Intakte Hochgebirgswälder schützen am besten vor Steinschlag, Lawinen, Muren und Überschwemmungen. Im Zeichen des Klimawandels ist ihre Bewirtschaftung und Pflege eine große Herausforderung. Dazu sind flächenscharfe Informationen zur Leistungsfähigkeit der Waldstandorte, zu Gefahren und zum Schadenspotential erforderlich.

Die wissenschaftlichen Grundlagen dafür erarbeitet derzeit im Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan eine Forschergruppe um Prof. Dr. Jörg Ewald, Professor für Botanik und Vegetationskunde an der Fakultät Wald und Forstwirtschaft der FH Weihenstephan. Dem Forscherteam gehören neben Wissenschaftlern des Zentrums Wald-Forst-Holz auf dem Campus Weihenstephan (TU München, FH Weihenstephan und Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft) auch Fachleute des Amtes der Tiroler Landesregierung und der Landesforstdirektion Salzburg an. Das Projektmanagement hat die Bayerische Forschungsallianz übernommen.

Waldtypenkarten und Handbuch

Ziel des von der EU, den Forstverwaltungen und den Bayerischen Staatsforsten mit 1,8 Millionen Euro geförderten INTERREG-Projektes "Waldinformationssystem Nordalpen" ist es, für die Gebirgswälder der Nördlichen Kalkalpen in Bayern, Tirol und in Teilen des Salzburger Landes verlässliche Angaben zu ihrer natürlichen Leistungsfähigkeit zu erstellen. Dazu werden die verfügbaren Daten Lage, Klima, Geologie und Boden in einem Geographischen Informationssystem (GIS) zusammengeführt und mit standorts- und vegetationskundlichen Geländeaufnahmen verknüpft. Die ermittelten Ergebnisse werden als Waldtypen zusammengefasst und in digitalen Karten und einem Handbuch nutzerfreundlich aufbereitet.

Anpassungsszenarien an geänderte Klimabedingungen

Zudem wird erforscht, wie sich die Klimaerwärmung auf die Zusammensetzung und Stabilität heutiger Bergwälder auswirkt. Ein Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur von "nur" 2°C verlagert die Höhengrenze der Waldtypen in den Nordalpen um etwa 400 Meter. Aus diesem Grund werden für repräsentative Ausschnitte des Projektgebietes die Modellierungen mit unterschiedlichen Klimaszenarien durchgerechnet und als Waldtypenkarte dargestellt.

Einführung in die Forstpraxis

Sobald die Datengrundlage vorhanden ist, werden Wünsche und Erwartungen verschiedener Zielgruppen mit den naturwissenschaftlich-technischen Möglichkeiten abgeglichen. Multiplikatoren und Nutzer werden dann in der praktischen Anwendung von Karten, Handbuch und GIS geschult. Eine Implementierung der Kartenprodukte in die Informationssysteme der Bayerischen Staatsforsten und der Forstverwaltungen ist im Anschluss an das Projekt geplant.