Der Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi L., syn. Orchestes fagi L.) kommt bei uns relativ häufig vor, tritt aber nur bei Massenvermehrung deutlicher in Erscheinung.

Bereits im Vorjahr 2013 stieg die von den Forstdienststellen gemeldete Fläche mit der "wirtschaftlich fühlbaren" Schadstufe plötzlich auf 2465 ha (Baden-Württemberg) und 1460 ha (Rheinland-Pfalz) an. Im Frühjahr 2014 zeigten sich nach dem Laubaustrieb erneut Besorgnis erregende Fraßschäden.

Symptomatik

Die Käfer verursachen zunächst Lochfraß an den Blättern. Durch die Blattminen sterben größere Blattbereiche ab. Bei starkem Befall sieht der Bestand in der zweiten Maihälfte wie von Spätfrost geschädigt aus.

Biologie

Der Buchenspringrüssler gehört zur Familie der Rüsselkäfer. Er ist im gesamten natürlichen Verbreitungsgebiet der Buche heimisch und wurde kürzlich nach Nord-Amerika eingeschleppt. Gelegentlich kommt es zu landstrichweisen Massenvermehrungen. Die Larvenentwicklung ist nur an der Buche möglich, jedoch nagen die Käfer gelegentlich auch an anderen Laubbaumarten wie Erle, Birke oder auch Obstbaumarten.

Die in der Bodenstreu oder in Rindenritzen überwinterten, kaum über 2 mm großen Käfer befressen im April/ Mai die sich frisch entfaltenden Buchenblätter. Sie verursachen dort ein schrotschussartiges Befallsbild (Abb. 2, 6).

Die Eiablage erfolgt in verschiedenen Kronenteilen, wobei die Schattenkrone etwas bevorzugt wird. Ein Weibchen legt bis zu 35 Eier, jeweils in die Nähe der Mittelrippe. Von dort aus minieren die jungen Larven zunächst eine Gangmine, die sich im Lauf der Larvenentwicklung verbreitert (Abb. 2) und schließlich zur flächigen Platzmine wird (Abb. 3). Wenn Blattrippen betroffen sind, vergilben die Blätter teilweise oder sie welken ganz oder teilweise ab (Abb. 6).

Die Larven verpuppen sich Ende Mai/ Anfang Juni in einem linsenförmigen Gespinstkokon in der Platzmine. Innerhalb von zwei bis drei Wochen schlüpfen dann etwa Mitte Juni die Jungkäfer massenhaft innerhalb weniger Tage (Abb. 1, 4). Dann kommt es erneut zum Loch- und Rippenfraß, vorzugsweise in der Lichtkrone.

Die Jungkäfer benagen nicht selten auch die Blattstiele, so dass es teils zu vorzeitigem Abfall von grünen Blättern kommen kann. Auch die Buchenmast kann direkt geschädigt und nicht selten zu über 50 % dezimiert werden. Gelegentlich kann es zu Schäden in Obstkulturen am Waldrand kommen, da die Jungkäfer auch hier fressen können.

Vereinzelt findet man Schabefraß an diesjährigen Trieben (Abb. 5). Ob dies jedoch durch den Buchenspringrüssler oder andere Insekten erfolgt, ist nicht klar.

Gegenspieler

Der frappierende Massenwechsel hat verschiedene Gründe, die in der Komplexität schwer zu überblicken sind. Bereits die frisch abgelegten Eier unterliegen vermutlich durch Witterungseinflüsse einer hohen Mortalität. Auch verpilzen die Larven nicht selten, besonders wenn es aufgrund von kühler Witterung zu Entwicklungsverzögerungen kommt. Von Maisner (1974) werden über 20 parasitische Insektenarten als Gegenspieler aufgeführt, wobei wohl die Schlupfwespen und Erzwespen die bedeutendsten sind. Ob auch Vögel (z. B. Meisen) wie bei der Rosskastanienminiermotte den Larven in den Blattminen nachstellen, ist nicht bekannt.

Verwechselungsmöglichkeit

Bei einer Massenvermehrung des Springrüsslers ist das Befallsbild einem Spätfrostschaden nicht unähnlich.

Blattnekrosen an Buche können bei feuchter Witterung auch durch den Pilz Apiognomonia errabundaverursacht oder verstärkt werden.

Mögliche Konsequenzen

Durch die Schädigung der Blattmasse kommt es zu teils deutlichen Zuwachseinbußen. Eine nachhaltige Schädigung der betroffenen Buchen wird jedoch in der Regel nicht beobachtet. Sinnvolle Gegenmaßnahmen sind nicht möglich und nicht erforderlich.