Die enge Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niederösterreich im Rahmen eines Projektes zur Förderung von Kurzumtriebsplantagen ermöglichte eine Begleitung von Energie­holzflächen - von deren Begründung bis in den zweiten Umtrieb. Daneben wurden auch Schad­auf­treten in älteren Kulturen sowie Probeneinsendungen aus anderen Bundesländern bearbeitet.

Seit etwa fünf Jahren befasst sich das Institut für Waldschutz des BFW wieder vermehrt mit Energie­holz­flächen. Bereits in den 1970er Jahren, als im Zuge der Energiekrise vor allem der Pappelanbau ein großes Thema wurde, hat sich das Institut schon intensiv mit den Schädlingen und Krankheiten an schnellwüchsigen Baumarten auseinandergesetzt (Christbaummarkt in Österreich).

Kurze Rotationszeiten

Seit damals hat sich vor allem im Bereich der Anzucht des Pflanzenmaterials viel getan. Die neuen Sorten und Klone sind gegen die meisten der damals bedrohlichen Krankheiten resistent oder zumindest tolerant. Auch sind die Umtriebszeiten mit etwa drei bis fünf Jahren, je nachdem ob Weiden- oder Pappelkulturen angelegt werden, deutlich kürzer geworden. Dafür muss der Baumstock aber vier bis fünf Ernten ermöglichen, also über Jahre hinweg sein Ausschlagvermögen erhalten.

Aufgrund dieser kurzen Rotationen ist ähnlich wie bei Christbäumen eine andere Gewichtung der Schäden als in der Forstwirtschaft notwendig. Die meisten Schadfaktoren, die nur Zuwachsverluste verursachen, sind im Forstbetrieb aufgrund des langen Produktionszeitraumes von geringer Bedeutung. In der Christbaum- und Energieholzproduktion ist die Kontrolle gerade dieser Faktoren besonders wichtig, da ein massiver Zuwachsverlust, zum Beispiel durch Kahlfraß, die Wirtschaftlichkeit in Frage stellen kann (mehr zur Christbaumzucht).

Jene Schadfaktoren, die im Wald die Existenz des Baumes bedrohen können, treten aufgrund der kurzen Umtriebszeit in der Energieholzproduktion eher in den Hintergrund. Sie gewinnen erst mit zunehmendem Alter der Stöcke mehr an Bedeutung.

Schadauftreten der letzten Jahre

Es war zu vermuten, dass sich einige der zahlreichen Schadursachen, die an Weiden und Pappeln vor­kommen, sehr rasch auf das groß­flächig einheitliche Nahrungsangebot einstellen werden. Es sind zwar große Kalamitäten durch Pilzkrankheiten oder Insekten bisher ausgeblieben, dennoch haben einzelne Schädlinge bereits deutlich gemacht, welchem Risiko Kurzumtriebsplantagen ausgesetzt sind. Eine Bekämpfung musste nur in einzelnen Fällen durch­geführt werden, hier meist gegen Blattkäfer oder Schädlinge an den Setzhölzern bei der Anlagenbegründung.

Schädlinge bei der Kulturbegründung

Erstaunlich zahlreich waren die Schwierigkeiten bei der Kulturbegründung. Neben zu erwarteten Problemen durch Temperatur- und Niederschlagsextreme standen zwei schädliche Insektenarten im Focus. So traten unerwartet Drahtwürmer (Larven der Schnellkäfer) oder auch Schnakenlarven an antreibenden oder gerade ausgetriebenen Stecklingen auf einzelnen Flächen auf. Der Schaden durch die Drahtwürmer wurde erst zu einem Zeitpunkt festgestellt, als die Larven bereits ihre Entwicklung beendet hatten und eine Bekämpfung nicht mehr möglich war.

Das Auftreten der Schnakenlarven wurde hingegen rechtzeitig entdeckt. Nach Be­stimmung des Schädlings konnte die betroffene Fläche mit einem entsprechenden Insektizid behandelt werden.

