Im Bundesstaat Washington wird die Ernte von Douglasien-Saatgut nach Regelungen des OECD-Schemas durchgeführt. Forstliches Vermehrungsgut aus der Kategorie "OECD_selected" aus bestimmten Nicht-EU-Ländern ist der EU-Kategorie "ausgewählt" gleichgestellt. Das Bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) hat sich vor Ort über die Umsetzung des OECD-Schemas informiert, eine Reihe von Douglasien-Erntebeständen besichtigt und sich einen Eindruck von den Erntemöglichkeiten und Kontrollstrukturen verschafft.

Samenzonen der Douglasie

Das Gebiet, das die Douglasie in Washington besiedelt, ist – vor allem was Temperatur und Niederschläge anbelangt – stark differenziert. Während beispielsweise entlang der Küsten die Temperaturen mild sind und nur geringen Schwankungen unterliegen, gibt es in den Kaskaden größere Temperaturunterschiede entlang von Höhengradienten. Bedingt durch den Regenschatten der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Gebirgszüge, gibt es stellenweise große Unterschiede im Niederschlag.

Wegen dieser standörtlichen Unterschiede wurden 1970 Samenzonen ausgeschieden. Sie umfassen wie die Herkunftsgebiete in Deutschland Bereiche mit standörtlich ähnlichen Gegebenheiten. Anhand der Nummer der Samenzone kann das Gebiet ermittelt werden (Tab. 1).

AnfangszifferSamenzone
0an der Westküste der Olympic Peninsula
200entlang des Puget Sound (westlich und östlich)
400am westlichen Kaskadenabhang
600am Kaskadenkamm und östlichen Kaskadenabhang

Zur Geografie Washingtons:

Olympic Peninsula: Halbinsel im Nordwesten des Bundesstaates Washington. Sie ist im Westen vom Pazifischen Ozean und im Osten vom Puget Sound umgeben.

Puget Sound: ein Sund im Nordwesten des Bundesstaats Washington. Die inselreiche und weitverzweigte Bucht ist etwa 150 Kilometer lang.

Kaskadenkette: ein Gebirgszug, der parallel zur Westküste Nordamerikas verläuft. Die Kaskaden erstrecken sich vom Süden British Columbias über Washington und Oregon bis nach Nord-Kalifornien.
(Quelle: wikipedia)

Herkünfte, die sich in Bayern gut bewährt haben, kommen vor allem aus den Samenzonen 403, 430 und 422. Diese sind bei uns meistens unter dem Namen der größten Stadt in der Region bekannt (Tab. 2). Die Zone 403 gehört dabei aufgrund der Ergebnisse aus zahlreichen Herkunftsversuchen zu den wichtigsten Importgebieten von Douglasien-Saatgut europaweit.

Samenzonebekannt alsNiederschlagTemperatur
403Darringtonbis 2.000 mm jährlich (davon 450 mm im Sommer), hohe FeuchtigkeitMinimum bis -24 °C, moderate Sommertemperaturen
430Randletrockene Sommer (300 bis 350 mm) und nasse Winter (1.200 bis 1.600 mm, meist als Schnee)gemäßigte Sommer- und Wintertemperaturen, jährliches Mittel bei 10 °C
422Ashford oder Ashford/Elbe1.100 bis 1.500 mm jährlich, davon ca. drei Viertel im WinterJahresmittel um 10 °C

Im Klimawandel könnte auch die Samenzone 232 interessant werden. Sie ist im Sommer deutlich trockener (Sommerniederschläge um 230 mm) und wärmer (mittlere Sommertemperatur um 15 °C).

Situation der Erntebestände

Besichtigt wurden hauptsächlich die für Bayern wichtigen Erntebestände der Samenzonen 403, 430 und 422. Daneben wurde vor allem in höheren Lagen nach neuen Beständen gesucht, die als Erntebestände in Frage kommen.

In den Gebieten am westlichen Kaskadenabhang gibt es noch gute Erntemöglichkeiten für Douglasien-Saatgut. Alle Bestände sind von seht guter Qualität und Wüchsigkeit. Sie entsprechen den Zulassungsvoraussetzungen "ausgewählter" Erntebestände nach deutschem Recht. Viele der besuchten Altbestände hatten Höhen von 70 und 80 Metern. Astfreie Schaftlängen von 30 Metern sind häufig anzutreffen.

In älteren Beständen (ab Alter 80), die sich im Staatseigentum befinden, wurde der Einschlag stark reduziert. Es besteht berechtigte Hoffnung, dass viele dieser Vorkommen längerfristig erhalten bleiben. Die Ernteeinheiten sind oft bis zu mehreren hundert Hektar groß und werden mit über 80 Prozent von der Douglasie dominiert. Fast alle Bestände sind mit einem guten Wegenetz erschlossen. Die Zugänglichkeit eines Bestandes und das Gelände spielen bei der Auswahl zur Ernte eine große Rolle, da die Sammler schwieriges Gelände meiden.

Die besichtigten Bestände wurden genau dokumentiert – mit Fotos, Klimadiagrammen und Abgrenzungen in den Forstkarten. Die Dokumentation kann auf Nachfrage am ASP in Form einer CD zur Verfügung gestellt werden (poststelle@asp.bayern.de).

