Mitte der 1970er Jahre wurde unter der Federführung des Lehrstuhls für Waldbau der Technischen Universität München (TUM) ein Forschungsprojekt zur Verjüngung und Bewirtschaftung des Bergmischwaldes begonnen. Hauptthema waren die Entmischung der Bergwälder und die Frage nach waldbaulichen Eingriffsmöglichkeiten um intakte Verjüngungsprozesse wieder herzustellen. In dem fast dreißigjährigen Forschungszeitraum gelang es, die Verjüngungsprozesse aufzuklären und die waldbaulichen Handlungsoptionen auszuloten.

Der Versuch

Die Dauerversuchsflächen befinden sich auf Höhenlagen von 800 bis 1.250 Metern mit verschiedenen Expositionen. Die elf Bestände hatten damals ein Alter zwischen 100 und 150 Jahren und stocken auf Hauptdolomit oder Flysch.

Die Versuchsbestände wurden in verschiedene Versuchsparzellen unterteilt. Jede dieser Parzellen wurde dann einer bestimmten waldbaulichen Behandlung unterzogen:

Kontrolle: kein Eingriff

Schwacher Schirmhieb: Entnahme von 30 Prozent der Bestandesgrundfläche

Starker Schirmhieb: Entnahme von 50 Prozent der Bestandesgrundfläche

Kahlhieb: vollständige Entnahme des Altbestandes

Lochhieb: Aushieb eines Loches von 30 Metern Durchmesser

Jede der 25 Parzellen ist 0,5 Hektar groß und besteht aus einer 0,1 Hektar großen Kernfläche. In der Kernfläche wurden 96 Verjüngungsprobekreise mit einer Größe von einem Quadratmeter markiert. Zwei Drittel der Kernfläche wurden zu Versuchsbeginn eingezäunt. Die Hälfte der im Zaun befindlichen Probekreise wurde einer mechanischen Bodenbearbeitung unterzogen, um das Keimbett zu verbessern.

Der Altbestand

Die Mortalität war stark von der Art der waldbaulichen Behandlung abhängig (Abb. 2). Auf den Parzellen ohne Behandlung fielen vor allem unterständige Bäume aus, wodurch die vertikale Bestandesstruktur weitgehend verloren ging. Auf einigen stark aufgelichteten Parzellen fielen vor allem Bäume aus der Oberschicht dem Wind zum Opfer. In den Beständen, in die nur schwach eingegriffen worden war, war die Mortalität gering.

Alle Parzellen leisteten einen annähernd gleichen durchschnittlichen Volumenzuwachs, im Bereich zwischen 7,8 und 9,9 Vorratsfestmetern. Nur die am stärksten aufgelichtete Schirmhiebsparzelle hatte mit 6,0 Vorratsfestmetern pro Jahr einen niedrigeren Wert (Abb. 2).

Die Verjüngung

Die Voraussetzungen für eine natürliche Verjüngung sind im Bergmischwald überall gegeben. Das Saatgutangebot war in allen Parzellen außerordentlich hoch. Das Saatgut weist eine hohe Qualität auf. Die Bodenbearbeitung war unter den gegebenen Standortverhältnissen für die Verjüngung nicht förderlich. Auffällig war eine sehr geringe Zahl an Buchenverjüngung. Der Grund dafür ist, dass die Buchenkeimlinge dem Mäusefraß zum Opfer fielen.

Die waldbaulichen Maßnahmen wirkten sich auf das Überleben, die Artenzusammensetzung und die weitere Entwicklung der Verjüngung aus. Die niedrigsten Überlebensraten wurden unter dicht geschlossenen Bestandesschirmen registriert. Dort haben nur wenige Pflanzen, ausnahmslos Schattbaumarten wie beispielsweise die Eibe, eine Überlebenschance.

Die höchsten Überlebensraten wurden auf den Kahlhieben erfasst, und zwar bei Verjüngungspflanzen, die sich bereits vor der Hiebsmaßnahme etabliert hatten. Wenn zum Zeitpunkt des Hiebes noch keine Verjüngung vorhanden war, gewann die Bodenvegetation den Kampf um die Ressourcen.

Auf den Schirmhiebsparzellen haben alle Baumarten gute bis sehr gute Überlebenschancen. Dort fanden sich nach 27 Jahren bis zu 300.000 Pflanzen pro Hektar. Dabei finden sich alle am Altbestand beteiligten Baumarten auch in der Verjüngung wieder.

Die Zuwachsentwicklung der Verjüngung hängt wie das Überleben sehr stark von Auflichtungsgrad ab. Auf den Kahlhiebsparzellen ist das Wachstum bei allen Baumarten am größten. Auf den Kontrollflächen bleibt die Verjüngung, außer die der Eibe, im Durchschnitt unter zehn Zentimeter Höhe. Um die Verjüngungszeiträume zu verkürzen, ist es ratsam in einem Umfang einzugreifen, der das Wachstum der Verjüngung stimuliert und gleichzeitig erlaubt den Zuwachs an Altholz abzuschöpfen.

Der Wildeinfluss

Die bisher dargestellten Ergebnisse beziehen sich alle auf die während des ganzen Versuchszeitraums gezäunten Parzellen. Auf den Teilflächen, die nicht vor Wild geschützt waren, beeinflusst im Wesentlichen der Wildverbiss das Überleben und die Entwicklung der Verjüngung (Abb. 3). Die Verjüngungsdichten auf den Teilparzellen mit Zaunschutz sind – abgesehen von den ganz dicht beschirmten Flächen – regelmäßig höher als auf den ungezäunten Parzellen. Die Verjüngungssituation ist vor allem deshalb so unbefriedigend, weil die Artenzusammensetzung nicht den Zielvorstellungen entspricht. Mit einigen wenigen Ausnahmen auf der Kahlhiebsfläche finden sich außerhalb der Zäune weder Tannen noch Eiben, die höher als 1,3 Meter sind.

Fazit

Leichte Schirmhiebe auf größeren Flächen oder betont femelschlagartiges Vorgehen eignen sich, die Verjüngung einzuleiten, ohne dass die Stabilität des Altbestandes zu stark leidet. Stärkere Eingriffe sind notwendig um das Wachstum der etablierten Verjüngung zu stimulieren. Kostenintensive Maßnahmen wie die Bodenbearbeitung sind nicht notwendig. Maßnahmen zum Schutz der Verjüngung vor Wildverbiss dagegen sind Voraussetzung für alle weiteren waldbaulichen Maßnahmen im Bergmischwald.