Geplentert wird seit Langem. Plenterung ist ein Teil schweizerischer Waldbautradi­tion, die an den verschiedenen Forstschu­len gelehrt wurde und immer noch ge­lehrt wird. Die Erfahrung beruht auf dem Umgang mit jenen etwa 10% der Wälder in der Schweiz, die gemäss Landesforstin­ventar stufig und ungleichaltrig sind. Doch wie erreicht man diese Struktur, wenn man aus gleichförmigen, mehr oder weniger gleichaltrigen Wäldern Plenter­wälder machen möchte? Zu dieser Frage gibt es nicht allzu viel Erfahrungswissen, aber zahlreiche Meinungen und Hypo­thesen.

Diese Unsicherheit verhinderte an vie­len Orten, an denen es sinnvoll wäre zu plentern, auf diese Betriebsform umzu­stellen. Ältere Versuche dazu gibt es nur wenige. Die ersten mehr oder weniger systematischen Versuchsanlagen, aller­dings mit der klassischen Baumarten­kombination Tanne-Fichte-Buche, stam­men aus den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts, angelegt von Prof. Jean-Philippe Schütz in den Wäldern der Kor­poration Oberägeri am Höhronen. Die Forschungsanstalt WSL legte in den 90er-Jahren in mehre­ren Gebirgsregionen Versuchsflächen an, und zwar in Fichtenreinbeständen.

Plenterversuche in fast allen Höhenlagen

Kann man mit allen Baumarten und Baumarten-Kombinationen plentern? Ob Plenterung möglich ist, ist im Wesentlichen eine Frage der Lichtsteuerung. Denn in plenterartigen Strukturen müssen auch Lichtbaumarten in der Lage sein, im Halbschatten oder gar im Schatten zu wachsen. Das führt zur Frage, wie weit der Vorrat bzw. die Grundfläche abgesenkt werden muss, damit die Verjüngung möglich wird. Aus diesen Überlegungen ergibt sich für die Plenterwald-Forschung die Arbeitshypothese:

"Im Prinzip ist es möglich, mit allen Baumarten und Baumartenkombinationen zu plentern, wenn der Vorrat bzw. die Grundfläche entsprechend den Lichtbedürfnissen der Baumarten gewählt wird."

Die Plenterwald-Versuchsflächen der WSL (Tabelle 1) liegen zwischen 300 und 1800 m ü.M. Die Versuchsziele reichen von der Überführung gleichförmiger Bestände in Plenterwälder über die Plenterung in subalpinen Fichtenreinbeständen und in laubholzreichen Beständen bis zu Eichenwäldern. Anhand dieser Versuchsflächen und der Daten zu ihrem Zustand und ihrer Entwicklung lassen sich Fragen diskutieren, die sich im Zusammenhang mit der Plenterung von Wäldern ausserhalb des Tannen-Buchen-Waldes und der Plenterdurchforstung zur Überführung in Plenterwald stellen.

Grundprinzipien für die Überführung

Wer einen gleichförmigen Wald hin auf eine plenterartige Struktur überführen möchte, braucht nur wenige, aber wichtige Punkte zu beachten:

  • Eine bereits vorhandene Strukturierung erleichtert die Überführung ebenso wie bereits vorhandene Ansätze einer Verjüngung. Dies kann ein Nebenbestand oder eine vorhandene Mittel- oder Unterschicht sein, deren Bäume eine Entwicklungschance haben oder die zur Steuerung des Lichts eingesetzt werden können.
  • Der Hauptbestand sollte eine Anzahl Gerüstbäume enthalten, die noch länger im Bestand verbleiben können. Diese haben bereits grosse Kronen oder können diese noch bilden.
  • In erster Priorität muss bei der Plenterdurchforstung die Stabilität erhalten bzw. verbessert werden. Die Förderung der Verjüngung hat erst zweite Priorität, wobei zu vermeiden ist, dass Verjüngung auf der ganzen Fläche aufkommt. Dritte Priorität hat die Verfeinerung der Struktur. Erst an vierter Stelle kommt die Auslese nach Qualität und zur Regulierung der Baumartenzusammensetzung.

