Nach 1½-jähriger Versuchsdauer sind die Ergebnisse hinsichtlich der Fangleistung noch nicht klar. Die Bestimmung von Wirkstoffkonzentrationen (Lambda-Cyhalothrin) im Boden und in Borkenkäfern haben gezeigt, dass bei der Insektizidanwendung ein Vlies eine Bodenkontamination vollständig verhindern kann.

Die in abgetöteten Borkenkäfern gefundenen Pflanzenschutzmittelrückstände sind für im Wald lebende Mäuse eine Gefahr, für Vögel praktisch ungefährlich. Fangtipi ist eine andere Bezeichnung für Fangholzhaufen oder Knüppelfallen. Grob entastete Wipfelstücke werden im Form eines Indianerzeltes - daher "Tipi" - aufgestellt (Abbildung 1), mit Pheromonen bestückt und einem Stammschutzmittel (Insektizid) behandelt. Durch die Begiftung mit einem lang anhaltenden Insektizid werden anfliegende Borkenkäfer abgetötet oder so weit geschädigt, dass sie nicht mehr erfolgreich brüten können; so die Theorie.

Versuchsanlage

Alle Fangtipis wurden in sechswöchigen Intervallen mit 0,2%igem "Karate Forst flüssig" behandelt und mit den Lockstoffen Pheroprax und Chalcoprax bestückt. Bei den Lockstofffallen wurden die Pheromone im gleichen Zeitraum gewechselt. Der Abstand der Fallen betrug zirka 30 Meter zueinander und mindestens eine Baumlänge zum nächst gelegenen Waldrand.

In den Jahren 2008 und 2009 wurde auf mehreren Versuchsflächen die Fangleistung von Fangtipis und Pheromonfallen direkt verglichen. Um die abgetöteten Käfer erfassen zu können, wurde eine Ladenkonstruktion entwickelt (Abbildung 1), mit der die vom begifteten Fangtipi abgetöteten Insekten aufgefangen wurden (Abbildung 2).

Naturschutzrelevante Aspekte

Bei Fangtipis und Pheromonfallen wurden neben den Zielorganismen Buchdrucker (Ips typographus) und Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) auch alle anderen getöteten Insekten erfasst und bestimmt. Zur Überprüfung der Pflanzenschutzmitteleinwirkung auf den Waldboden erfolgte die Mittelausbringung teilweise auf einem handelsüblichen Bauvlies bzw. zum Vergleich direkt über dem Boden.

Anschließend wurden Proben aus dem Humusbereich sowie aus der obersten Bodenschicht (ersten 10 cm) beider Ausbringungsvarianten gezogen und auf Rückstände von Lambda-Cyhalothrin, dem Wirkstoff von "Karate Forst flüssig", analysiert. Zusätzlich wurden zur Abschätzung der Gefährdung von Kleinsäugern und Vögeln, weitere Elemente in der Nahrungskette, auch Rückstandsanalysen in Borkenkäfern durchgeführt.

Vergleich der Fangleistungen

Der Fangzahlenvergleich zwischen Fangtipis und Pheromonfallen ergab 2008 und 2009 kein einheitliches Bild: Während sich 2008 die Fangzahlen der Fangsysteme nur geringfügig unterschieden, fingen die Pheromonfallen im Jahre 2009 - bis auf eine Ausnahme (Buchdrucker in Nasswald/NÖ) - deutlich mehr als die Fangtipis; die Unterschiede fielen beim Kupferstecher noch viel deutlich aus als beim Buchdrucker.

Vergleich der Beifänge

Durch den Insektizideinsatz bei den Fangtipis waren die Beifänge von Nichtzielorganismen und von Nützlingen höher als bei den Pheromonfallen: Im Untersuchungszeitraum (2008 und 2009) wurden durchschnittlich 1,9-6,3 Ameisenbuntkäfer (Thanasimus formicarius) pro Fangtipi getötet, aber lediglich 1,3-5,0 Individuen pro Pheromonfalle gefangen.

Der Gemeine Totengräber (Necrophorus vespilloides) fand sich häufiger in Pheromonfallen (0,70) als in Fangtipis (0,29). Nennenswert ist auch das Verenden von vier Waldeidechsen (Zootoca vivipara) in einem Fangtipi in Nasswald/N; dies dürfte eher auf die Fallenkonstruktion als auf die Insektizidwirkung zurückzuführen sein. Interessant waren auch zahlreiche Beifänge von forstschädlichen Insekten, wie Bockkäfer, Rüsselkäfer und Prachtkäfer, vor allem in den Fangtipis.

Bodenkontamination durch Insektizide

Mit einer einfachen Abdeckung des Bodens mit einem handelsüblichen Bauvlies oder einer Plastikplane lässt sich der Pflanzenschutzmitteleintrag in den Boden weitgehend verhindern.

Insektizidrückstände in Borkenkäfern und Gefahr für Kleinsäuger und Vögel

Bei Mehrfachbestimmungen im Kompetenzzentrum für Rückstandsanalyse der AGES wurden Lambda-Cyhalothrin-Gehalte von 42-62 mg/kg Käfer, im Mittel bei sechs Proben 51 mg/kg Borkenkäfer (Buchdrucker und Kupferstecher gemischt) gemessen. Diese Konzentrationen können für Mäuse und Kleinsäuger gefährlich werden. Für Vögel ist eine wesentlich geringere Toxizität gegeben: Sie müssten das Drei- bis Vierfache ihres Körpergewichtes vertilgen, um mit 50%iger Wahrscheinlichkeit (LD50) daran zu verenden.