Woher stammt der Erreger? Stirbt bei uns die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) langfristig aus? Welche Auswirkungen auf unsere Flora und Fauna hat das Eschentriebsterben? Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.

Weiterführende Artikel zu den einzelnen Punkten finden Sie am Ende des Artikels.

1. Woher stammt der Erreger und seit wann tritt er bei uns auf?

Das Eschentriebsterben ist seit etwa 1992 aus dem Baltikum und Nordost-Polen bekannt, jedoch wurde erst 2006 erkannt, dass die Krankheit von einem Pilz verursacht wird.

Der Erreger des Eschentriebsterbens, das Eschenstengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) stammt aus Ostasien (China, Korea, Japan, Südost-Sibirien). Die Einschleppung erfolgte vermutlich über Eschenblattstiele, die zufällig mit Waren transportiert wurden.

Erste Spuren von Infektionen sind in Südwestdeutschland ab dem Jahr 2006 zu finden, in deutlicherem Umfang tritt das Triebsterben seit 2009 auf. Seither wird an der FVA darüber geforscht. Dazu wird der Kontakt mit anderen forschenden Institutionen in Deutschland und in anderen europäischen Ländern gepflegt. Die Forstpraxis wird regelmäßig über die Entwicklung informiert.

2. Stirbt die Esche in unseren Wäldern langfristig aus?

Inzwischen kann man beobachten bzw. gilt es als sicher, dass etwa ein Drittel der Eschen relativ rasch abstirbt, während aber ein kleiner Prozentsatz als (weitgehend) resistent gilt. Aus letzterer Tatsache kann man ableiten, dass die Esche durch das Triebsterben nicht aussterben wird. Allerdings ist mit einem Verlust an genetischer Diversität und daher mit einer Destabilisierung der Eschenpopulationen zu rechnen.

3. Welche Probleme ergeben sich für die Forstpraxis?

Aus dem teils raschen Absterben der Eschen ergibt sich ein massives Problem der Arbeits- und Verkehrssicherung. Daher werden derzeit viele kranke Eschen entnommen, um Gefährdungen zuvorzukommen. Man versucht zusätzlich, kranke Eschen zu ernten, bevor der Holzwert durch Verfärbungen und Fäule verloren geht. In den letzten Jahrzehnten wurden besonders viele Eschen gepflanzt. Diese hohen Investitionen werden sich nicht mehr amortisieren.

4. Gibt es forstliche Handlungsempfehlungen?

Es wird empfohlen, resistente, bzw. weitgehend resistente Eschen zu schonen, so dass diese als Grundlage für eine gesündere Naturverjüngung aber auch als Material für Züchtungen zur Verfügung stehen. Die Auswahl geeigneter Bäume und deren Verwendung für diese Zwecke ist derzeit ein wichtiges Forschungsprojekt an der FVA.

5. Welche Auswirkungen auf unsere heimische Flora und Fauna sind zu erwarten?

Da wir nicht davon ausgehen, dass die Esche aussterben wird und sich der Absterbeprozess der mäßig anfälligen Eschen (das große Kollektiv zwischen den hoch anfälligen und den resistenten) über viele Jahre hinzieht, dürften sich die Auswirkungen auf Flora und Fauna, die mit der Esche assoziiert ist, vorerst in Grenzen halten. Vielmehr ist zunächst mit einem stark ansteigenden Eschen-Totholz-"Angebot" zu rechnen, von dem viele Arten profitieren werden. Allerdings werden sich langfristig die Eschenpopulationen mehr oder weniger zergliedern. Je nachdem könnte dies in fernerer Zukunft durchaus zu einer Gefährdung von Arten führen, die für ihr Überleben auf die Esche angewiesen sind, etwa verschiedene Flechten- und Schneckenarten.

6. Welche Regionen sind besonders anfällig?

In Regionen, in denen die Esche stark vertreten ist, ist auch der Infektionsdruck besonders hoch. Dies ist insbesondere in Auewäldern und auf kalkhaltigen Böden der Fall. In Regionen mit starker Sommertrockenheit scheint der Pilz hingegen weniger Sporen zu bilden, da er hierfür auf ausreichend Feuchtigkeit angewiesen ist. Ein schwerwiegendes Symptom des Eschentriebsterbens sind Stammfußnekrosen. Bei deren Entstehung spielt der Wasserhaushalt eine große Rolle: Überflutungsbereiche wie Auen, aber auch Quellhorizonte, Staunässe und anmoorige Standorte scheinen das Auftreten von Stammfußnekrosen zu begünstigen.