Dr. Karl Dannecker (1883 bis 1972) hat in der Zeit seines forstlichen Wirkens zahlreiche Beispielbetriebe in Württemberg eingerichtet, in denen das Plenterprinzip angewandt wurde. Seine Aufnahmen zur Leistungskontrolle lieferten umfangreiches Datenmaterial zu den verschiedenen Betrieben. Einer dieser Betriebe, den Dannecker 1926 im Schwäbisch-Fränkischen Wald zum Plenterbetrieb überführt hatte, konnte 2015 wieder ausfindig gemacht werden. Eine Folgeinventur liefert interessante Erkenntnisse über die Entwicklung des Plentergefüges innerhalb der letzten 90 Jahre.

Der zusammenhängende Distrikt von heute 25,2 ha Holzbodenfläche gehört zu einem landwirtschaftlichen Betrieb und befindet sich an einem Nordhang im Schwäbisch-Fränkischen Wald (Keuper; paenemontaner Buchen-Tannen-Wald). Vor der Überführung wurde im Blendersaumschlag nach Wagner verjüngt. Die Nutzung der Bestände aus Tanne, Fichte und etwas beigemischter Buche verlagerte sich ab 1926 vom Saum in den Bestand. Sie erfolgte einzelstammweise, vorwiegend durch Aushieb des Schlechten. Als wesentliche Kriterien der Hiebsreife dienten stets Vitalität und Qualität des Einzelbaums. Jeglicher Zwischenstand wurde konsequent gefördert. Neben einer Negativauslese und Mischwuchsregulierung im Dickungsstadium wurden stellenweise Nadelbäume von guter Qualität begünstigt, allerdings erfolgte keine klassische Z-Baum-Auswahl. Mittlerweile muss die Buche zugunsten des Nadelholzes eingedämmt werden.

Drei Inventuren unter der Leitung von Karl Dannecker von 1926 bis 1947 (Vollkluppung) geben Auskunft über die Entwicklung in den ersten 20 Jahren.

Folgeinventur 2015

Sie wurde als Stichprobenverfahren mit einem Raster von 60 x 60 m und konstanten Probekreisen mit 15 m Radius durchgeführt. Die Kluppschwelle betrug 8 cm mit Rinde. Die Bestockung nach Stammzahl setzt sich heute aus 45% Tanne, 30% Fichte und 25% Buche zusammen. Jeder Stichprobenpunkt wurde einem von drei Straten zugeordnet (Tab. 1). Für die Einteilung in Stratum A war ausschlaggebend, dass mindestens drei Bäume in Schwach-, Mittel- und Starkholz sowie Verjüngung vorhanden waren. Für eine Zuordnung zum Stratum B war eine erkennbare vertikale Struktur ausschlaggebend, Stratum C entspricht hingegen eher einem Altersklassenwald.

Tab. 1: Aufgliederung der einzelnen Straten.

Vorratsentwicklung

Über die 90 Jahre haben sich zum Teil beeindruckende Plentergefüge entwickelt (Abb. 1). In Abb. 2 ist eine erstaunliche Kontinuität der Vorratszusammensetzung in Schwach- und Mittelholz erkennbar. Gleichzeitig wurden beträchtliche Starkholzvorräte aufgebaut, welche sich allerdings bis zur momentanen Vorratshöhe von 540 Vfm noch nicht negativ auf das Plentergefüge auswirkten: Die höchsten Starkholzvorräte sind sogar in Stratum A zu finden, welches bei knapp 600 Vfm immer noch Verjüngungsvorräte im Jungwuchsstadium von 53% der Holzbodenfläche aufweist.

Räumliche Entwicklung

Das einschichtige Stratum C ist aus ehemaligen Althölzern entstanden (Abb. 3). Der aus Naturverjüngung entstandene Bestand hat sich dort nach dem Ausfall einiger Alt-Tannen in den 1980er-Jahren homogenisiert.

Die zum Zeitpunkt der Überführung vorhandenen Stangen- und Baumhölzer boten offensichtlich die günstigsten Bedingungen zur Umwandlung; hier wurden zum Inventurzeitpunkt 2015 die Stichprobenpunkte häufig dem Stratum A zugeordnet. Tendenziell scheint die Überführung älterer Bestände mit wenig Unter- und Zwischenstand schwieriger gewesen zu sein, wie die hohen Anteile von Stratum B und C in den ehemaligen Althölzern vermuten lassen. Anderenorts wurden die damaligen Althölzer aber auch erfolgreich zum Plentergefüge überführt, wie im Südosten und Südwesten der Karte erkennbar ist.

Folgerungen

Beim untersuchten Betrieb wurden keine negativen Auswirkungen des hohen Vorrats auf Jungwuchs und Plentergefüge festgestellt. Offensichtlich können Plenterwälder bei entsprechenden Rahmenbedingungen auch mit höheren Vorräten nachhaltig bewirtschaftet werden als oft vermutet wird. Die Vorratshöhe allein scheint dabei nicht ausschlaggebend für die Verjüngung zu sein. Es kommt vielmehr auf die Vorratsverteilung an: Da der Durchmesser quadratisch ins Volumen eingeht, verteilt sich der Starkholzvorrat im untersuchten Beispiel auf relativ wenige Einzelbäume. Durch den daraus resultierenden lockeren bis lichten Kronenschluss im Herrschenden und den Einfluss des Zwischen- und Unterstands entstehen Bereiche mit unterschiedlichem Lichteinfall, welche günstige Bedingungen für das Auflaufen von Tannen- und Fichtenverjüngung bieten. Nach den Erkenntnissen von Mitscherlich ist bis zu einem Vorrat von 600 Vfm auch noch nicht mit Zuwachseinbußen zu rechnen.

Trotzdem sollten zur Festlegung des Zielvorrats neben den standörtlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen immer die Verjüngungssituation (Lichtverhältnisse, Verbiss) und das Waldbild (vertikale Struktur) vor Ort entscheidend sein.

Für die vielen gleichaltrigen Bestände die nach den Orkanen "Vivian", "Wiebke" und "Lothar" vielerorts im natürlichen Verbreitungsgebiet der Tanne aus abgedeckter Naturverjüngung entstanden sind, wird sich in den kommenden Jahrzehnten die Frage der waldbaulichen Weichenstellung ergeben. Für den Übergang zum Plenterprinzip auf diesen Flächen spricht, dass dieses Stadium einschichtiger Bestände wohl eine sehr günstige Gelegenheit zur Plenterüberführung bietet. Die Risiken der Überführung beschränken sich hier auf deutlich kürzere Zeiträume als sie bei anderen Entwicklungsstufen des Altersklassenwalds womöglich erforderlich sein können.

Nicht zuletzt ist es Danneckers liebevoller Betreuung und unermüdlicher Überzeugungsarbeit zu verdanken, dass die Plenteridee auch von der heutigen Waldbesitzergeneration immer noch mitgetragen wird.