Die zeltartige Dreibeinkonstruktion TriNet® lockt Borkenkäfer per Pheromon an; die Borkenkäfer landen auf einem mit einem Insektizid beladenem, feinmaschigen Netz und sterben nach dem Kontakt ab. Die Autoren von der FVA Baden-Württemberg sind der Frage nachgegangen, ob dieses "Attrac and Kill-System" wirksam ist, zugleich Nützlinge schont und den Praktikern zum Borkenkäfermanagement empfohlen werden kann.

Untersuchungsgebiet und Methodik

Das Untersuchungsgebiet Ochsenschlag im Stadtwald Freiburg befindet sich mit 700 m über NN südlich von Freiburg in mittelmontaner Lage. Diese ehemalige Strumschadensfläche nach dem Orkan "Lothar" 1999 ist in der Verjüngung und im verbleibenden Baumholz primär durch Fichten geprägt. Zur Borkenkäfer-Beobachtung werden dort seit dem Jahr 2010 Pheromonfallen eingesetzt. Eine lokale Wetterstation liefert Informationen über die Witterung im Jahresverlauf. Sie speichert halbstündliche Werte als Mittelwerte von Minutenmessungen der Temperaturen (im Boden, der Streu, in 2 m Höhe), der Globalstrahlung, der Windrichtung und -geschwindigkeit, des Niederschlags und der Luftfeuchte.

Beim TriNet® handelt es sich um ein Netz, das aus Polyesterfaser besteht und mit einer Formulierung aus dem Insektizid Alpha-Cypermethrin (Fastac Forst) und einem polymeren Bindersystem beschichtet ist. Es soll als Dreieck-Aufsteller gegen Stehendbefall eingesetzt werden. Das Netz wird dazu über ein flexibles und teleskopierbares dreiteiliges Pyramidengestell aus Aluminium gespannt und seitlich fixiert. In der Mitte wird zuvor an einem Faden ein Pheromon-Dispenser zur Anlockung angebracht.

Gestänge und Netz wurden im Zeitraum vom 8.5. bis 9.8.2012 täglich neu auf einem Maschinenweg am Bestandesrand aufgestellt (Abb. 1). In der Auswertung werden nur trocken-warmen Tage (Sonnenschein und Temperaturen über 18 ° C, N=17 d) und Zeiten mit idealen Flugbedingungen (von 11 bis 15.30 Uhr) berücksichtigt.

Die Empfehlungen des Herstellers, einen Abstand vom Bestand von 8-12 m; und von Netz zu von Netz 20-25 m einzuhalten, wurden berücksichtigt. Bei Nichtbenutzung wurde das TriNet® in der Verkaufsverpackung aufbewahrt. Die Ausbringung erfolgte unter Berücksichtigung des Anwenderschutzes. Zur Anlockung von Buchdruckern wurde das handelsübliche Pheromon "Pheroprax®" (BASF) benutzt.

Es wurden drei Netze untersucht (von der BASF zur Verfügung gestellt) und je eines von einem Beobachter kontrolliert (Abb. 2): In einem Intervall von fünf Minuten wurde die Anzahl der Buchdrucker notiert, die in dieser Zeit auf das Netz zuflog, sich auf das Netz setzte (Abb. 3) und wieder wegflog, sowie die Anzahl der Käfer, die tot bzw. regungslos auf den Boden fielen. Um die Käfer am Boden gut erkennen zu können, wurde beim Versuchsaufbau eine weiße Folie unter das Netz-System gelegt. Zusätzlich wurden Nicht-Ziel-Organismen registriert, die auf dem Netz beobachtet wurden. Zudem wurden die Fänge der im Gebiet stehenden Theyson-Schlitzfallen, die mit Pheroprax® beködert waren, für denselben Zeitraum ermittelt (Leerung bei Start, Auszählen zum Versuchsende).

Ergebnisse

Das TriNet® lässt sich problemlos von einer Person aufbauen. Das Dreibeinstativ macht einen etwas instabilen Eindruck. Für den Dauereinsatz wäre es wünschenswert, wenn die Plastikarretierungen verbessert werden. Nachdem das Pheromon an einer Schnur montiert ist, kann das Netz über das Stativ geworfen werden. Im dreimonatigen Untersuchungszeitraum ließ das Netz in seiner Wirksamkeit nicht nach, die Mortalität anfliegender Käfer blieb weitgehend konstant.