Große Bedeutung haben Nage- und Verbissschäden: Vor allem im ersten Jahr nach der Kulturbegründung können Schäden durch Mäuse, Hasen, gelegentlich Biber, Reh- und Rotwild verursacht werden.

Blattkäfer und Blattwespen

Mit dem Einstieg in den Energieholzanbau waren Blattkäfer auf den neu angelegten Flächen zu finden. Obwohl sich die Befallsdichte von Jahr zu Jahr erhöhte, mussten meist keine Maßnahmen ergriffen werden. Nur vereinzelt wurden durch den Roten Pappelblattkäfer stärker befallene Anlagen mit Insektiziden behandelt. Dies war dann notwendig, wenn der Befall sehr früh, bereits zum Zeitpunkt des Austriebes, einsetzte. An Pappeln wurde der Rote Pappelblattkäfer (Melasoma populi), häufig vom Pappelblattroller (Byctiscus populi) begleitet, einem Rüsselkäfer, der – wie aus dem Namen ablesbar - einzelne Blätter für die Eiablage zusammenrollt.
Zusätzlich, und auch an Weiden, waren in unterschiedlicher Zu­sammensetzung zahlreiche kleinere und kleinste Blattkäferarten zu finden, die durch Blattrand- und Lochfraß auffällige Schadbilder produzierten, aber keinen nachhaltigen Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen hatten.

Auf zwei Flächen im Mostviertel wurden Schäden an Pappelkulturen durch Keulhornblattwespen der Gattung Cimbex festgestellt. Die Imagines dieser Wespen ernähren sich von Pflanzensäften: Sie ringeln junge Zweige oder Triebe, um den austretenden Saft aufnehmen zu können. Diese feinen Einschnitte werden normalerweise komplett überwallt. In seltenen Fällen scheint es sekundär zu Pilzinfektionen zu kommen. In deren Folge kommt es hier zu auffälligen Verdickungen der Triebachse, die mechanische Schwach­stellen darstellen und schon bei geringer Belastung brechen können.

Eine andere Blattwespenart, Nematus pavidus, verursachte 2009 Kahlfraß auf einer Weiden-Kurzumtriebsfläche im nördlichen Waldviertel. Anfang August wurden die Raupen dieser Weidenblattwespe in großen Mengen vor allem an dem Klon "Inger" gefunden, der schließlich innerhalb des Monats komplett kahl gefressen war. Im nächsten Jahr waren die beiden anderen Sorten "Tora" und "Tordis" stark befressen, Inger wurde erst später im Jahr und auch nur leicht befallen. Vor allem der Kahlfraß an Inger 2009 hat die Wuchsleistung stark beeinträchtigt. Im Jahr 2010 wurde an zwei weiteren Flächen im Waldviertel ein Befall durch diese Blattwespe festgestellt, der sich allerdings nicht so spektakulär entwickelt hat.

Pilzerkrankungen

Unter den Blattkrankheiten nehmen die Rostpilze, und besonders die Pappelroste (Melampsora spp.), derzeit wohl die bedeutsamste Rolle ein. Das Auftreten von Rostpilzen hängt von der Witterung und An­fälligkeit der Pflanzen gegenüber diesen Pilzen ab. Die Krankheit führt zu vorzeitigem Blattverlust und damit zu Zuwachsverlusten. Außerdem wird die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen andere Schad­faktoren herabgesetzt.

Da auch als resistent geltende Pappel­züchtungen teilweise starken Rostbefall aufweisen, gewinnt dieser Pilz wieder größere Pflanzenschutz-Bedeutung. Nicht zuletzt gilt er als prädisponierender Faktor für den flächigen Ausfall einzelner Kulturen im östlichen Niederösterreich im Jahr 2011. Eine Rost­taxation in einer Versuchsanlage mit 16 verschiedenen Pappelklonen ergab große Unterschiede in der Rostanfälligkeit.