Welcher Bestand sich für die Überführung in einen Plenterwald eignet, ist nicht einfach zu entscheiden. Bestimmte Bestandesmerkmale wie die Stabilität oder die Durchmesserverteilung helfen bei der Entscheidung. Die Stabilität lässt sich nur beschränkt nach objektiven Kriterien beurteilen. Einigermassen mess- bzw. schätzbare Merkmale sind der Schlankheitsgrad des Hauptbestandes bzw. der Gerüstbäume und das Kronenprozent (siehe Tabelle 2).

  • Schlankheitsgrad: Das Verhältnis Baumhöhe (in Meter) zu Durchmesser (in cm) sollte für Gerüstbäume nicht über 0,8 liegen.
  • Kronenprozent: Das Verhältnis der Kronenlänge zur Baumhöhe ist ein Hinweis auf die Einzelbaumstabilität. Hier ist es wichtig, dass die noch mögliche Entwicklung mit in die Stabilitätsbeurteilung einfliesst. Vor allem bei jüngeren Bäumen mit Höhenwachstums-Potenzial lässt sich mit waldbaulichen Massnahmen verhindern, dass die Krone sich von unten weiter verkürzt. In Plenterwäldern haben dominante Bäume Kronenprozente zwischen 55% (St. Moritz mit Fichte, Lärche und Arve) und 80% (Sigriswil, Fichte), im Mittel liegt dieser Wert bei 66%.

    Es gibt drei Typen von Durchmesserverteilungen, die unterschiedliche Ausgangssituationen darstellen (siehe Abb. 3). Am nächsten an einer nachhaltigen Struktur und am einfachsten für die Überführung ist eine rechtsschiefe Verteilung der Durchmesser (oben). Hier sind zahlreiche kleinere Bäume vorhanden, die das Licht für die Verjüngung steuern und gleichzeitig zur zukünftigen Mittelschicht gehören können. Auch eine zweigipflige Verteilung (Mitte) ist noch eine gute Ausgangslage, eine flächige Unterschicht muss möglicherweise differenziert behandelt werden. Die "Normalverteilung" (unten) ist typisch für gleichförmige Bestände. Hier dürfte es am schwierigsten sein und am längsten dauern, bis man eine nachhaltige Struktur mit Verjüngung erreicht.
     

    Plentern mit Buche und Eiche

    Zur Plenterung mit Buche gibt es langjährige, auch wissenschaftlich beobachtete Erfahrungen aus Deutschland: die Buchen-Plenterwälder in Thüringen. Das hauptsächliche Problem bei der Plenterung in Buchen-Reinbeständen besteht in der starken Beschattung durch die Oberschichtbäume und der schnellen Erschliessung von freiwerdendem Kronenraum durch dieselben Bäume, was das Aufkommen von Verjüngung erschwert. Dies erfordert häufige Eingriffe, mit denen der Nachwuchs in kleinen Gruppen nachgezogen wird. Jede andere Baumart kann helfen, die starke Konkurrenzkraft der Buche zu relativieren. Deshalb wurden in der buchenreichsten Fläche in Matzendorf Fichten und Tannen nach Möglichkeit geschont und vereinzelt vorkommende Laubholzarten bei der ersten Plenterdurchforstung bevorzugt.

    Die Eiche gilt als ausgesprochene Lichtbaumart. Damit sie sich verjüngen und auch gegen andere Laubhölzer durchsetzen kann, muss genügend Licht auf den Boden kommen. Hier ist es möglicherweise hilfreich, sich an den Erfahrungen aus der Mittelwaldwirtschaft zu orientieren. Die Vorräte in Muttenz und Rheinau liegen bei 388 bzw. 315 m3/ha. Beide Werte sind im Vergleich zu den max. 130 m3, die in der Literatur für Mittelwald angegeben werden, deutlich zu hoch. Diese Vorräte müssen langsam abgebaut werden, auch um die Qualität der Eichen (Wasserreiser) nicht zu gefährden.