Tab. 1: Nicht-Ziel-Organismen auf dem TriNet®
Art bzw. GruppeAnzahl
Pityogenes chalcographus131
Insecta, Diptera38
Insecta, Coleoptera22
Insecta, Heteroptera11
Insecta, Coleoptera, Thanasimus formicarius7
Chelicerata, Araneae4
Insecta, Coleoptera, übrigen Scolytidae4
Insecta, Auchenorrhyncha3
Insecta, Tabanidae2
Insecta, Lepidoptera2
Insecta, Formicidae2

Es wurden spezifisch hauptsächlich Buchdrucker (Ips typographus) angelockt. Nur 5 % der angelockten Borkenkäfer waren Kupferstecher (Pityogenes chalcographus). Bei 4 % aller am Netz beobachteter Arthropoden (Nicht-Ziel-Organismen) handelte es sich nicht um Borkenkäfer, sondern um andere Insekten-oder Spinnentiere (Tab 1). So fanden sich Individuen der Gruppen Diptera, Heteroptera, Araneae, Auchenorrhyncha, Tabanidae, Lepidoptera und neben Vertretern der Scolytidae weitere Käfer wie beispielsweise der Bissige Zangenbock (Rhagium mordax) auf den Netzen (Abb. 4). Es wurden auch Antagonisten des Buchdruckers angelockt wie z. B. mehrere Ameisenbuntkäfer (Thanasimus formicarius). Dabei muss davon ausgegangen werden, dass alle Arthropoden, also auch die Nicht-Ziel-Organismen, die einige Sekunden Kontakt mit dem TriNet® haben, aufgrund der insektiziden Wirkung des aufgenommenen Pflanzenschutzmittels verenden.

82 % der anfliegenden Buchdrucker setzte sich auf das TriNet®. Die Anflüge korrelierten positiv mit der Lufttemperatur und es gab einen deutlichen Positionseffekt, denn besonnte Netze wurden deutlich stärker angeflogen als Netze, die im Schatten standen (Abb. 6). Ein Großteil der Buchdrucker saß mehrere Minuten, einige bis hin zu Stunden (!) auf dem Netz. 44 % der auf dem Netz sitzenden Buchdrucker fielen im Lauf des Versuchs tot zu Boden (Abb. 7).

Gemessen anhand der Zahl der gefangenen bzw. getöteten Buchdrucker-Individuen unterscheiden sich TriNet® und die Borkenkäferfallen nicht in ihrer Effektivität, wenn davon ausgegangen wird, dass alle Buchdrucker mit Netzkontakt eine letale Wirkstoffdosis aufnehmen. Denn zwischen der Anzahl von Buchdruckern, die sich auf das Netz setzten und Buchdruckern, die in derselben Zeit in der Falle gefangen wurden (Median aus drei Fallen), kann kein signifikanter Unterschied festgestellt werden (t: 0,287) (Abb. 8).

Diskussion

Das TriNet® könnte eine Alternative für die in einigen Bundesländern eingesetzten Knüppelfallen/Fangholzhaufen bzw. Fangbäume darstellen, um bei festgestellter Gefährdung im Frühjahr den Stehendbefall umgehender Bestände zu reduzieren. Vom Hersteller wird sogar in Aussicht gestellt, dass das TriNet® auch in FSC zertifizierten Wäldern eingesetzt werden könnte. Fangbäume können bei richtiger Handhabung zwar ebenso fängig sein, sie sind jedoch relativ arbeitsintensiv und gelten als unwirksam bei der 2. und 3. Generation bzw. bei Geschwisterbruten. Zwar sind insektizidbehandelte Fangbäume effektiver, doch hier besteht bei der Ausbringung die Gefahr von Abdrift und der Auswaschung des Pflanzenschutzmittels.

Vor- und Nachteile von TriNet®

Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse können Vor- und Nachteile des TriNet®-Systems gegenüber einer Pheromon -beköderten Schlitzfalle beurteilt werden.

