Das Schnittholz der Robinie (Robinia pseudoacacia) wird für konstruktive Anwendungen und im Möbelbau verwendet, das wichtigste Kriterium für diesen Einsatz ist ein möglichst langer gerader Schaft des Stammes. Bei der Gewinnung von Energieholz steht dagegen die Massenleistung im Vordergrund. Ein Anbauversuch bei Riedenthal im Weinviertel (Niederösterreich) gibt Auskunft darüber, welcher Robinienklon für welchen Zweck am besten geeignet ist.

Die Versuchsfläche wurde in den Jahren 1988 und 1990 vom damaligen Institut für Waldbau des Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) mit Klonherkünften aus Ungarn und Österreich angelegt. Beurteilt wurden Massenleistung, Standorteignung und Formeigenschaften. 1988 wurden die ungarischen Sorten Nyírségi und Appalachia gemeinsam mit zehn österreichischen Klonen angebaut. 1990 wurde die Versuchsfläche vergrößert: Neben den bereits erwähnten Klonen wurden die zwei ungarischen Klone Zalaí und Jászkíséri gesetzt. Die Bestandesbegründung erfolgte mit zweijährigen Pflanzen in einem Verband von 2 x 2 m.

Richtige Sortenwahl ist entscheidend

Eine erste Aufnahme wurde 1996 an den viel versprechendsten Tullner und den ungarischen Klonen durchgeführt. Obwohl der Versuch für 40 Jahre geplant war, musste die Fläche aufgrund von Straßenbaumaßnahmen geräumt werden. Zuvor hatte das Institut für Genetik des BFW die Gelegenheit, BHD und Formeigenschaften aller Sorten aufzunehmen.

Einige ungarische Sorten ideal für Wertholzproduktion

Die ungarischen Sorten Appalachia, Jászkiséri und Nyírségi (oberes Diagramm) scheinen am besten für die Wertholzproduktion geeignet. Zwischen 40 und 55% der Stämme sind geradschäftig. Rechnet man die Stämme mit leichten Krümmungen, die noch für viele Anwendungen zum Beispiel als Werkzeugstiele, Reb- und Obstpfähle eingesetzt werden können, hinzu, so kommen diese Klone auf einen nutzbaren Schnittholzanteil von 60-70 %.

Von den in Österreich ausgelesenen Klonen erreicht nur der Klon Tulln-83/10 ein ähnliches Ergebnis mit 65% geraden und leicht gekrümmten Stämmen - allerdings sind nur 20% vollkommen geradschäftig. Alle anderen Klone weisen keinen nennenswerten Anteil gerader Stämme auf, bisweilen beträgt der Anteil der Stämme mit starken Krümmungen bis zu 85 %.

Zwei Tullner Klone mit hoher Wuchsleistung

Hinsichtlich der reinen Wuchsleistung der Sorten (unteres Diagramm) liegen die Tullner Klone Tulln-81/62 und Tulln-81/83 auf den vordersten Plätzen, eng gefolgt von der ungarischen Jászkiséri. Sie erreichen im Kulturalter von 17 Jahren einen BHD von im Mittel 14,7 bzw. 14,2 cm; die schlechteste Sorte Tulln-82/55 hat hingegen nur 11 cm BHD. Die anderen ungarischen und Tullner Klone liegen mit Leistungen zwischen 12,8 bis 13,5 cm im Mittelfeld. Dieser Trend zeichnete sich schon in den Messungen von 1996 im Kulturalter von sechs und acht Jahren ab. Da 1996 neben dem BHD auch die Baumhöhe gemessen wurde, konnte die erzeugte Biomasse der einzelnen Sorten berechnet werden. Zur Umrechnung von BHD und Baumhöhe in die erzeugte ofentrockene Gesamtmasse [in t/ha] wurden Umrechnungsfaktoren herangezogen, die als Mittelwert einiger ungarischer Sorten (aus Rédei & Veperdi, 2005) bestimmt wurden: ein Formfaktor von 0,85, eine Dichte (feucht) von 0,895 t/m³ und einen Trocknungsfaktor von 0,682.

Pflanzverband kann noch optimiert werden

Die besten Klone können nach acht Jahren bis zu 90 t Biomasse/ha produzieren (Tabelle), während bei den schlechtesten Klonen nur gut die Hälfte produziert wird. Der jährliche Zuwachs liegt zwischen 6 und 11 t/ha. Das entspricht im besten Fall einem Brennwert von 4200 Litern Heizöl, im schlechtesten Fall von nur 2200 Litern.

