Das Jahr 2015 zeigte deutlich auf, wie sehr Waldbäume bei Wassermangel in Bedrängnis kommen. Vorzeitiger Laubfall, Blattdürre, Schütten von Nadeln waren als Reaktion der Bäume zu beobachten. Buchdrucker und Kupferstecher verursachten beachtlichen Schadholzanfall im Norden und Osten Österreichs – nicht zuletzt durch den Trockenstress der Fichten begünstigt.

Ist die Wassernachfuhr ungenügend, schließt der Baum die Spaltöffnungen. In der Folge ist die Assimilation eingeschränkt, der Baum produziert weniger Kohlenhydrate. Und auch deren Verteilung auf die Organe und das Gewebe kann sich ändern, was sich etwa in deutlich verringertem Zuwachs in Trockenjahren äußert.

Drei Ursachen für das Absterben des Baumes

Übersteigt die Trockenheit ein bestimmtes Ausmaß, können die Folgen für den Baum tödlich sein. Drei Möglichkeiten, wie es letztlich zum Tod des Baumes kommen kann (vgl. Klein 2015):

  1. Hydraulisches Versagen (irreversible Embolien),
  2. Verhungern durch Aussetzen photosynthetischer Aktivität wegen Schluss der Spaltöffnungen oder
  3. Attacke durch Schadorganismen.

Es scheint also auf der Hand zu liegen, dass Schadorganismen vom Trockenstress bei ihren Wirtsbäumen profitieren. Und tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass trockengestresste Pflanzen bessere Nahrungsqualität aufweisen können, wenn Nährstoffe konzentrierter oder besser ausgewogen vorliegen. Es können allerdings auch die Gehalte an sekundären Metaboliten (z.B. Tannine) erhöht sein. Die Abwehrfähigkeit durch Harzdruck ist bei Trockenstress verringert.

Trockenheit (meist zusammen mit höherer Temperatur) bietet darüber hinaus pflanzenfressenden Insekten günstigere Entwicklungsbedingungen (raschere Entwicklung, besseres Wachstum, geringere Sterblichkeit durch Krankheiten und Parasiten; Mattson & Haack 1987).

Die Profiteure

Aber nicht alle Fraßgilden der Schadinsekten werden gleichermaßen beeinflusst: Blatt- und Nadelfresser profitieren von optimalen Temperatur- und Feuchtebedingungen sowie eventuell besserer Nahrungsqualität. Rindenbrüter sind in erster Linie durch die herabgesetzte Wirtsabwehr begünstigt. Wie Larsson (1989) feststellt, profitiert gerade diese Gruppe am stärksten von Trockenstress, denn vitale Bäume sind bei niedriger Käferpopulationsdichte für Borkenkäfer nicht zur Besiedelung tauglich.

Fichtenborkenkäfer

Unter den sekundären Schadorganismen an verholzten Organen kam es 2015 in den betroffenen Regionen Österreichs beispielsweise bei den Fichtenborkenkäfern Buchdrucker und Kupferstecher zu Massenvermehrungen und den Schwarzkiefern setzte vor allem im niederösterreichischen Industrieviertel das Kieferntriebsterben zu. All dies steht in Zusammenhang mit der extremen Trockenheit im Sommer 2015 (Abbildung 3).

Massives Triebsterben an Schwarzkiefer

In den Schwarzkiefernwäldern des niederösterreichischen Industrieviertels machte sich ein fortschreitendes Triebsterben massiv bemerkbar. Hauptursache dafür ist der Pilz Diplodia sapinea, der in vitalen Bäumen symptomlos als Endophyt vorkommt, hingegen nach Stress zunächst Triebe und Zweige, schließlich ganze Äste und Kronenpartien zum Absterben bringen kann.

Epidemien werden durch eine Kombination von klimatischen Faktoren, die die Infektion begünstigen, und klimatischen Stressfaktoren für den Baum ausgelöst. In niederschlagsreichen Sommern und nach milden Wintern steigt die Besiedelung durch D. sapinea (Desprez-Loustau et al. 2007) an.

Durch den Wechsel von der latenten, endophytischen Phase zur aggressiven, krankheitsverursachenden Phase kommt es zu einer massiven Ausbreitung der Infektionen nach Trockenstress der Wirtsbäume (Stanosz et al. 2007). Und genau diese Abfolge war in den betroffenen Regionen zu beobachten (Abbildung 4).

Trockenheit kann förderlich sein

Trockenheit kann Schadorganismen begünstigen. Wir können dies nicht für alle Organismen annehmen, aber sekundäre Schädlinge wie Borkenkäfer oder das Kieferntriebsterben sind zumeist Profiteure vom Wald ohne Wasser.

Literatur

kann beim Verfasser angefragt werden.