  • TriNet® lockt mittels Pheromon artspezifisch und tötet durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Dabei gibt es keine Abdrift, die Auswaschung des Pflanzenschutzmittels ist laut Hersteller sehr gering.
  • Die Schlitzfalle ist ebenfalls durch Pheromonbeköderung attraktiv, ist primär eine Lebendfalle und tötet ohne Einsatz eines PSM.
  • Beide Systeme locken auch Nützlinge an wie z. B. den Ameisenbuntkäfer, ein ausgewiesener Borkenkäferprädator (Abb. 5).
  • Selbst der kurze Kontakt mit dem Wirkstoff des TriNets® wirkt sehr wahrscheinlich auch bei größeren Arthropoden letal.
  • Mit Schlitzfallen werden ebenso nicht unbedeutende Mengen von Nützlingen gefangen, allerdings können diese während der Schwärmzeit aufgrund der wöchentlichen Kontrolltermine meist zeitnah wieder freigelassen werden. Das bedeutet, dass angelockte Borkenkäferantagonisten und zufällig landende Arthropoden beim TriNet® vermutlich in größerer Zahl Schaden nehmen als beim Einsatz einer Pheromon-Schlitzfalle.
  • Zudem verursacht die deutlich größere Oberfläche von TriNet® mehr zufällige Anflüge im Vergleich zur Schlitzfalle.
  • Bei einer Wirkungsdauer von 24 Wochen werden in Abhängigkeit von den klimatischen Verhältnissen des Standortes mindestens zwei Pheroprax-Ampullen benötigt (die Wirkungsdauer laut Hersteller beträgt 8-12 Wochen). Für die Schlitzfalle gelten dieselben Pheromon-Wechselintervalle wie für das TriNet®.
  • Für die Dauer der Pheromonlockwirkung ist das TriNet® wartungsfrei, ein Entleeren von Fangbehältern wie bei der Schlitzfalle entfällt. Eine Schlitzfalle muss dagegen bei guten Flugbedingungen wöchentlich, sonst alle 10 bis 14 Tage kontrolliert werden, um so den Repellenteffekt durch verwesende Käfer zu vermeiden.
  • Die Schlitzfalle bietet einen Überblick über die gefangene Käfermenge (1 ml Käfer entsprechen ca. 40 Buchdruckern), womit ein Vergleich zwischen Beständen und Jahren möglich ist und nebenbei Informationen zur Phänologie (Hauptschwarm; Ausflug der Jungkäfer) gewonnen werden können.
  • Die Abschöpfwirkung von Pheromonfallen wird trotz ungeheuer großer Fangmengen häufig überschätzt. Auch bei hoher Fallendichte (24 Fallen/ha) werden in wissenschaftlichen Experimenten nur zirka 30 % der ausfliegenden Käfer gefangen. Bei Vergleichsuntersuchungen zwischen Fangbäumen und Pheromonfallen hat man etwa die gleiche Fangleistung gemessen.

Fazit

Während also die Schlitzfallen zum Monitoring eingesetzt werden können und zusätzlich Objektschutz bieten, dient das TriNet® bei festgestellter Gefährdung allein dem Objektschutz. Eine vergleichende Kosten-Nutzen-Analyse beider Systeme ist derzeit nicht möglich, weil bislang kein Marktpreis für das TriNet® bekannt ist.

TriNet® und Pheromon-Schlitzfallen schließen sich damit nicht gegenseitig aus und können beide für die Forstpraktiker sinnvolle Waldschutzelemente darstellen. Die Pheromonschlitzfalle ist weiterhin das Instrument für das Borkenkäfermonitoring. Das TriNet® dagegen kann besonders im Frühjahr bei der ersten Schwärmwelle als Mittel des Objektschutzes zum Schutz gefährdeter Bestände eingesetzt werden. Das gilt deswegen, weil sein Wirkstoff bei niedrigen Temperaturen bereits die volle Wirksamkeit erreicht. Es ist bekannt, dass es bei Fastac Forst® bei Temperaturen über 25 °C zu Wirkungsverzögerungen kommen kann, was erklärt, warum die Buchdrucker bei hohen Sommertemperaturen zum Teil mehrere Stunden ohne getötet zu werden auf dem Netz saßen.

Insektizideinsatz in der Forstwirtschaft darf immer nur eine Ausnahme sein. Bei Gefahr im Verzug, wenn nach Störungen wie Schneebruch, Windwurf oder Trockenjahren auf großer Fläche Stehendbefall droht, könnte der Einsatz des TriNet® eine vertretbare Lösung darstellen, da es einen punktuellen und sachgemäßen Einsatz von Borkenkäferinsektiziden ohne Abdrift und Auswaschung ermöglicht.