Die Waldtypen Südtirols sind sehr vielfältig. Sie beinhalten sowohl mediterran beeinflusste Flaumeichen- und Hopfenbuchenwälder, Laubmisch- und Nadelwälder als auch Zirbenwälder an der Waldgrenze. Diese sind je nach Standort und Höhenstufe auch unterschiedlich zu behandeln.

Mit der Waldtypisierung wurden für ganz Südtirol die natürlichen Waldtypen bestimmt und in der Waldtypenkarte abgebildet. Zunächst wurden dazu alle bereits in der Literatur vorhandenen Informationen zum Südtiroler Wald ausgewertet. In einem zweiten Schritt erfolgte die Berechnung der Waldtypen, wobei Daten wie Hangneigung, Exposition, Geländeform, Sonneneinstrahlung, Geologie und Höhenstufen miteinander kombiniert wurden. Anschließend wurden Geländeerhebungen durchgeführt und die Waldtypen im Gelände überprüft.

In mehreren Workshops wurde die waldbauliche Behandlung der Waldtypen erarbeitet. Dabei flossen die lokalen Erfahrungen der örtlichen Förster mit ein. Waldbaulich begleitet und unterstützt wurde das Projekt vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU).

Waldtypenkarte und Arbeitsmappe

In der Waldtypenkarte sind die potentiellen natürlichen Waldtypen kartographisch dargestellt. Zusätzlich sind die Höhenstufen und Wuchsgebietsgrenzen eingezeichnet. Die Ergebnisse der Waldtypisierung werden als Arbeitsmappe bereitgestellt. Für 85 Waldtypen gibt es eine ökologische Beschreibung, eine Darstellung der wichtigsten Bestandsmerkmale, eine Beschreibung der ehemaligen Bewirtschaftung, der vorrangigen Waldfunktion und der möglichen Entwicklung. Des weiteren sind die zur Auswahl stehenden Baumarten und waldbauliche Empfehlungen angegeben. Für die restlichen 28 bestimmten Waldtypen liegen Kurzbeschreibungen über ihre vegetationsökologische und naturschutzfachliche Bedeutung vor.

Soll-Ist-Vergleich

Die Waldtypisierung zeigt bei einzelnen Baumarten teils große Diskrepanzen zwischen der potentiellen natürlichen und der aktuellen Verbreitung auf. Das Verbreitungs-gebiet der Tanne wäre beispielsweise viel größer. Auch das Laubholz würde von Natur aus in Südtirol einen höheren Anteil annehmen, besonders in der unteren Waldstufe, wo aktuell die Kiefer vorherrscht. Anstelle von Zirbenwäldern stocken derzeit vielerorts lärchenreiche Wälder.

Gründe dafür sind der früher weit verbreitete Kahlschlagbetrieb und intensive Waldweide. Auch Streunutzung und selektive Entnahme der Laubhölzer spielen eine Rolle. Durch den Rückgang der Waldweide einerseits und einer anderen waldbaulichen Behandlung andererseits, könnte der Anteil der natürlichen Waldtypen wieder ansteigen.

Nutzen und Einsatzmöglichkeit

Für Südtirol fehlte bisher ein vollständiger Überblick der natürlichen Waldtypen. Das hat sich nun geändert. Die Waldtypen können als Hilfsmittel bei waldbaulichen Fragestellungen herangezogen werden. Bei Fragen zur Baumartenwahl, zum Auszeichnen oder zur Wahl des Verjüngungsverfahrens können die Erkenntnisse der Waldtypisierung Aufschluss geben. Mit der Waldtypisierung steht nun eine umfassende Beschreibung des Südtiroler Waldes zur Verfügung, die alle am Wald Interessierten nutzen können.

Ergänzung

Nähere Informationen sowie den Download des Waldtypenkatalogs finden Sie unter www.tirol.gv.at