Die Wälder im südlichen Bereich der Olympic Peninsula sind überwiegend im Besitz großer Konzerne. Sie werden im Kahlschlagverfahren mit kurzen Umtriebszeiten (ca. 40 Jahre) genutzt, sodass die Erntemöglichkeiten dort insgesamt gering sind und sich auf Bundes- und Staatswald beschränken.

Eichhörnchen als Erntehelfer

Die Beerntung der Douglasien-Bestände erfolgt im Nordwesten der USA auf ganz spezielle Weise: durch Aufsammeln der Zapfen, die das Douglasien-Eichhörnchen (Tamiasciurus douglasii) vom Baum entfernt hat. Die Tierchen beginnen ab Mitte September, die Zapfen von den Bäumen zu werfen. Danach verstecken sie diese in Hohlräumen (Abb. 5), zum Beispiel unter toten Baumstämmen oder im moosigen Boden, damit sie feucht bleiben und nicht gleich aufspringen.

Die Zapfensammler suchen diese Hohlräume und entnehmen die Zapfen. Bei guter Mast kann ein Sammler bis zu acht Säcke pro Tag sammeln. Der Durchschnitt liegt bei drei bis vier Säcken pro Sammler und Tag. Bezahlt wird nicht nach Gewicht, sondern nach Sack.

Die Sammelsäcke (aus Jute mit dem Aufdruck der Erntefirma) werden abgezählt an die Sammler verteilt und bei der Rückgabe wieder stückweise erfasst. Die Sammlung geschieht über größere Bereiche, sodass sich das Problem der Mindestbaumzahl nicht stellt. Die Sammlung lohnt sich nur in alten Beständen, da nur diese Lebensraum für die Eichhörnchen bieten. Dort finden sie gute Möglichkeiten ihre Verstecke anzulegen und sind in den Wipfeln vor Raubvögeln sicher.

Für die Sammlung muss die Erntefirma von dem Waldbesitzer eine schriftliche Sammelerlaubnis einholen. Mit dieser wird der Erntefirma auch der Zugang zu den Sammelbereichen erlaubt. In Privatwäldern bekommt der Waldbesitzer eine Pachtentschädigung für das gesammelte Saatgut, im Staats- oder Bundeswald muss eine Sammelerlaubnis erworben werden.

Kontrolle bei Ernte und Aufbereitung

Die Kontrollstrukturen und Kontrollmechanismen bei der Saatgutgewinnung entsprechen der Kategorie OECD_selected. Ernte- und Baumschulbetriebe sind bei einer Behörde, der Washington State Crop Improvement Association, kurz WSCIA, registriert. Mitarbeiter dieser Behörde sind namentlich autorisiert, Zertifikate für die Kategorie OECD_selected zu unterschreiben.

Die Ernte muss spätestens zwei Wochen vor Beginn schriftlich bei der WSCIA gemeldet sein. Die Anmeldung enthält

  • genaue Angaben zur Lage des Erntebestandes
  • inklusive Abgrenzung auf der Forstkarte,
  • Angaben zur Sammelstelle,
  • den Namen der seitens der Erntefirma eingesetzten Kontrollperson,
  • die geschätzte Erntemenge und
  • die erste Stelle, an die das Erntegut von der Sammelstelle geliefert wird, sowie
  • andere einschlägige Informationen.

Sieben Tage vor Beginn muss eine zweite Meldung mit genauen Zeitangaben zur Ernte erfolgen, damit die WSCIA ihrerseits die Kontrolle sicherstellen kann. Namen und Autokennzeichen der Sammler werden registriert. Die Sammler erhalten Forstkarten mit der Lage der Erntebestände.

Während der Ernte wird eine Sammelstelle eingerichtet, an die die Sammler die gefüllten Säcke bringen. Hier werden sie

  • gewogen,
  • bestandesweise getrennt gelagert,
  • von den Kontrollbeamten der WSCIA registriert und
  • versiegelt.

Eine zweite Registrierung der Säcke je Partie erfolgt nach deren Eintreffen in der Klenge. Nach der Klengung, Reinigung und Saatgutprüfung überprüft und registriert der Kontrollbeamte die Saatgutmenge je Partie, die dann zum Verkauf freigegeben wird. Auch die Betriebsbuchführung wird von der WSCIA kontrolliert. Alle Partien werden getrennt gelagert, alle Vorgänge von der jeweiligen Erntefirma genau dokumentiert. Anhand der durchgängig geführten Akten kann der Zertifizierer die Identität des Vermehrungsgutes während der gesamten Produktionskette nachvollziehen kann.

Ausblick

Auf der Reise des AWG wurde festgestellt, dass im Bundesstaat Washington das OECD-Schema für Douglasie umgesetzt wurde und auch eingehalten wird. Damit ist ein herkunftsgesicherter Import von Douglasien-Saatgut aus den USA möglich.

Neben der Auslotung der Erntemöglichkeiten im Ursprungsgebiet analysiert eine Expertengruppe auch die aktuelle Erntesituation der Douglasie in Deutschland und Europa und beschäftigt sich mit der Bewertung der Herkunftsfrage und der Herkunftsgebiete in Deutschland unter dem Aspekt des Klimawandels.