Biomassegewinnung durch Pappel und Weide im Kurzumtrieb – eine Frage der Sorte

Das Angebot an Pappel- und Weidenklonen ist groß, deshalb stellt sich vor jeder Neuanlage die Frage, welche Sorte für die Biomasseproduktion im Kurzumtrieb besonders geeignet ist. Verschiedene Methoden bei der Ernte erfordern unterschiedliche Anlageformen und Umtriebszeiten. Nicht alle Klone verhalten sich dabei gleich.

Pappeln und Weiden gehören botanisch gesehen zur gleichen Familie – den Salicaceae. Die Gattung Populus ist auf der Nordhalbkugel mit etwa 40 Arten vertreten, drei Sektionen sind auch in Österreich für die Biomasseproduktion von Interesse. Neben Leuce (Weiß- und Zitterpappel) sind dies besonders die Sektionen Aigerios (bestehend aus Europäischer und Amerikanischer Schwarzpappel) und Tacamahaca (Amerikanische und Asiatische Balsampappel).

Die meisten der im Handel erhältlichen Sorten sind künstliche Hybride. Kreuzungen der Sektion Balsampappel mit der Sektion Schwarzpappel werden als intersektionelle Hybride bezeichnet. Als Kulturpappel bekannt sind Kreuzungen zwischen den europäischen und den amerikanischen Schwarzpappeln, also interspezifische Hybride.

Kriterien zur richtigen Sortenwahl

Bei der Wahl der Sorte oder des Klons sind Standortsfaktoren und Umtriebszeit besonders zu beachten. Pappel- und Weidensorten zeigen in der Jugend starke Abweichungen in der Massenleistung. Bestimmte Klone der intersektionellen Hybride wie der Klon Max 5 sind anderen intersektionellen Schwarzpappelhybriden im Jugendwachstum überlegen, lassen jedoch später in der Wuchsleistung nach.

Abbildung 1 zeigt die Rangordnung verschiedener Klone auf einer Versuchsfläche in Neuaigen (Niederösterreich), gereiht nach deren Massenleistung. Deutlich ist hier die Rangverschiebung zwischen sechsjähriger und fünfzehnjähriger Erhebung zu erkennen. Beispielsweise bringt die Sorte Kamabuchi-I bei längerer Umtriebszeit von über zehn Jahren (Maxi-Rotationsverfahren) eine höhere Massenleistung. Im Mini-Rotationsverfahren dagegen ist diese Sorte gegenüber den Max-Klonen chancenlos.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Werden Kurzumtriebsplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen angelegt, so ist die Pappelsorte frei wählbar. Erfolgt die Begründung der Pappel auf forstlich genutzten Flächen, ist das Forstliche Vermehrungsgutgesetz 2002 zu beachten. In diesem Fall dürfen nur Pappelsorten verwendet werden, die als "qualifiziert" oder "geprüft" zugelassen sind.

Tabelle: Laut Forstlichem Vermehrungsgutgesetz 2002 dürfen nur diese Pappelsorten in Österreich für forstliche Zwecke vermehrt werden
KlonBotanischer NameKategorie
Florence Biondi
P. x euramericana qualifiziert
Jacometti 75 A
P. x euramericana qualifiziert
Pannonia
P. x euramericana qualifiziert
Kopecky P. x euramericana qualifiziert
I-45/51 P. x euramericana qualifiziert
Donk
P. deltoides x P. trichocarpa qualifiziert
Kamabuchi-1
P. nigra x P. maximowiczii qualifiziert
Rochester
P. maximowiczii x P. nigra qualifiziert
Oxford P. maximowiczii x P. berolinensis qualifiziert
Muhle Larsen P. trichocarpa qualifiziert
Androscoggin
P. maximoviczii x P. trichocarpa qualifiziert

In Österreich gibt es derzeit elf für forstliche Zwecke zugelassene Pappelklone (Tabelle). Diese sind speziell für die forstliche Produktion mit Umtriebszeiten von 25 bis 35 Jahren getestet. Neben der Massenleistung sind Geradschaftigkeit, stabile Kronenform (schmal), aber auch das Resistenzverhalten gegenüber biotischen Schadfaktoren wesentliche Zulassungskriterien.
Die Gattung Salix ist im Forstlichen Vermehrungsgutgesetz nicht verankert und unterliegt daher nicht diesen Bestimmungen.