    Plenterdurchforstung in Bergwäldern

    In montanen Buchen-Tannen- und Tannen-Fichten-Wäldern wissen wir wenig über den Weg von gleichförmigen, mehr oder weniger gleichaltrigen Rein- und Mischwäldern hin zu Beständen mit ungleichaltrigen Strukturen. In dieser Gruppe lassen sich zwei Untergruppen unterscheiden:

    • Bestände, in denen die ersten Plenterdurchforstungen erst in den letzten Jahren erfolgten.
    • Bestände mit ungleichförmigen Strukturen. Diese entstand entweder als Folge der bisherigen Bewirtschaftung oder von Natur aus. Zu dieser Untergruppe zählen auch Bestände, in denen schon seit Längerem plenterdurchforstet bzw. geplentert wird.

    Im subalpinen Fichtenwald können zwei Gruppen von Wäldern unterschieden werden:

    • Von Natur aus ungleichförmige Fichtenwälder der Hochlagen
    • gleichförmige, nach Kahlschlag aus Naturverjüngung oder Pflanzung (Aufforstung) hervorgegangen Fichtenbestände

    In diesen Beständen wird die Erhaltung der bereits vorhandenen Rottenstruktur bzw. die Schaffung einer solchen angestrebt. Die Flächen in Tujetsch und Obersaxen – beide nahe der oberen Waldgrenze – gehören zu jenen, die von Natur aus eine ungleichförmige, z.T. rottenähnliche Struktur aufweisen. In beiden Flächen liegt das Kronenprozent über 80. Der Eingriff in Obersaxen mit einer Entnahme von 35%, erfolgte mit einem Seilkran. Dieser im Vergleich hohe Wert rechtfertigt sich mit der Umlaufzeit, die voraussichtlich 25 Jahre oder mehr beträgt.

    Beispiele für die praktische Umsetzung

    Erläuterungen zur Plenterung in Laubwäldern tiefer Lagen und in montanen Mischwäldern finden Sie im ausführlichen Originalartikel (PDF). Der Autor geht darin anhand konkreter Beispiele auf die praktische Umsetzung ein.

    Soll man nun überall plentern?

    Die Antwort auf diese Frage lautet ganz klar: Nein! Ob man plentern will oder nicht – und hier sind alle Varianten der Plenter- und Dauerwaldbewirtschaftung mit eingeschlossen –, es muss eine betriebliche Entscheidung sein, die zunächst nach objektiven Gesichtspunkten gefällt werden muss. Erst wenn objektive Gesichtspunkte nicht zu einem klaren Entscheid führen, dürfen auch subjektive, z.B. ästhetische Gesichtspunkte eine Rolle spielen.

    Objektive Argumente für die Plenterung sind z.B. die Notwendigkeit einer dauernden Bestockung, sei es zugunsten einer Schutzwirkung oder in einem Erholungswald. Daneben ist nicht zu vergessen, dass fast alle Übergangsformen von der Räumung kleiner Flächen über den klassischen schweizerischen Femelschlag und den Mittelwald bis zum "geplenterten Buchen-Niederwald" (Flury 1931) zu stufigen oder ungleichaltrig-ungleichförmigen Strukturen führen können. Ziel ist aber nicht die Struktur, sondern der mit einer Struktur erreichbare Gleichgewichtszustand, der eine nachhaltige Nutzung erlaubt oder eine nachhaltige Schutzwirkung möglich macht.

    Ob sich wirklich mit allen Baumarten und Baumarten-Mischungen plentern lässt, wird sich erst in den kommenden Jahrzehnten zeigen, denn die waldwachstumskundlichen Versuche brauchen Zeit. Wenn wir die Versuche nicht durchführen, werden wir es hingegen nie mit Sicherheit wissen.

    Literatur

    • Flury, P. (1931): Untersuchungen aus dem geplenterten Buchen-Niederwald. Mitt. Eidgenöss. Forsch.-Anst. Wald Schnee Landsch. 17: 35–74.
       

    Lesen Sie auch den dazugehörenden Artikel Warum plentern?.

    (TR)