Im August 2007 wurde der Bockkäfer Eburodacrys elegantula (Gounelle, 1909) mit Lianen für den Terrarienbedarf in Wien eingeschleppt. Dieser Käfer stammt wahrscheinlich aus Brasilien und dürfte sich in Österreich aufgrund der derzeitigen Klimaverhältnisse im Winter nicht ausbreiten können. 2005 wurde erstmals die amerikanische Randwanze Leptoglossus occidentalis (Heidemann, 1910) in Österreich gefunden. Zahlreiche Wanzen wurden im Herbst 2007 bei Gebäuden angetroffen.

Bockkäfer Eburodacrys elegantula mit Lianen eingereist

Im August 2007 ging am Institut für Waldschutz des BFW eine Anfrage einer Tierbesitzerin aus Wien ein: Sie hörte im Terrarium ihres Nackenstachlers, einer Agamen-Gattung, Geräusche aus den eingesetzten Klettergehölzen. Gleichzeitig lies die Echse die Löcher in diesen Hölzern nicht aus dem Auge. Kurze Zeit später schlüpfte ein schönes, großes Insekt, das von der Dame richtig als Bockkäfer erkannt wurde.

Die Dame hatte kurz zuvor Lianenstücke im Zoofachhandel als Einrichtung für die Echse gekauft. Sehr häufig kommen diese verholzten Schlingpflanzen aus Südamerika nach Österreich. Obwohl die Menge der importierten Gehölze nicht vernachlässigbar ist, ist eine Kontrolle durch den Österreichischen Pflanzenschutzdienst gesetzlich nicht vorgesehen.

Sie übergab die Lianen dem Institut für Waldschutz. In den Käfigen innerhalb der Quarantänebox schlüpften in den nächsten Wochen sieben Käfer einer exotisch anmutenden Bockkäferart. Mit Literatur über europäische und kleinasiatische Bockkäfer war es möglich, die Käfer dem Stamm Eburiini zuzuordnen.
Nach weiteren Internet-Recherchen konnte der Käfer der Gattung Eburodacrys zugeordnet werden; mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich um Eburodacrys elegantula Gounelle, 1909 (Abbildung 2). Obwohl die hinteren Flecken auf den Flügeldecken unserer Käfer etwas anders angeordnet sind als jene der Referenzen, konnte der Entomologe und Spezialist für Bockkäfer, Steven Lingafelter (USDA, Smithsonian Institution, Washington, D.C.), die Art bestätigten.

Dieser Bockkäfer kommt in Bolivien, Ecuador und Brasilien vor (Lingafelter, pers. Mitteilung; Martins et al. 2006; Wappes et al. 2007). Er besiedelt weite Regionen mit unterschiedlichen Klima- und Habitateigenschaften. Über das Spektrum der Wirtsbaumarten ist wenig bekannt. Wegen der Winterextreme in Österreich wird ein Überleben von Individuen in freier Natur als sehr unwahrscheinlich erachtet.

Randwanze Leptoglossus occidentalis kurz in Österreich

Zahlreiche, ungewöhnlich große Wanzen wurden im Herbst in der Nähe des BFW in Schönbrunn/Wien gefunden. Die Tiere wurden als Leptoglossus occidentalis (Heidemann, 1910) identifiziert, eine zu den Randwanzen gehörende Art, die im Herbst 2005 erstmals für Mitteleuropa an einzelnen Exemplaren in Wien, Kärnten und Tirol nachgewiesen wurde (Rabitsch und Heiss 2005), 2006 auch in Salzburg (Nowotny 2007).

Die 16 bis 20 mm große Wanze ist bräunlich gefärbt, in der Körpermitte weist sie eine feine, quer verlaufende weißliche Zeichnung auf (Abbildung 3). Die Oberseite des Hinterleibs ist gelb bis gelb-orange und nur während des Fluges gut sichtbar. Ein gutes Erkennungsmerkmal ist die auffallende, blattartige Verdickung der Schiene der kräftigen hinteren Beine (Abbildung 4). Auf den Hinterschenkeln finden sich deutlich sichtbare Zähne. Im Gegensatz zu den meisten Verwandten der Randwanze verströmen ihre Stinkdrüsen keinen unangenehmen, sondern einen an Äpfel erinnernden Duft.

Da die Tiere flugfähig sind, ist regional eine Ausbreitung sehr wahrscheinlich. Ein Überleben unter unseren Klimabedingungen erscheint möglich, da sie als adulte Tiere (häufig im Schutz von Gebäuden) überwintern. Die Verschleppung über größere Entfernungen dürfte in verschiedenen Entwicklungsstadien mit Zier- und Forstpflanzen erfolgen.

Bei Leptoglossus occidentalis überwintert das adulte Tier und saugt im Frühjahr an Blüten und Samen. Die weiblichen Wanzen legen die Eier an Nadeln ab. Die jungen Larven ernähren sich anschließend von den sich entwickelnden Zapfen, gelegentlich auch von Nadeln. Nach fünf Larvenstadien häuten sich die Larven zur Imago, die etwa ab August zu finden ist. Als Wirtspflanzen dienen Nadelgehölze, vor allem Kiefern-Arten und Douglasie. Daneben sind diese Wanzen in Europa auch an Picea, Abies, Cedrus sowie an Juniperus beobachtet worden.

Die Art gilt in den USA als Schädling, da sie die Samenproduktion verringern kann. Sie verursacht aber keine äußerlichen Schäden. Es ist derzeit schwierig zu beurteilen, ob diese Art für die österreichische Forstwirtschaft (Stichwort Douglasie) bedeutend werden könnte, die Gefahr einer Massenvermehrung scheint eher gering. Viel wahrscheinlicher ist, dass diese Art als störender Faktor (Lästling) in Städten bei der herbstlichen Quartiersuche wahrgenommen wird.

Kontakt

  • Gottfried Steyrer und Bernhard Perny,
    Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW), Institut für Waldschutz,
    Seckendorff-Gudent-Weg 8, A-1131 Wien, Österreich