Für die forstliche Standortskartierung wird ein obligater Satz von Beschreibungsmerkmalen für jede Standortseinheit (so genannte "Pflichtparameter" wie Bodentyp, Relief, Exposition) erhoben, der durch beliebige optionale Merkmale ergänzt werden kann, womit eine österreichweite Vergleichbarkeit gegeben ist. Sie trägt diesen Rahmenbedingungen durch ein mehrstufiges Verfahren Rechnung (Das BFW hat dazu eine Anleitung als Broschüre herausgegeben):

1. Lokale Klassifikation

a) Standortseinheit als zentrale Befundeinheit – erarbeitet innerhalb jeder regionalen Einheit (zum Beispiel Wuchsbezirk)

b) Zustandsformen: weitere Untergliederung der Standortseinheiten nach aktueller Standortsqualität (meist durch die Vegetation charakterisiert)

2. Regionale Klassifikation (Wuchsgebiete, -bezirke, klimatische Höhenstufen)

Eine Besonderheit der forstlichen Standortskartierung ist, dass sowohl das Standortspotenzial als auch der -zustand beschrieben, also eigentlich zwei Karten angefertigt werden.

  • Langfristig unveränderbare Merkmale des Naturraumes wie Regionalklima, Relief, Grundgestein oder schwer veränderbare Bodenkomponenten zeugen von der potenziellen Standortqualität (Standortpotenzial). Dieser entspricht die Standorteinheit.
  • Die aktuelle Standortsqualität (ihr entspricht die Zustandsform) ist hingegen oft durch leicht veränderliche Merkmale wie Humusform, Oberbodenstruktur, Kleinklima, aktuelle Nährstoffversorgung und Basenhaushalt geprägt. Dafür ist die aktuelle Vegetation meist ein guter Indikator.

Arbeitsschritte

  1. Standortserkundung: Aufnahme von Standortsmerkmalen, vorläufige Standortsgliederung des Gebietes
  2. Klassifizierung: Festlegen der Differenzialmerkmale zur Unterscheidung der Standorte, tatsächliche Standortsgliederung aufgrund der Auswertung der Aufnahmedaten und Definition der Einheiten
  3. Standortskartierung: räumliche Abgrenzung der Standortseinheiten und kartografische Darstellung – heute zweckmäßigerweise in CAD- oder GIS-Systemen, um die Anbindung an weitere innerbetriebliche Anwendungen sicherzustellen. Im Sinne einer umfassenden ökologischen Grundlagenerhebung wäre damit die Aufgabe der Standortskartierung erfüllt.
  4. Interpretation: um eine Entscheidungsgrundlage für betriebliche Abläufe und Aufgaben zu erhalten, ist oft eine zweckorientierte Interpretation und Modulation der Standortskarten (Themenkarten) sinnvoll.
Neue Qualität naturnaher Betriebsführung und Forstberatung

Die Standortskartierung erlaubt den Forstbetrieben nun eine Verfeinerung ihrer Zielsetzungen:

  • Flächendeckende Analyse von Risikostandorten und Anpassung der waldbaulichen Ziele durch "Sicherheitswaldbau" (intensivierte Pflege – angepasste Pflege- oder Bestandesziele, erhöhte Pflegehäufigkeit oder größere Eingriffsstärke), Bestandesumwandlung Änderung der Umtriebszeiten oder der Betriebsform, …..
  • Verfeinerte Ausscheidung von (nach Baumarten gegliederten) optimalen Holzproduktionsstandorten, Problembeständen für die Naturverjüngung oder "Zwangsstandorten" für Mischbaumarten
  • Ausweisung von ökologisch sensiblen Standorten (Feucht-, Trockenstandorte, naturkundlichen Besonderheiten, Repräsentanzflächen, wildökologische Schutzzonen)
  • Darstellung von degradierten Standorten, Meliorations-, Düngungs- oder Kalkungsstandorten und gezielte Verbesserung der Leistungskraft ausgewählter Standorte durch räumlich optimierte Maßnahmen
  • Analyse und Darstellung der Böden bezüglich Belastbarkeit durch Erntemaschinen und dadurch Neudefinition der Erschließungsstrategie, insbesondere mittels kleinräumlich angepasster Trassenführung von Forststraßen und Rückewegen

Digitalisierte Standortskarten bieten zudem den Vorteil der Verschneidbarkeit verschiedener Informationsebenen untereinander sowie mit anderen digitalisierten Informationen oder Wirtschaftskarten.

Überbetriebliche Anwendung

Standortskartierungen können im überbetrieblichen Sinn eine Ergänzung zu vorhandenen anderen Projekten sein, aber auch selbstständige Projekte darstellen, als

  • Grundlage für die Förderungswürdigkeit von Projekten und Maßnahmen wie Schutzwaldsanierung, ökologischen Maßnahmen oder Waldbauprojekten
  • Unterlage für Einreichprojekte in Behördenverfahren (z.B. Wegebau, ….)
  • Unterlage bei betrieblichen und regionalen Zertifizierungen
  • Waldbodenbewertungs- und Entschädigungsgrundlage
  • Grundlage für Diskussionen mit Umwelt- und Naturschützern