einige isolierte Vorkommen in den Karpaten beschränkt (Abb. 1). Ein weiteres Vorkommen liegt im Grenzgebiet zwischen Tschechien und Polen ("Sudetenlärche"). Ein sehr kleines und fragmentiertes, aber angeblich natürliches Vorkommen befindet sich noch im polnischen Tiefland zwischen Weichsel und Oder (nicht in Abb. 1).

Anbau geht weit über das natürliche Areal hinaus

Seit Jahrhunderten wird die Europäische Lärche weit außerhalb ihres Areals und damit in wesentlich wärmeren Regionen angebaut (Abb. 2). Vor allem im mitteleuropäischen Mittelgebirgsraum wurde die Lärche als wertsteigerndes Mischungselement in Buchenbeständen und als Bestandteil von Nadelbaummischbeständen eingebracht. Reinbestände aus Europ. Lärche wurden extrem selten begründet. Die Lärche besitzt in Deutschland einen Anteil von 2,8 %, in Bayern von nur 2 %.

Bei keiner anderen Wirtschaftsbaumart klaffen das Temperaturspektrum der natürlichen Vorkommen und das der Anbauten so stark auseinander wie bei der Europäischen Lärche. Der Anteil der natürlichen Vorkommen ist bei einer Jahresdurchschnittstemperatur zwischen 3 und 4 °C am größten, bei den Anbauten wird das Maximum zwischen 7 und 8 °C erreicht. Die Lärche ist als typische (Hoch-)gebirgsbaumart an eine kurze Vegetationsperiode sowie an lange und schneereiche Winter angepasst. Als nadelabwerfende Art ist sie nicht durch Frosttrocknis gefährdet. Die Lärche ist eine Pionierbaumart, die aufgelichtete Stellen mit frisch gestörtem Boden besiedelt. Aufgrund ihrer Lichtbedürftigkeit ist sie relativ konkurrenzschwach und bildet dauerhafte und geschlossene Bestände nur dort, wo die klimatischen Bedingungen Konkurrenten eliminieren.

In den Alpen wächst die Europäische Lärche am besten zwischen 1.400 und 1.500 m, die stärksten Konkurrenten sind dort Fichte und Tanne. Aufgrund ihrer weiten ökologischen Amplitude hat die Lärche geringe Ansprüche an Nährstoff- und Basenversorgung und wächst auf unterschiedlichsten Böden. Die besten Wuchsleistungen sind auf tiefgründigen und gut belüfteten Böden zu erwarten, die Lärche wächst aber auch auf flachgründigen, steinigen Böden mit einem mittleren Grundwasserniveau. Sie meidet staunasse Böden und nährstoffarme Sande. Auch flachgründige Hanglagen gehören nicht zu ihren bevorzugten Standorten. Die Lärche bevorzugt lufttrockene Klimalagen.

Vorkommen über 9 °C sind sehr selten (Abb. 2). Die warmen Regionen Europas werden demnach sowohl von den natürlichen Vorkommen als auch von den Lärchenanbauten systematisch gemieden. Tatsächlich treten in den warm-trockenen Teilen des Anabaugebiets vermehrt Schäden durch z.B. Lärchen-Borkenkäfer und Lärchen-Bockkäfer auf. Daneben ist mit Dürreschäden und bei gleichzeitiger Spätfrostneigung auch mit Pilzerkrankungen wie dem Lärchenkrebs zu rechnen. Die Nische der Art wird als Ganzes durch hohe Temperaturen begrenzt. Selbst die Provenienzen mit dem wärmsten Klima (Polenlärche, Sudetenlärche, Wienerwaldlärche, Tieflagenherkünfte der Alpen) befinden sich unterhalb der genannten Temperaturschwelle. Einige Herkünfte aus wärmeren Regionen zeichnen sich durch ausgesprochene Krummwüchsigkeit aus.