Tabelle: Wuchsleistung und Biomasseproduktion ausgewählter Tullner Klone und aller ungarischen Klone im Kulturalter von 8 Jahren (Spalten 4-7 "Volumen" - "Brennwert" beziehen sich auf die Leistung nach acht Jahren; Spalten 8-10 "Trockengewicht" - "Heizöl" auf den jährlichen Zuwachs). Zur Berechnung von Volumen, Gewicht, und Trockengewicht wurden gemittelte Umrechnungsfaktoren ungarischer Sorten herangezogen (Rédei & Veperdi, 2005). Die Daten der Sorten Jászkiséri und Zalai wurden aus den Messungen der sechsjährigen Pflanzen mit der Sorte Nyírségi als Standard errechnet.

 BHD [cm]Höhe [m]Volumen [m³/ha]Gewicht [t/ha] Trocken-
gewicht [t/ha]
Brennwert [KW/h]Trocken-
gewicht [t/ha]
Brennwert [KW/h] äquivalent zu Litern Heizöl
Tulln-81/62 9,510,1152,02136,0692,79380.45311,647.5574.172
Tulln-81/298,89,5122,1109,2874,53305.5749,3238.1973.351
Appalachia8,49,4110,7699,1367,61277.1888,4534.6493.039
Jászkiséri8,18,289,0379,6854,34222.7946,7927.8492.443
Zalai 7,88,787,6578,4453,50219.3436,6927.4182.405
Nyírségi 7,68,379,2970,9648,40198.4216,1424.8032.176

Dabei ist zu beachten, dass der verwendete Pflanzverband von 2 x 2 m das Potenzial der Robinie zur Produktion von Energieholz bei weitem nicht ausschöpft. Ungarische Versuche haben gezeigt, dass bei einer fünfjährigen Umtriebszeit in einem 1,5 x 0,3 m Verband die höchsten Zuwächse pro Hektar erzielt werden können (Rédei & Veperdi, 2005). Das verdeutlicht das enorme Potenzial der Robinie zur Energieholzgewinnung: Sie hat eine stattliche Zuwachsleistung, einen sehr geringen Feuchtegehalt des Holzes, eine hohe Wiederaustriebsfähigkeit und eignet sich für die unterschiedlichsten Standorte. Die höchsten Erträge sind dabei sicherlich nur auf guten Standorten zu erwarten. Die Fähigkeit der Robinie, Luftstickstoff zu binden, ermöglicht ihr aber auch auf Extremstandorten und auf landwirtschaftlich wenig geeigneten Flächen ein passables Wachstum (Führer 2005).

Für Wertholz kein heimisches Vermehrungsgut zugelassen

Bei der Anlage von neuen Robinienkulturen und der Sortenauswahl ist zu beachten, dass es derzeit in Österreich kein zugelassenes Vermehrungsgut für forstliche Zwecke gibt (laut EU-Richtlinie 1999/105/EG und FVG 2002). Waldbesitzer, die an Robinienpflanzungen zur Produktion von Wertholz interessiert sind, müssen auf zugelassene Sorten der Nachbarländer (vor allem Ungarn) zurückgreifen.

Vermehrungsgut für die Anlage von Kurzumtriebsplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen fällt in Österreich nicht unter das Forstliche Vermehrungsgutgesetz. Demzufolge stehen die hier beschriebenen österreichischen Sorten für die Energieholzgewinnung uneingeschränkt zur Verfügung. Um den wirtschaftlichen Erfolg solcher Biomasseplantagen sicherzustellen, sollte der interessierte Landbesitzer sich in jedem Fall versichern und eventuell durch ein Gutachten bestätigen lassen, dass es sich bei dem Pflanzmaterial tatsächlich um die besonders leistungsfähigen Klone handelt.

Literatur

Károly Rédei & Irina Veperdi (2005): Robinienwirtschaft in Ungarn: III. Robinienenergieholzplantagen. Forst und Holz, 60: 468-469.
Ernõ Führer (2005): Robinienwirtschaft in Ungarn: I. Die Robinie im praktischen Waldbau. Forst und Holz, 60: 464-466.