Am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) befasste sich Leopold Günzl bereits in den 80er Jahren mit dem Pappel- und Weidenanbau zur Biomassegewinnung im Kurzumtrieb. Untersuchungen auf Versuchsflächen in verschiedenen Klimaregionen Österreichs lieferten unter der Leitung von H. D. Raschka (1997) Antworten auf offene Fragen. Dabei wurden 42 Pappel- und 19 Weidenklone getestet. Es hat sich gezeigt, dass vor allem Hybride der Balsampappelsektion und intersektionelle Hybride den interspezifischen Schwarzpappelhybriden bei der Anlage von Kurzumtriebsflächen vorzuziehen sind.

Nicht nur die höhere Wuchsleistung, sondern auch das Regenerationsvermögen (Wiederausschlagsfähigkeit nach der Ernte) und das bessere Resistenzverhalten gegen Rinden- und Blattkrankheiten sprechen für die Verwendung der Balsampappelhybride.

Auch zur Weide können interessante Aussagen getroffen werden: Besonders Viminalis-Klone sind bei Flächen im Mini-Rotationsverfahren (Umtriebszeit zwei bis drei Jahre) den meisten Pappeln überlegen, die erst später das Zuwachsmaximum erreichen. Der Viminalis-Klon 4/68T hat im wärmeren Klimabereich (mittlere Tagestemperatur von 14,5 °C an mindestens 150 Tagen im Jahr) weit höhere Erträge als die schwedischen Klone (Abbildung 2).

Interessantes Detail: Nicht nur die skandinavischen Klone stammen aus einem kühleren Klimabereich, sondern auch der Klon 4/68T, der aus dem Montafon (Vorarlberg) kommt, hat ähnliche Ursprungsbedingungen. Im kühleren Anbaugebiet (13,5 °C an mindestens 130 Tagen im Jahr) hingegen verhalten sich diese drei Klone bei der Massenleistung nahezu gegensätzlich zum wärmeren Klimabereich. Der Weidenhybrid S. aquatica gigantea (S. cinea x daphnoides x viminalis) weist zwar eine hohe Ertragsleistung auf, ist jedoch wegen seiner gegenüber anderen Weidenarten hohen Verbissanfälligkeit nur unter ausreichendem Wildschutz einsetzbar.

Interessenten für Sortentests gesucht

Derzeit ist in Österreich das Angebot an verschiedenen Pappel- und Weidenklonen groß. Besonders Sorten aus dem Ausland sind kritisch zu beurteilen. Ob und in welcher Form diese "neuen" Klone für den Anbau in unserem Klima überhaupt geeignet sind, bedarf einer genauen Prüfung, beispielsweise durch die Abteilung Genomforschung am BFW.

Erste Tests an einjährigen Aufwüchsen im Versuchsgarten Tulln haben gezeigt, dass die aus Schweden stammenden und in Österreich bereits am Markt befindlichen Neuzüchtungen gegenüber "alten" österreichischen Sorten keine nennenswerten Mehrerträge liefern. Genauere und fundierte Ergebnisse sind in etwa drei Jahren zu erwarten. Die Abteilung Genomforschung am BFW sucht derzeit Interessenten für weitere neue Sortentests unter wissenschaftlicher Begleitung. Melden Sie sich bitte beim Autor, falls Sie eine Fläche zur Verfügung stellen möchten.

Literatur

Raschka, H.-D. (1997): Forstliche Biomasseproduktion im Kurzumtrieb – Abschlussbericht des Forschungsprojektes P/2/24 „Versuche für die Produktion forstlicher Biomasse – Kurzumtriebversuche“. FBVA-Berichte Nr. 97, 29 Seiten

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