Klima bestimmt Verbreitung und Anbaumöglichkeiten

Nur 1 % der Waldflächen Bayerns weisen Temperaturen über 9 °C auf. Im Klimawandel steigt dieser Anteil, selbst nach dem "milden" Szenario B1, auf 72 % an. Allerdings ist die Jahresdurchschnittstemperatur eine relativ grobe und einengende Zusammenfassung des Klimas. Eine bessere Beschreibung gelingt mit den für sich genommenen Sommer- und Wintertemperaturen sowie dem Sommerniederschlag. In Abb. 3 werden die Vorkommen (oberer Rand der Grafik) und die Nicht-Vorkommen (unterer Rand der Grafik) aufgereiht. Mit der Ausgleichskurve im Zentrum der Grafik wird eine optimale Anpassung erreicht. Eine "magische" Schwelle ist der Punkt, bei dem die Vorkommenswahrscheinlichkeit unter den Wert 0,5 sinkt. Ab hier ist es wahrscheinlicher, dass die Art nicht mehr vorkommt. Unterhalb einer bestimmten Schwelle wird es sehr unwahrscheinlich, einen Anbau erfolgreich zu Ende zu führen. Die Quintessenz aus den Modellkurven aus Abb. 3 lauten:

  • Je höher die Sommerniederschläge sind, desto höher ist die Vorkommenswahrscheinlichkeit.
  • Je höher die Sommertemperatur ist, desto geringer ist die Vorkommenswahrscheinlichkeit.
  • Bei Januartemperaturen unter -7 °C sinkt die Vorkommenswahrscheinlichkeit stark.

Betrachtet man diese drei einzelnen Beziehungen zusammen, ergibt sich eine dreidimensionale Rechenvorschrift, die auf Karten angewendet werden kann (Abb. 4). Danach kann die Lärche nicht nur erfolgreich in den Alpen angebaut werden, auch in den Mittelgebirgen und sogar in Schottland und Norwegen wäre ein Anbau möglich – sofern dort keine anderen Faktoren den Anbauerfolg vereiteln. Das könnten beispielsweise ein ungünstiger Boden, der ständig wehende Küstenwind oder eine gleichbleibend hohe Luftfeuchtigkeit sein. Umgekehrt ist ziemlich sicher, dass in den südlichen und nordöstlichen Regionen Europas der Lärchenanbau aus klimatischen Gründen von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Die wenigen Datenpunkte mit geringer und sehr geringer Anbaueignung in Abb. 5 zeigen eine mögliche Unschärfe des Modells, können jedoch auch auf Ungenauigkeiten im Datensatz zurückgehen.

Klimawandel: alte Gesetze unter neuen Bedingungen

Das mittlere Emissionsszenario A1B geht im Januar von einer Erwärmung zwischen 3,7 bis 6,4 °C, im Sommer zwischen 2,8 und 4,9 °C aus. Die Regionalisierung zeigt, dass unter diesen Bedingungen das Anbaugebiet auf die höchsten Lagen der Alpen und einige Höheninseln der Karpaten schrumpft (Abb. 6). Erst in Schottland und Norwegen finden sich dann wieder Regionen, in denen auch in Zukunft ein Anbau der Europäischen Lärche aus klimatischer Sicht erfolgversprechend ist. Abb. 7 zeigt das Bild für die Regionen Bayerns für die bisherigen Klimabedingungen. Selbst bei der Annahme des sehr milden Szenarios B1 wird die hohe Verwundbarkeit der Hochgebirgsbaumart Lärche außerhalb der hohen Gebirge sichtbar (Abb. 8).

Schlussfolgerungen

Der zukünftige Anbau der Lärche in den mitteleuropäischen Mittelgebirgen muss gut abgewogen werden. Auch in den Hochgebirgen wird es für diese Baumart schwieriger werden. Die bestehenden Lärchenanbauten wird man jedoch nicht vorzeitig aufgeben müssen. Es spricht nichts dagegen, die als Mischungselement in unseren Wäldern vorhandenen Lärchen solange zu belassen, bis ihr Erntezeitpunkt erreicht ist. Auch gegen eine spontane Beteiligung der Lärche an Naturverjüngungen in angepasstem Umfang ist nichts einzuwenden. Die aktive Ausweitung des Lärchenanbaus durch Pflanzung und aktive Unterstützungsmaßnahmen zu Lasten anderer Baumarten sollten hingegen bei einem hohen künftigen Anbaurisiko besser unterbleiben. Im klimagerechten Waldumbau ist die Europäische Lärche in den meisten Regionen Bayerns keine gute Alternative, sie wird aber in baumartenreichen und damit risikoärmeren Mischbeständen auch zukünftig berücksichtigt werden.